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Marlene Suson 2

Marlene Suson 2

Titel: Marlene Suson 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mitternachts-Lord
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haben.“
    Stephen fühlte sich wie ein König, als er die Münzen zählte, die er vor sich aufgestapelt hatte. Jetzt hatte er mehr als genug, um für drei Passagen nach England zu bezahlen. Endlich würde er in Sicherheit sein.
    Die Verlierer, deren Gesichter düster und verdrossen wirkten, sahen Stephen an. Die beiden Fremden hatten sie zur Ader ge- lassen und ihnen alles abgenommen, wofür sie und ihre Familien so hart gearbeitet hatten.
    Stephen kämpfte mit seinem Gewissen. Es gab keinen Grund, weshalb er das Geld nicht behalten sollte. Er hatte die Siedler nicht betrogen, das waren die Fremden gewesen. Er hatte es den beiden in einem fairen Spiel abgenommen.
    Jetzt gehörte es ihm.
    Doch wenn er die niedergeschmetterten Männer ansah, wußte er, wie schwer sie an ihrem Verlust trugen. Sie werden es nur an einen anderen Glücksritter verlieren. Da kannst du es ebensogut selbst behalten.
    Doch da gab es auch eine andere Stimme in seinem Hinter- kopf: Denk daran, was es für ihre Familien bedeutet. Denk an ihren Verlust, wenn du es ihnen nicht zurückgibst.
    Stephen wußte, wie hart diese Männer und ihre Familien ge- arbeitet hatten, um das zu erwirtschaften, was sie heute verloren hatten. Er wußte nur zu gut, wieviel Schweiß dafür geflossen war.
    Er konnte ihr Geld nicht behalten. Er hätte sich vor sich selbst geschämt.
    Als Stephen den Siedlern ihr verlorenes Geld zurückgab, war er der Held des Tages.
    Doch was ihm danach geblieben war, reichte kaum für seine und Megans Überfahrt. Und ohne Josh würde sie nicht gehen.
    Jetzt mußte Stephen eine Möglichkeit finden, das Geld für eine dritte Passage zu beschaffen. Früher wäre die fehlende Summe für ihn nichts als ein Taschengeld gewesen, kaum der Rede wert.
    Heute bedeutete sie sein Leben und seine Freiheit.

21. KAPITEL
    Zwei Dutzend Wagen und Karren standen auf Wilhelms Lich- tung, als Meg mit ihrem Mann und Josh zum jährlichen Erntedankfest der Siedler eintraf. Stephen trug einen Eisenkessel mit Rehragout, Megs Beitrag zum Festessen.
    Die Männer standen in Gruppen beieinander und unterhiel- ten sich. Ihre Söhne übten sich im Tomahawkwerfen, und die Frauen und Töchter waren emsig damit beschäftigt, die Speisen auf einem langen Brettertisch anzurichten.
    Josh gesellte sich gleich zu den anderen Jungen.
    Gerda kam herbei, um sie zu begrüßen. „Wo ist Quentin?“
    Meg kämpfte die aufsteigenden Tränen nieder. „Er hat sich heute morgen fortgeschlichen, noch bevor wir aufgestanden waren.“
    „So früh ist er noch nie aus den Federn gekrochen“, warf Stephen trocken ein.
    Meg streifte ihn mit einem vorwurfsvollen Blick. „Quentin hat uns eine Nachricht hinterlassen. Er behauptet, Stephen hätte ihm zuviel Arbeit aufgehalst. Deswegen will er zurück an die Küste.“
    Ihr Mann preßte die Lippen zusammen. „Ich habe ihm nicht mehr aufgehalst, als ich selbst tue, Megan.“
    Sie wußte, daß das der Wahrheit entsprach, doch sie war noch so verstört, weil ihr Bruder sich zum zweitenmal fortgestohlen hatte, daß sie einen Teil ihres Kummers an ihrem Mann auslassen mußte.
    „Ich habe nur versucht, einen anständigen Kerl aus ihm zu machen“, sagte Stephen verdrossen. „Hat eben nicht geklappt.“
    Er trat an den Tisch und stellte den Kessel zu den ande- ren Speisen. Ein paar Männer forderten ihn auf, sich ihnen anzuschließen.
    Als Meg dem Mann nachschaute, mit dem sie nun seit einer

Woche verheiratet war, stellte sie erneut fest, wie unglaublich gut er aussah mit seiner hochgewachsenen, schlanken Gestalt, dem pechschwarzen Haar, das in der Sonne glänzte, und den gutgeschnittenen, fast aristokratischen Zügen.
    Dann dachte sie an die Zärtlichkeit und Leidenschaft, mit der er sie jede Nacht geliebt hatte. Sie dachte an das Glück und an die sinnliche Lust, die er ihr schenkte, und ihr Herz schwoll.
    „Dein Mann wird überall als Held gefeiert, seit er den ande- ren im Wirtshaus ihre Verluste zurückgegeben hat“, sagte Gerda, während sie gemeinsam zum Tisch gingen. „Das hätte er nicht zu tun brauchen.“
    „Nein.“ Nur Meg wußte, wieviel ihm das Geld bedeutet hatte. Seine großherzige Tat hatte ihn eine Schiffspassage gekostet. Wenn er das Geld behalten hätte, dann wären sie jetzt bereits alle drei auf dem Weg nach England. Und Stephen wäre in Sicherheit.
    Sie hatte ihn gedrängt, allein zu fahren. Sie und Josh würden bleiben und warten, bis er sie nachkommen ließ. Zu ihrem Er- staunen hatte er sich strikt geweigert.

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