Marlene Suson 2
und strahlte unbewußt
eine natürliche Autorität aus. Kein Zweifel, er war der geborene Herr eines großen Landgutes.
Mit einer Frau, die ihm nicht das Wasser reichen konnte.
Die schrille Stimme einer Frau, vermutlich Lady Oldfield, drang aus dem Salon: „Was hat Arlington sich nur dabei gedacht, so eine arme Kolonistin ohne Kinderstube und Verbindungen zu heiraten?“
Meg erstarrte. Sie stand unmittelbar vor der Tür zum Salon, unfähig, auch nur einen weiteren Schritt zu machen.
„Es heißt, sie sei ziemlich unansehnlich“, antwortete eine Männerstimme geringschätzig.
„Wenn man bedenkt, was er damit dem Familienstammbaum antut ... Die Gesellschaft wird die Frau nie akzeptieren, egal wieviel Bälle die Westleighs zu ihren Ehren auf Royal Elms auch geben.“
„Die Herzogin läßt sich nichts anmerken und versucht, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Wieso hat Arlington sich an eine so indiskutable Person gebunden, wo er doch schon immer jede Frau haben konnte, die er nur wollte.“
„Die arme Lady Caroline Taber ist völlig niedergeschmet- tert wegen dieser Ehe“, sagte die schrille Frauenstimme. „Dabei braucht sie sich doch gar keine Sorgen zu machen. Wenn die Grä- fin wirklich so fade ist, wie man sagt, wird Caroline Arlington sicher schon bald wieder das Bett wärmen können.“
Meine Schwester sagt, ‘s gibt keine schönere Frau wie Lady Caroline Taber.
Meg spürte eisige Kälte in sich aufsteigen. Sie konnte sich doch nicht an einen Mann klammern, der sie nicht wollte und der sie bald vernachlässigen würde, um sich seinen schönen Mätressen zu widmen.
Aber sie liebte ihn doch! Sie hatte alles versucht, ihr Herz gegen ihn zu stählen, aber es war vergeblich gewesen.
Arme Meg. Ein so fades Ding wie du wird in einem charman- ten jungen Mann niemals unsterbliche Liebe und Leidenschaft wecken.
Die schreckliche Stimme, die Meg durch Mark und Bein ging, sagte: „Ich hätte gern Fanny Stoddards Gesicht gesehen, als sie erfuhr, daß Arlington wieder in England ist und eine andere ge- heiratet hat. Du erinnerst dich, sie war mit ihm verlobt und ist jetzt sicher vor Wut geplatzt.“
„Wieso? Sie kann sich doch gar nicht beklagen. Immerhin hat sie keine Zeit verloren und sich ziemlich bald nach Arlingtons Verschwinden mit Lord Felix Overend verlobt.“
„Trotzdem war es Arlington, den sie haben wollte. Man erzählt sich, es hätte ihr das Herz gebrochen.“
Ein Dienstbote betrat die Halle. Beschämt, als Lauscherin an der Wand ertappt zu werden, schüttelte Meg die Lähmung ab, die sie befallen hatte, und zwang sich, den Salon zu betreten und sich der kritischen Musterung ihrer Gäste zu stellen.
Ein kurzer, gedrungener Mann erhob sich und machte eine Verbeugung. „Lord Oldfield, zu Ihren Diensten, Lady Arlington. Und dies ist meine Gattin.“ Er nickte zu der Frau hinüber, die sitzen geblieben war. Sie war ziemlich mager, jedoch attraktiver, als Meg angesichts dieser schrecklichen Stimme vermutet hatte. Ihre Ladyschaft musterte Meg mit kalten, ablehnenden Blicken. Als sie damit fertig war, verriet ihr Gesichtsausdruck, daß sie ihre vorgefaßte Meinung über die neue Countess of Arlington bestätigt sah.
„Bitte nehmen Sie doch Platz“, forderte Meg Lord Oldfield auf und setzte sich selbst in einen Sessel ihren Besuchern gegenüber. „Leben Sie hier in der Nähe? Sie müssen entschuldigen, aber ich kenne meine neuen Nachbarn noch nicht alle beim Namen.“
„Wir sind erst gestern spätabends aus London eingetroffen“, antwortete Oldfield hastig.
Meg bemerkte, daß er ihre Frage bezüglich der Nachbarschaft nicht beantwortet hatte, doch sie sagte höflich: „Wie freundlich von Ihnen, mich so rasch nach Ihrer Ankunft in Yorkshire zu besuchen.“
„Wir hörten, daß Sie schon morgen nach Royal Elms abrei- sen“, sagte Oldfield. „Wir konnten Sie doch nicht fahren lassen, ohne Sie in England willkommen zu heißen. Ihr Gemahl ist so ein alter und lieber Freund von uns.“
Das überraschte Meg. Die beiden machten nicht den Eindruck, als wären sie nach Stephens Geschmack.
„Es tut uns unendlich leid, daß wir den Ball nicht besuchen können, den der Herzog und die Herzogin zu Ihren Ehren geben, doch unser Terminkalender ist so voll, daß es uns einfach nicht möglich ist.“ Ein lauernder Blick trat in Lady Oldfields Augen. „Es sei denn, Sie bestehen ausdrücklich darauf, daß wir kom- men. Dann würden wir natürlich alles in unserer Macht Stehende
tun, um es doch zu
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