Marlene Suson 3
König nimmt es dir ausgesprochen übel, daß du die Verschwörung nicht aufdecken konntest.“
„Herrje, ich war doch nur zwei Wochen dort!“
„Darauf habe ich ihn auch hingewiesen, aber der König ist nun mal kein geduldiger Mensch. Er hat getobt, als er erfuhr, daß eine große Geldsumme von den Verschwörern aus Warwickshire vor drei Monaten nach Rom geschafft wurde.“
„Guter Gott! Das ist wahrscheinlich das Geld, das Walter Briggs in Greenmont unterschlagen hat.“
„Wer ist Briggs?“
„Greenmonts Verwalter. Er verschwand vor rund drei Mona- ten mit fünfzigtausend Pfund und hat das Landgut damit fast in den Ruin getrieben.“
Jerome zog die Brauen zusammen. „Aber der Betrag war dop- pelt so hoch, hunderttausend Pfund. Wer in Warwickshire könnte die andere Hälfte beigesteuert haben?“
Morgan dachte an die Londoner Zeitung, die er in der Ge- heimkammer auf Merrywood gefunden hatte, und an Wiltons Be- hauptung, diese Kammer sei seit Jahren nicht benutzt worden. „Möglicherweise Sir Jasper Wilton. Er ist angeblich ein Jakobi- ter-Sympathisant und stand mit Briggs auf freundschaftlichem Fuß, aber ...“
„Aber was?“ bohrte Jerome.
„Mir hat er gefallen.“ Normalerweise konnte Morgan sich auf seinen Instinkt verlassen, doch jetzt fragte er sich, ob Wilton ihn vielleicht doch getäuscht hatte. „Er ist ein offener, sympathischer Mann und sagt seine Meinung frei heraus – oder zumindest das, was er als seine Meinung deklariert. Er kam mir nicht wie ein Jakobiter vor.“
„Wo ist Briggs jetzt?“
„Er muß der Kurier gewesen sein, der das Geld nach Italien gebracht hat.“ Morgan schaute hinab auf seine Stiefel, die von dem langen Ritt völlig verstaubt waren. „Was will der König, das ich jetzt tun soll?“
„Nichts. Er hat Neville Griffin mehr oder weniger gezwungen, wieder in seine Dienste zu treten, und schickt ihn jetzt an deiner Stelle nach Warwickshire. Griffin war alles andere als erbaut davon.“
Morgans Kopf ruckte hoch. Griffin war einst Leiter des kö- niglichen Spionagedienstes, bevor er sich selbständig gemacht hatte. Jerome hatte seine Dienste in der Vergangenheit mehrfach in Anspruch genommen und war immer sehr zufrieden mit ihm gewesen.
„Der König verzichtet also auf meine Mitarbeit.“ Die Folgen eines solchen Entschlusses konnten für Morgan sehr nachteilig sein. „Was bedeutet das für mein Anliegen?“
„Ich fürchte, Old George wird es dir jetzt verwehren.“
Jeromes Worte waren für Morgan wie ein Hieb in den Magen.
„O verflucht! Wir müssen ein Gesuch an den König einreichen, damit er uns eine Audienz gewährt und ich ihm meinen Fall noch einmal vortragen kann.“
Morgan wollte verdammt sein, wenn er den Traum seines Le- bens aufgab. Ausgerechnet jetzt, da er in Reichweite gerückt war.
17. KAPITEL
Daniela folgte Rachel in ein luxuriöses Gästezimmer mit gel- ben Brokatvorhängen an den Fenstern und dem Himmelbett. Die Einrichtung wirkte ausgesprochen feminin. Noch nie zuvor hatte Daniela in einem so exquisiten Zimmer geschlafen.
„Da Morgan Sie entführt hat, nehme ich an, daß Sie nur die Kleider dabei haben, die Sie am Leib tragen“, sagte Rachel.
„Da haben Sie leider recht.“ Daniela schaute an ihren staub- bedeckten Sachen hinab. Die Herzogin findet mich sicher un- möglich, dachte sie niedergeschlagen. „Sie sind gewiß entsetzt über meinen Aufzug, Euer Gnaden.“
„O nein! Ich gestehe, daß ich beim Reiten selbst am liebsten Hosen tragen würde.“ Rachel lächelte spitzbübisch, und sofort erschienen wieder die Grübchen in ihren Wangen. „Und ich ver- sichere Ihnen, Sie sind entschieden züchtiger bekleidet, als ich es war, als Jerome mich entführte. Ich trug damals nur ein Hemd und meinen Morgenrock.“
„Der Herzog hat Sie entführt?“ Daniela konnte kaum glau- ben, daß der stolze, strenge Mann so etwas getan haben sollte.
Sie mußte sich allerdings eingestehen, daß er ihr gegenüber heute auch nicht stolz und streng gewesen war, sondern freund- lich und warmherzig. Dabei mußte ihr Aufzug und Morgans Bericht ihn entsetzt haben. „Seine Gnaden muß Sie über alles geliebt haben.“
Rachels Lächeln vertiefte sich. „Vielleicht ist ein solches Be- nehmen charakteristisch für die Parnell-Männer, wenn sie sich verlieben. Erst Jerome und jetzt Morgan.“
„Aber Morgan liebt mich nicht. Er will mich nur als Mätresse.“ Danielas Geständnis schien Rachel zu amüsieren.
„Ach, wirklich? Und Sie glauben
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