Marlene Suson 2
ihre Fehler be- zahlen.“ Stephen drückte mitleidig Megs Hand. „Erzählen Sie mir von der Plantage Ihres Vaters. Wo lag sie?“
„Am James River.“ Megs Kehle wurde eng bei der Erinne- rung an ihr früheres Heim, ein großes Herrenhaus am Ufer des Flusses. „Wir hatten ein traumhaft schönes Haus mit kostbaren Antiquitäten und Kunstwerken, die mein Vater sammelte.“
Und nun war alles verloren, dank ihrer Mutter und Charles.
„Wie war der Name Ihrer Plantage?“
„Ashley Grove.“
„Ashley Grove!“ Abrupt ließ er ihre Hand los. Sein entgeister- ter Gesichtsausdruck veranlaßte Meg zu der Frage: „Sie haben von ihr gehört?“
„War Anton Drake Ihr Vater?“
„Ja. Woher kennen Sie ihn?“
„Ich . . . ich kenne ihn nicht. Aber er war doch der bedeutendste Pflanzer im ganzen Küstengebiet. Jeder kannte ihn.“
Megs Unterlippe zitterte, als sie daran dachte, wie ihr Vater all die Jahre seines Lebens darauf verwandt hatte, diesen wun- derbaren Besitz für seine Familie zu schaffen. Und nun war alles umsonst gewesen, weil ihre eitle, egoistische Mutter den Kopf verloren und sich einem betrügerischen Mitgiftjäger ausgeliefert hatte.
Ihre Tochter hatte sich geschworen, nie den gleichen Fehler zu machen. Immer wieder rief Meg sich ins Gedächtnis, daß sie
drauf und dran war, ebendiesen Fehler zu machen, wenn sie Stephen Wingate vertraute. Obwohl ihr Herz sie drängte, es zu tun, bewiesen die Male an seinem Körper, daß man ihm nicht mehr trauen konnte als Charles Galloway.
Meg sprang auf und stieß dabei fast den Hocker um. So ei- lig hatte sie es, aus Stephens gefährlicher Nähe zu kommen. „Machen Sie die Erbsen allein fertig.“
Sie ging hinüber zum Tisch und begann, die Zutaten für Maiskuchen abzumessen.
Doch Stephens Neugier war noch nicht befriedigt. „Wenn Sie an der Küste geblieben wären, was hätten Sie dann gemacht? Geheiratet?“
„Nein, ich werde niemals heiraten.“
Stephens dunkle Brauen hoben sich fragend. „Weshalb so grimmig? Haben Ihr Stiefvater und Quentin Sie von allen Männern geheilt?“
„Es waren nicht nur die beiden“, gestand Meg widerstrebend. „Ich hatte auch eine ganze Reihe Verehrer, Söhne von benachbar- ten Plantagenbesitzern, als man noch allgemein davon ausging, daß ich über eine große Mitgift verfüge.“
Meg hatte noch immer die giftige Stimme ihrer Mutter im Ohr: Arme Meg. Ein so fades Ding wie du wird in einem charman- ten jungen Mann niemals unsterbliche Liebe und Leidenschaft wecken. Du bist eine Närrin, wenn du den Antrag vom al- ten Nathan Baylis ausschlägst. Er würde dir zumindest treu sein.
Die Erinnerung an diesen schleimigen Baylis jagte ihr einen Schauder über den Rücken. Sie hatte ihn abgewiesen, und da- für hatte er sich grausam gerächt, indem er Galloway zu ihrem Vormund bestellte.
Selbst ihr Vater hatte ihre Heiratschancen wohl nicht allzu hoch eingeschätzt. Das war wohl auch der Grund dafür, daß er sie stets vor ihren Verehrern gewarnt hatte. Und er hatte recht be- halten. Papa hatte ihr auch wiederholt geraten, nur einen Mann zu heiraten, der sie liebte.
„Es ist trostlos, mit einem Menschen verheiratet zu sein, der dich nicht liebt“, hatte Papa gesagt. Er mußte es ja wissen, denn er hatte eine Frau geheiratet, die nur sich selbst lieben konnte.
Dann hatte er noch gesagt, daß Meg eines Tages einem Mann
begegnen würde, der ihrer würdig wäre. Doch im tiefsten In- nern wußte sie, daß ihr Vater an diese Möglichkeit ebenso wenig geglaubt hatte wie sie selbst.
Sie wollte lieber ledig bleiben, als einen Mann zu heiraten, von dem sie keine Liebe und Treue erwarten konnte.
Diesen Vorsatz durchzuhalten war nicht sonderlich schwer, denn ihr war noch kein Mann begegnet, der ihr Herz erbeben ließ, wie es anderen jungen Frauen offenbar dauernd passierte. Sie hatte geglaubt, gegen solche romantischen Anwandlungen immun zu sein, bis Stephen Wingate in ihr Leben trat.
„Was ist aus diesen Verehrern geworden?“ fragte er leise.
„Nachdem Ashley Grove weg war, waren sie es auch.“ Obwohl Meg keinen von ihnen geliebt hatte, hatte ihr Verhalten sie doch tief verletzt.
„Alle?“ fragte Stephen betroffen.
„Alle bis auf Reverend Peter Burnaby.“ Doch sein Motiv war ebenfalls nicht Liebe gewesen, sondern seine Überzeugung, daß sie eine perfekte Pfarrersfrau abgeben würde.
„Weshalb haben Sie Burnaby abgewiesen?“
„Er hat mich nicht geliebt.“ Und ich liebte ihn auch nicht.
Verblüfft sah
Weitere Kostenlose Bücher