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Marlene Suson 2

Marlene Suson 2

Titel: Marlene Suson 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mitternachts-Lord
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verstehen. Diese schimmernden, blitzenden Münzen verkörperten einen höheren Wert, als die Männer in einem ganzen Jahr härtester Knochenarbeit hier im Grenzland verdienen konnten. Selbst Stephen verspürte die Lockung, die von dem Geld ausging, denn er hätte davon seine Passagen nach England bezahlen können.
    Er trat neben seinen Schwager und fragte leise: „Was willst du setzen, Quentin?“
    Quentin fuhr zusammen und errötete schuldbewußt.
    „Du miese Kröte!“ zischte Stephen ihn an. „Mach, daß du hier rauskommst.“
    Im ersten Augenblick schien Quentin sich widersetzen zu wol- len. Als er dann jedoch sah, wie Stephens Hände sich zu Fäusten ballten, drehte er sich um und verließ mit langen Schritten das Wirtshaus.
    „Wo, zum Teufel, will der hin?“ fragte einer der Fremden, ein drahtiger Mann mit Raubtieraugen. Es paßte ihm offen- bar gar nicht, daß eines seiner potentiellen Opfer ihm ent- wischte.
    „Mein Schwager hat nichts, was er setzen könnte.“
    Die Augen des Fremden wurden noch schmaler. „Wollen Sie seinen Platz einnehmen?“
    „Vielleicht, wenn ich vorher ein paarmal zuschauen kann. Ich kenne das Spiel nicht.“
    „Ist ganz einfach“, meinte der Fremde.
    Er hatte recht. Es wurden an jeden Spieler nur drei Karten ausgeteilt, und man konnte keine weitere Karte kaufen oder ab- werfen. Gewinnen konnte man nur, wenn man gut bluffte. Es war wichtiger, den anderen Spielern den Eindruck zu vermitteln, daß man gute Karten hielt, als sie wirklich zu haben. Stephen hatte bald heraus, daß die besten Puttkarten die Drei, die Zwei und das As waren.
    Ebenso schnell kam er dahinter, daß, wenn die Fremden – deren Namen Tildon und MacLean waren – Karten gaben, ihre Gegner meistens ein schlechtes Blatt hatten.
    Das merkten nach einer Weile auch die anderen, und sie murrten immer lauter, als sie Spiel auf Spiel verloren.
    „Zum Teufel mit Ihnen!“ fuhr Ames Tildon an. „Sie spielen falsch.“

„Ein großes Wort, mein Lieber“, gab der schlitzäugige Fremde bissig zurück. „Das müssen Sie erst mal beweisen. Sie werden sehen, daß an den Karten nichts faul ist.“
    Totenstille senkte sich über den Raum, als Ames die Karten nahm und eine nach der anderen nach Markierungen absuchte. Er konnte nichts finden.
    „Dann werde ich es beweisen“, sagte Stephen ruhig.
    Er nahm die Karten, schob sie zu einem sauberen Stapel zu- sammen und ließ dann die Finger an den Schmalseiten des Packens entlanggleiten. Um seine Mundwinkel zuckte es. Es war genauso, wie er vermutet hatte. „Jetzt werde ich euch, ohne hinzusehen, die besten Puttkarten herauspicken.“
    Er hob von dem Stapel ein paar Karten ab, drehte sie um und zeigte den Leuten die Pik-Zwei. Beim nächstenmal war es die Karo-Zwei.
    Tildon rutschte nervös auf seinem Platz herum und wollte aufstehen, doch Wylie legte ihm die Hände auf die Schultern und drückte ihn wieder hinunter. „Sie bleiben hier.“
    Anschließend hob Stephen die Pik-Drei und die Herz-Zwei ab. Die Karten waren an den Seiten schmaler gemacht worden, so daß nur noch die Zweien und Dreien ihre ursprüngliche Breite hatten.
    Stephen sah Tildon an. „Jetzt fordere ich Sie und MacLean zu einem Spiel heraus. Und diesmal wird es ehrlich zugehen.“
    Schweiß perlte auf Tildons Stirn. Sein Blick huschte zur Tür, als überlegte er, ob es ihm wohl gelang, zwischen den aufgebrachten Siedlern hindurch die Tür zu erreichen.
    „Keine Chance“, sagte Stephen leise. „Sie schaffen es doch nicht.“ Er rief den Wirt herbei. „Bringen Sie uns ein neues Kartenspiel.“
    Als der glatzköpfige, dickbäuchige Wirt seinem Wunsch ent- sprach, ließ Stephen die Finger an den Karten entlanggleiten, untersuchte die Rückseiten und sagte dann zu Tildon und MacLean: „Auf geht’s.“
    Es stellte sich heraus, daß Stephen bei weitem besser bluffen konnte als die beiden Zocker, die plötzlich ungeheuer nervös wurden. Ohne den Vorteil gezinkter Karten waren sie Stephen nicht ebenbürtig. Er gewann alles zurück, was die beiden den anderen Siedlern abgegaunert hatten, und schließlich auch noch ihren eigenen Einsatz.

Brausender Beifall erhob sich von den wie gebannt zu- schauenden Siedlern, als Stephen die beiden Hasardeure völlig ausgenommen hatte. Erst jetzt durften MacLean und Tildon aufstehen und sich davonmachen.
    Als sie zur Tür hasteten, rief einer der Männer, der sein Geld an sie verloren hatte: „Diebisches Lumpenpack! Wir sollten sie dafür aufhängen, was sie uns gekostet

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