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Marlene Suson 3

Marlene Suson 3

Titel: Marlene Suson 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mitternachts-Rächer
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das Bücherregal rechts von der Tür.
    Daniela bewunderte insgeheim seinen elastischen, federnden Gang und das Spiel der Muskeln unter dem Justaucorps, als er den Arm hob und nach einem Buch griff. Sie ertappte sich bei dem Wunsch, mit der Hand über seinen Rücken zu streichen, doch sofort rief sie sich zur Ordnung.
    Morgan zog ein Buch aus dem Regal. „Hier haben wir es schon.“
    Daniela nahm es ihm ab und las dann die Titel der anderen Bücher im Regal. Obwohl Jerome ja bereits gesagt hatte, daß Morgan eine beachtliche Sammlung besaß, überraschte es Da- niela doch, wie umfangreich sie war. „Die hast du doch nicht etwa alle gelesen?“
    „Selbstverständlich.“ Er grinste jungenhaft.
    „Warum?“ fragte sie unumwunden. Was in aller Welt ver- anlaßte einen reichen Aristokraten wie ihn, sich mit solchen Themen zu befassen?
    „Weil die Materie mich interessiert.“
    Bevor Daniela noch weitere Fragen stellen konnte, sagte Mor- gan: „Gehen wir lieber zurück in den Salon. Rachel und Je- rome werden mittlerweile zurück sein und sich fragen, wo wir abgeblieben sind.“
    Doch als sie in den Salon kamen, waren der Herzog und die Herzogin noch nicht wieder da. Morgan unterhielt Daniela mit amüsanten Anekdoten über seine Vorfahren. Offenbar wollte er sie davon abhalten, weitere Fragen über sein soziales Engage- ment zu stellen.
    Als Rachel und Jerome zurückkamen, griff der Herzog wie- der zur Gitarre. Er begann zu spielen, und die anderen be- gleiteten ihn mit ihrem Gesang. Nun, da Jerome es nicht mehr darauf anlegte, seine Kinder in den Schlaf zu singen, wählte er lebhaftere Stücke, wobei er freilich immer wieder eine Ballade einstreute.
    Während Daniela aus voller Kehle mit den anderen sang, kam ihr zum Bewußtsein, wieviel heiterer und schöner das Leben hier auf Royal Elms war als auf Greenmont.
    Der Herzog schaute von seiner Gitarre auf. „Was soll ich jetzt spielen?“
    „Ich denke, nichts mehr“, meinte seine Frau. „Ich bin sicher,

daß unser Gast nach der beschwerlichen Reise völlig erschöpft ist.“
    Das stimmte. Hinzu kam, daß Daniela am nächsten Morgen vor Tau und Tag aufstehen mußte. Trotzdem bedauerte sie zutiefst, daß der Abend nun zu Ende war.
    „O ja, natürlich.“ Jerome legte die Gitarre aus der Hand. „Wie unüberlegt von mir. Bitte verzeihen Sie mir, Lady Daniela.“
    Sie lächelte ihm zu. „Da gibt es nichts zu verzeihen. Ich kann mich nicht erinnern, je einen so schönen, harmonischen Abend verlebt zu haben wie heute.“ Und das entsprach der Wahrheit. Dabei hatte sie sich so davor gefürchtet, zum Dinner hinunter- zugehen! Jetzt wünschte sie, sie könnte länger auf Royal Elms bleiben, doch das war leider unmöglich. Die Familien der Gru- benarbeiter brauchten Hilfe, und die würden sie nur von ihr bekommen.
    Als Daniela mit der Herzogin den Salon verließ, schaute sie an ihrem Kleid hinab. „Sie sind viel zu großzügig gewesen, Euer Gnaden. Wie kann ich mich je dafür revanchieren?“
    Ihre Gastgeberin zwinkerte ihr zu. „Indem Sie mich Rachel nennen.“
    Danielas Abneigung gegen diese liebenswerte Frau hatte sich schon im Laufe des Abends in nichts aufgelöst.
    Doch ihr geheimer Kummer wurde immer größer. Es war so offenkundig, weshalb Morgan Rachel liebte. Welcher Mann hätte ihr auch widerstehen können?
    Die Herzogin begleitete Daniela zu ihrem Zimmer. Dort an- gekommen, schaute sie sich prüfend um. „Haben Sie alles, was Sie brauchen?“
    „O ja, danke. Sie sind wirklich überaus freundlich zu mir.“
    Rachel musterte Daniela mit einem forschenden Blick. „Sie sind in Morgan verliebt.“ Es war eine Feststellung, keine Frage.
    „Merkt man das so deutlich?“
    Rachel lächelte. „Ich schon. Hat er um Ihre Hand angehalten?“
    „Nein, und das wird er auch nie tun.“ Danielas Stimme zitterte. „Sie sind doch die Frau, die er liebt.“
    Bestürzt sah Rachel sie an. „Aber er liebt mich nur wie eine Schwester, Daniela.“
    „Nein, ich bin sicher, daß es ihm das Herz gebrochen hat, als Sie seinen Bruder heirateten. Hätten Sie das nicht getan, dann hätte Morgan ganz gewiß um Sie angehalten.“
    „Sie irren sich, Daniela.“

„Ich wünschte, es wäre so.“
    Danielas Worte hatten Rachel sichtlich aus der Fassung ge- bracht. Sie drehte sich zum Ankleidetisch um und schob abwe- send Kamm und Bürste zurecht.
    Nach einer Weile gespannten Schweigens drehte sie sich um und sah Daniela offen an. Der entschlossene Ausdruck auf ihrem Gesicht verriet

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