Marlene Suson 3
Welt. Wir standen uns so nahe, sie und ich. Bis Daniela, dieses verfluchte Luder, sie umgebracht hat.“
Obwohl Daniela diese Anschuldigung schon so oft von Basil gehört hatte, tat es immer noch weh.
„Daniela hat nichts dergleichen getan“, knurrte Morgan. „Sie hat sich nicht darum gerissen, geboren zu werden.“
Es überraschte und freute Daniela, daß er sie verteidigte.
„Sie reden genauso dämlich daher wie Crofton, dieser alte Narr“, stieß Basil verächtlich hervor.
Morgans Augen wurden schmal. „Haben Sie eigentlich gar keine Gewissensbisse dem Mann gegenüber, der Sie aufgezogen und gehalten hat wie seinen erstgeborenen Sohn und Erben?“
„Nein, warum sollte ich? Er hatte keinerlei Interesse an mir oder seinen anderen Kindern. Er interessierte sich nur für seine Pferde und die Jagd. Ich finde es nur gerecht, dafür gesorgt zu haben, daß er jetzt auf beides verzichten muß.“
„Ich habe allmählich den Eindruck, daß der Galgen für Sie noch zu gut ist, Houghton“, stieß George Fleming angewidert hervor.
„Ich habe Sie ja gleich davor gewarnt, Parnell nach Green- mont einzuladen“, jammerte Fletcher. „Ich wußte, daß das nur Ärger gibt. Hätten Sie doch auf mich gehört.“
Basil funkelte Morgan an. „Sie sind stolz darauf, alles heraus- gefunden zu haben, was?“
„Alles außer der Kleinigkeit, weshalb Sie mich nach Green- mont eingeladen haben.“
Basil verzog die Lippen und warf Jerome einen haßerfüllten Blick zu. „In Wirklichkeit wollte ich Ihren Bruder treffen. Sie sind bekannt dafür, ein Freigeist zu sein. Ich wollte Sie dazu bringen, sich den Jakobitern anzuschließen, um Sie dann in aller Öffentlichkeit als Verräter bloßzustellen. Dann hätte Ihr Bruder die Nase nicht mehr so hoch tragen können.“
„Hätte ich mir doch denken können, daß eine Schweinerei dahintersteckt.“ Angewidert wandte Morgan sich von Basil ab.
Daniela drückte sich tiefer in ihre Ecke, damit Morgan sie nicht bemerkte.
„Sie können diese Verräter jetzt verhaften“, sagte Morgan zu den drei Agenten der Krone.
Während aller Augen in diesem Moment auf Morgan gerich- tet waren, bemerkte Daniela die verstohlene Bewegung, mit der Basils Hand zu einer Schreibtischschublade glitt. Er griff hinein und holte eine kleine Pistole heraus.
Damit zielte er auf Morgans Rücken.
26. KAPITEL
Daniela war klar, daß Morgan keine Ahnung von der tödlichen Gefahr hatte, in der er schwebte. Sie reagierte, ohne nachzuden- ken. Sie fuhr mit der Hand in die Manteltasche und packte die Pi- stole. Basils Finger spannte sich um den Abzug. Da Daniela keine Zeit mehr blieb, die Hand mit der Waffe aus der Manteltasche zu ziehen, feuerte sie einfach durch den Stoff hindurch.
Sie wollte Basil nicht töten, nur erschrecken, damit er sein Ziel verfehlte.
Der Knall des Schusses hallte durch den Raum, und Basils Hand, die die Pistole hielt, zuckte zur Seite. Im selben Augen- blick löste sich auch der Schuß aus seiner Waffe. Basil ließ die Pistole los, die mit einem dumpfen Poltern zu Boden fiel, und griff sich an den verletzten Arm.
Seine Kugel hatte den Ärmel von Morgans Mantel durchschla- gen und war in der Lehne eines Sofas steckengeblieben. Daniela schätzte, daß sie Morgans Arm nur um Haaresbreite verfehlt hatte. Hätte sie nicht auf Basil geschossen, dann wäre Morgan tödlich getroffen worden.
Morgan griff blitzschnell zu seiner Waffe und wirbelte zu Basil herum. Ein Blutfleck breitete sich auf dessen Ärmel unterhalb der Schulter aus.
Danielas Magen hob sich, und sie fürchtete, sich übergeben zu müssen. Sie hatte geglaubt, nie auf einen Menschen schießen zu können. Als sie dann jedoch sah, daß Basil im Begriff war, Morgan zu töten, hatte sie nur noch daran gedacht, den Mann, den sie liebte, zu retten.
Verwirrt schaute Morgan zu seinen Gefährten hinüber, aber auch die waren offensichtlich völlig überrascht. Jerome war der einzige, der die Hand an der Waffe hatte, aber gefeuert hatte er auch nicht.
Daniela drückte sich so fest an die Wand, wie sie nur konnte, um Morgans scharfem Blick zu entgehen, mit dem er den Raum
nach dem Mann absuchte, der den ersten Schuß abgegeben hatte. Den Schuß, der sein Leben gerettet hatte.
Als sein Blick auf Daniela fiel, weiteten sich seine Augen. Für den Bruchteil einer Sekunde sah Daniela Überraschung darin aufblitzen und noch etwas anderes, doch schon im nächsten Moment wurde sein Gesicht hart und abweisend.
„Verdammt noch mal,
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