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Marlene Suson 2

Marlene Suson 2

Titel: Marlene Suson 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mitternachts-Lord
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Moment, wurde aber gleich wie- der hart. Er wies auf Stephen. „Jetzt sehe ich ihn ja. Gar nicht nötig, ihn vorher schon gesehen zu haben. Die Beschreibung von Mr. Flynts entflohenem Sträfling paßt haargenau auf die- sen Kerl. Deshalb werde ich ihn seinem rechtmäßigen Besitzer wiederbringen.“
    Meg hielt sich die geballte Faust vor den Mund, um nicht laut aufzuschreien. Nicht zu Hiram Flynt! Selbst wenn Stephen log, wenn er tatsächlich Gunnell war, ertrug sie den Gedanken nicht, daß er zu Hiram Flynt zurück sollte. Sie kannte die unmenschli- chen Strafen, die dieser erbarmungslose Mann über geflohene Sträflinge verhängte.
    „Ich habe neulich einen Steckbrief gesehen, auf dem dieser Gunnell beschrieben wurde“, mischte sich Paul Ames ein. „Wenn

ich mich recht erinnere, sieht Wingate dem Kerl überhaupt nicht ähnlich. Sie müssen doch selbst so einen Steckbrief haben, Mister. Können Sie nicht lesen?“
    Reif zog ein Blatt Papier aus der Tasche und entfaltete es. Schweigend hörten die Leute zu, wie er las: „Hat eine deutlich sichtbare rote Narbe über dem linken Auge, verfilzte schwarze Haare bis über den halben Rücken, einen buschigen schwarzen Bart ...“
    Meg schloß die Augen. Was für ein Glück, daß sie Stephen das Haar geschnitten und ihn rasiert hatte, bevor irgend jemand ihn zu Gesicht bekam.
    „. . . dichte schwarze Brauen, auffallend hellblaue Augen, ha- ger und knochig, ungefähr eins achtzig groß.“ Reif brach ab und wies auf Stephen. „Seht ihr nicht die Narbe über seinem linken Auge?“
    „Ist aber nicht rot, und hager ist er auch nicht“, widersprach Ames.
    Nicht mehr, dachte Meg. Stephen hatte seit seiner Ankunft auf der Farm mindestens sechs Kilo zugenommen.
    „Was hatte er an?“ fragte jemand.
    „Ein grobes Flachshemd und eine Hose, die über den Knien abgeschnitten war und von einer Schnur gehalten wurde“, antwortete Reif.
    „Und was für Schuhe?“
    „Überhaupt keine. Er war barfuß.“
    Ames sah Meg an. „War Wingate so angezogen, als er auf Ihre Farm kam?“
    Genauso. Meg fühlte alle Blicke auf sich ruhen, einschließlich Stephens.
    In seinen Augen lag ein Anflug von Unsicherheit und ein stummes Flehen.
    Seine Freiheit, seine Zukunft – ihre gemeinsame Zukunft – sein nacktes Leben . . . alles hing von ihren Worten ab.
    Doch lügen war unrecht, und es widerstrebte ihr zutiefst.
    Sie kämpfte mit ihrem Gewissen. Wäre es nicht ein noch grö- ßeres Unrecht, einen Mann, der möglicherweise sogar unschuldig war, Hiram Flynts Grausamkeit auszuliefern? Niemand, nicht einmal dieser Billy Gunnell, welche Verbrechen er auch began- gen haben mochte, verdiente ein solches Schicksal. Ihr Mund war staubtrocken. Sie befeuchtete die Lippen mit der Zunge und

hoffte inständig, daß ihre Stimme sich fest und klar anhören würde.
    „Nein. Stephen trug ein Wildlederhemd, lange Hosen und Mo- kassins.“ Ihre Stimme klang fester, als sie erwartet hatte. „Er trug keinen Bart, und seine Haare waren schulterlang.“
    Sie sah die Erleichterung auf dem Gesicht ihres Mannes.
    „Sie lügt!“ knurrte Reif.
    „Meg lügt niemals!“ rief Gerda aufgebracht.
    „Nein, das tut sie auch nicht“, bestätigten die anderen.
    Wenn das nur wahr wäre, dachte Meg. Es bedrückte sie, daß sie ihre Freunde irregeführt und ihr Vertrauen mißbraucht hatte. Heilige Madonna, beschützte sie einen Mörder und Sittenstrolch? Hatte sie einen Verbrecher geheiratet?
    Wütend starrte Reif Stephen an. „Von wo behauptest du zu kommen?“
    „Ich behaupte es nicht, sondern ich komme wirklich aus Yorkshire in England.“
    „Ich werde beweisen, daß du Gunnell bist.“
    „Das ist ausgeschlossen, weil ich es nicht bin“, gab Stephen zurück, ohne mit der Wimper zu zucken.
    „Und du kannst nicht beweisen, daß du Stephen Wingate bist“, parierte Reif.
    „Doch, das kann ich. Ich habe einen Bruder, Captain George Wingate. Er ist bei der British Army in New York. Er wird für mich bürgen.“
    „Schätze, dieser ominöse Captain existiert gar nicht“, spottete Reif. „Den hast du dir nur ausgedacht, weil New York so weit weg ist, daß kein Mensch das nachprüfen kann.“
    „Der Mann existiert!“ Charles Bentley, Elizabeth’ Mann, trat vor. „Wir kommen aus New York, und ich habe Captain George Wingate dort kennengelernt. Er hat immer im Laden meiner Eltern eingekauft, und er sagte, daß er aus Yorkshire sei.“ Er streifte Stephen mit einem Seitenblick. „Der Mann hier sieht dem Captain

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