Marlene Suson 2
Stephen sie an. „Spielt denn die Liebe bei einer Eheschließung eine so große Rolle für Sie?“
„Ja, natürlich! Von einem Ehemann erwarte ich zwei Dinge: Liebe und Treue. Das spielt allerdings keine Rolle mehr, ich werde ja doch nicht heiraten.“
„Wie hätten Sie Ihren Lebensunterhalt bestritten, wenn Sie an der Küste geblieben wären?“
„Als Musiklehrerin.“
„Welche Instrumente spielen Sie denn?“
„Am liebsten Harfe. Aber ich spiele auch Geige und Flöte.“
„Haben Sie ein Instrument mitgebracht?“
Sie hob den Blick von ihrem Maiskuchenteig. „Nur meine Flöte.“
Als Meg Stephen sagte, wie sie hieß, hatte er ihren Namen natürlich nicht mit den Drakes von Ashley Grove in Zusam- menhang gebracht. Er konnte es noch immer nicht fassen, daß Anton Drakes Tochter gezwungen war, unter solch erbärmlichen Umständen ihr Leben zu fristen.
Stephen spielte mit dem Gedanken, Meg die Wahrheit zu sa- gen und ihr zu gestehen, daß er von Hiram Flynt gekauft worden
war. Doch er fürchtete, sie würde ihm nicht glauben, daß er fälschlicherweise in die Schuhe eines Sträflings gesteckt worden war.
„Wenn Sie nicht endlich mit den Erbsen anfangen, wird das nie was“, sagte Meg streng.
Hilflos betrachtete Stephen die Schüssel. Er hätte besser auf- passen sollen, was Meg vorhin mit den Erbsen gemacht hatte. „Ich fürchte, Sie müssen mir erst zeigen, wie man das anstellt.“
Kopfschüttelnd musterte sie ihn. „Haben Sie etwa noch nie gesehen, wie man Erbsen döppt?“
Er war ja noch nicht einmal in einer Küche gewesen. Englische Lords pflegten sich nicht im Küchentrakt aufzuhalten! „Nein“, brummte er, und es war ihm peinlich, wieder wie ein Trottel dazustehen.
Meg kam zum Bett zurück, nahm eine Schote und zeigte ihm, wie man es machte. Sein Blick hing bewundernd an ihren ge- wandten Händen. Sie waren klein, schmal und schön geformt, nun jedoch rauh von einer Arbeit, für die Meg nicht geboren war.
„Haben Sie es jetzt begriffen?“ fragte sie in einem Ton, als wäre er ein hoffnungsloser Schwachkopf.
„Ja, natürlich“, gab er pikiert zurück, obwohl er dessen gar nicht so sicher war.
„Dann ist es ja gut.“ Sie ging zurück zum Tisch.
Stephen versuchte die Spitze einer Schote abzubrechen und den Faden herabzuziehen, wie sie es getan hatte. Doch es ging nicht annähernd so leicht, wie es bei Meg ausgesehen hatte. Ihre Finger waren so flink, während seine langsam und schwerfällig waren. Und die verflixten Erbsen flogen überallhin, nur nicht in den Topf.
Während er sich mit den Erbsen abplagte, wanderten seine Gedanken zu Megs Vater. Er hatte viel von Anton Drake gehört, der von allen gemocht und bewundert wurde.
Stephen hatte auch viel von Drakes einziger Tochter gehört. Sie hatte sich ganz allein um die Verwaltung von Ashley Grove gekümmert, weil ihre Mutter ihre diversen Leiden pflegte. Wenn man den Leuten glauben durfte, hatte Meg ihre Sache ausge- zeichnet gemacht. Im Gegensatz zu ihrer Mutter, war die Tochter genauso beliebt gewesen wie ihr Vater.
Nachdenklich runzelte Stephen die Stirn, während sein Dau- men durch eine geöffnete Schote glitt. In der Zeit, als er für Flynt
arbeiten mußte, hatte er verschiedentlich Gerüchte gehört, daß sein skrupelloser Herr Drakes Erben um Ashley Grove betro- gen hätte. Da Stephen Flynt kannte, hielt er dies durchaus für möglich.
Er fischte nach einer Erbse, die, statt in den Topf zu fallen, im Bett gelandet war. Wenn es ihm gelang, Flynts Betrug aufzu- decken, dann konnten Meg und Josh vielleicht ihren Anspruch auf die Plantage geltend machen. Der Gedanke gefiel Stephen ungemein. Auf diese Weise könnte er den beiden helfen und gleichzeitig Rache an Flynt nehmen, denn der Bastard war un- geheuer stolz darauf, Ashley Grove an sich gebracht zu haben.
Meg ging hinüber zum Kamin. Sie trug wieder diesen häßlichen dunkelgrünen Sack. Stephen stellte sie sich in einem eleganten Seidenkleid vor, wie sie es wohl auf Ashley Grove getragen haben mochte. Er dachte an die verführerischen Linien ihres Körpers, und in seiner Phantasie begann er sie zu entkleiden – erst die- sen scheußlichen Sack, dann den Unterrock und schließlich das Hemd.
Mit den Fingern zog er den Faden an einer Schote herab, doch in Gedanken öffnete er die Bänder ihres Hemdes und schob es von ihren Schultern. Seine lebhafte Phantasie gaukelte ihm ihr Bild vor, wie sie nackt vor ihm stand, und sein Körper reagierte auf der Stelle.
„Was
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