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Marlene Suson 2

Marlene Suson 2

Titel: Marlene Suson 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mitternachts-Lord
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rollten über ihre Wangen herab. „Oh, Stephen, warum hast du mich belogen?“
    Die namenlose Enttäuschung in ihren Augen zerriß ihm das

Herz. „Ich habe dich nicht belogen, Megan. Ich habe dir nur einen Teil meiner Geschichte verschwiegen.“
    Sie krampfte die Hände ineinander. „Welchen Teil?“
    Stephen zog sie auf seinen Schoß und schlang die Arme um sie. Er legte ihr die Hand unters Kinn und hob ihr Gesicht, um ihr in die Augen sehen zu können.
    „Nachdem ich von der Sea Falcon gesprungen war, wurde ich von einem Schiff aufgefischt, das Sträflinge von England nach Virginia brachte. Ein großer Teil der menschlichen Fracht war unterwegs gestorben. Der Kapitän, ein skrupelloses, geldgieriges Subjekt, ließ mich sofort in Ketten legen und gab mir einfach die Identität eines der gestorbenen Sträflinge.“
    „Billy Gunnell?“
    „Ja, Gunnell. Ich hatte keine Möglichkeit zu beweisen, daß ich es nicht war. Nach der Landung wurde ein Teil von uns sofort verkauft. Der Rest wurde an Sklaventreiber übergeben, die mit uns durch die Gegend zogen, bis wir alle verkauft waren.“ Die Erinnerung ließ ihn schaudern.
    „Mein ganzes Leben lang werde ich nicht vergessen, wie de- mütigend es war, wenn die Interessenten mich begutachteten, als wäre ich ein Tier.“ Seine Stimme schwankte. „Sie betasteten und befühlten mich, ich mußte mich sogar nackt ausziehen und den Mund aufreißen, damit sie meine Zähne prüfen konnten. Schließ- lich kaufte Hiram Flynt mich, und dann begann die richtige Hölle.“
    „Warum hast du mir das nicht gleich von Anfang an erzählt?“
    „Weil du mir nicht geglaubt hättest.“ So zweifelnd, wie sie ihn ansah, schien sie ihm nicht einmal jetzt zu glauben. „Ich konnte doch nicht das Risiko eingehen, daß du mich an Flynt verrätst. Ich wäre lieber gestorben, als zu diesem Scheusal zurückzukehren.“
    „Ich hätte dich doch nicht an ihn verraten!“ Tränen schim- merten in ihren Augen. „Ich weiß, wie schrecklich er seine Leute behandelt.“
    Stephen drückte Meg an sich und atmete tief ihren süßen Duft ein. „Mich hat er noch schlimmer behandelt. Ich hatte nämlich das Pech, daß Kate Dunbar ein Auge auf mich geworfen hatte.“
    Überrascht schaute Megan auf. „Du sprichst doch nicht etwa von Lady Katherine, der vornehmen englischen Dame, die Flynt geheiratet hat?“
    Stephen lachte spöttisch auf. „Glaub mir, Kate ist keine Lady.“

„Aber sie ist doch Lord Dunbars Tochter.“
    „Es gibt keinen Lord Dunbar.“
    Megan starrte ihn an, als hätte er den Verstand verloren. „Das kann doch nicht wahr sein.“
    „Ich kenne jeden Lord in England, und einen Lord Dunbar gibt es nicht.“
    „Aber ihr Vater besitzt ein großes Landgut in Bedfordshire. Es heißt Royal Elms. Mr. Thomas, dem eine Plantage in der Nähe von Ashley Grove gehört, hat in einem Buch gelesen, daß Royal Elms eines der größten Landgüter Englands sei.“
    „Stimmt genau, nur gehört es dem Duke of Westleigh, dem hochnäsigsten, arrogantesten Aristokraten im ganzen König- reich.“
    „Aber wenn es keinen Lord Dunbar gibt, wer ist dann Lady Katherine?“
    Stephen erkannte eine Hure auf den ersten Blick, doch er wollte seiner Frau keinen Schock versetzen. „Jedenfalls keine Lady, darauf kannst du dich verlassen. Vermutlich war sie ein depor- tierter Sträfling und ist ihrem Herrn entwischt. Ich nehme an, sie hat als Zofe in einem vornehmen Haushalt gedient und sich auf diese Weise die ,feinen Manieren’ angeeignet.“ Ihre wahre Herkunft war zutage getreten, als sie versucht hatte, ihn mit den üblichen schamlosen Hurentricks zu verführen.
    Er hatte getan, was er konnte, um sie von sich abzulenken, doch vergebens. Dafür hatte er den Kopf hinhalten müssen. Der vor Eifersucht schäumende Flynt hatte Stephen das Leben zur Hölle gemacht, wohingegen die schlaue Kate es so drehte, daß sie straflos davonkam.
    „Hör mir zu, Megan, du warst dabei, als Reif drohte, mit Flynt zurückzukommen, und zwar bald. Ich muß unbedingt vorher von hier verschwinden.“
    Sie zitterte. „Wo willst du hin?“
    „Nach England.“ Er schickte ein Stoßgebet zum Himmel, daß es ihm gelang, sie zum Mitgehen zu überreden. „Ich bin erst si- cher, wenn ich England erreicht habe. Ich habe Wilhelm heute nachmittag die ganze Geschichte erzählt, und er ist der gleichen Meinung.“
    Zu Tode betrübt schaute Megan ihn an. „Dann geh. Noch heute.“
    „Nicht ohne dich, Megan.“ Mit angehaltenem Atem wartete

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