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Marlon, die Nummer 10

Marlon, die Nummer 10

Titel: Marlon, die Nummer 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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sehnlichsten Wunsch. Einen Wunsch, der absolut wahnwitzig war und von dem ich trotzdem hoffte, dass er in Erfüllung ging: Ich wollte aus dem Krankenhaus raus und das mit einem gesunden Knie. Ich wollte Fußball spielen. Ich wollte, dass es die Wilden Fußballkerle auch noch nach der Kinderfußball-Weltmeisterschaft gab!
    Doch es passierte nichts. Leon ließ sich nicht blicken. Ich schleppte mich durch die Zeit wie durch klebrigen Honig, doch Heiligabend fiel aus.
    Der frühe und der späte Nachmittag zogen sich wie warmer Kaugummi in die Länge. Und dann erschien auch noch sie: die Schreckliche Berta. Die Obernachtschwester begann ihren Dienst, und mit ihr erhielt die Station einen Drachen, der mich wie eine Prinzessin bewachte.
    Die Schreckliche Berta war einsachtzig groß und genauso breit und so tief. Sie war ein lebendiger Quader, eine aus einer Anakonda und einem Sumo-Ringer zusammengepresste, mächtige Wand. Sie rollte die ganze Nacht durch die Flure und sie verkündete jedem, der es noch nicht wahrhaben wollte: Weihnachten fällt nicht nur dieses Jahr aus. Du wirst es nie mehr erleben!
    Ich lag in meinem Bett und starrte gegen die Wand. Mein Herz hatte ein Loch und durch das entwich meine Kraft. Ich fühlte mich wie ein Fußball, den man in einen Stacheldrahtzaun gekickt hat. Und mit diesem Gefühl schlief ich ein.
    Ich fiel in einen dunklen, traumlosen Schlaf. Die Nacht schloss mich in ihrer Finsternis ein, und ich hatte Angst, dass ich nie mehr aufwachen würde. Da rief mich jemand beim Namen.
    „Hey, Marlon! Hörst du mich? Marlon! Wach auf!“
    Doch die Stimme kam von viel zu weit her. Ich erkannte sie nicht. Und ich spürte auch nicht die Hände auf meiner Schulter. Sie rüttelten mich.
    „Hey, Marlon! Wach auf! Wir haben es eilig. Komm schon, du Klugscheißer! Ich bin’s, dein Bruder. Der, der dich immer umbringen will! Und der das gleich auch verflixt noch mal tut, wenn du nicht sofort aufstehen willst.“
    Leon rüttelte und schüttelte mich. Doch dann gab er auf.
    „Kacke verdammte! Ich krieg ihn nicht wach!“, fluchte er und drehte sich zu den Wilden Fußballkerle n herum, die sich außer ihm noch in meinem Krankenhauszimmer befanden.
    Maxi „Tippkick“ Maximilian hockte cool auf dem Boden. Fabi, der schnellste Rechtsaußen der Welt, saß falsch herum auf dem Stuhl und verschränkte die Arme über der Lehne. Vanessa, die Unerschrockene, lehnte lässig an der Wand und Felix, der Wirbelwind, wartete im Schneidersitz auf dem Tisch daneben. Sie sahen aus wie eine Räuberbande kurz vor dem Coup. Sie wirkten so wild wie noch nie und sie waren zu allem entschlossen. Doch momentan boykottierte ich ihren Plan und deshalb plusterte sich Raban, der Held, auf dem Schrank in der Ecke wie ein Maikäfer auf.
    „Verflixte Hühnerkacke! Jetzt tu endlich was, Felix!“, zischte der Junge mit der Coca-Cola-Glas-Brille. „Gleich kommt die fette Schwester zurück und dann verstopft sie den Flur. Ihre Kaffeepause dauert nur noch 15 Minuten.“
    Der Wirbelwind schaute auf die Uhr über der Tür. Er hatte alles geplant. Er trug die Verantwortung für das Unterfangen und jetzt war es schon Viertel nach fünf. In spätestens zehn Minuten mussten sie das Zimmer verlassen, aber ich schlief immer noch wie ein Stein.
    Felix runzelte die Stirn. Er nahm seine Aufgabe mehr als todernst.
    „Es tut mir leid, Vanessa“, sagte er und schaute sie an, „aber es muss wohl so sein. Du musst ihn küssen.“
    Leon, Maxi, Fabi und Raban fiel der Kinnladen auf die Brust. Ja, und auch Vanessa lehnte überhaupt nicht mehr lässigan der Wand. „Jetzt und sofort?“, hakte sie nach.
    „Nein. Wenn es geht, noch etwas schneller!“, drängteder Wirbelwind und schaute noch einmal besorgt auf die Uhr.
    Da biss sich Vanessa auf die Lippen. Sie gab sich einen Ruck und ging auf mich zu. Widerwillig beugte sie sich zu mir herab. Sie schürzte ihre Lippen zum Kuss. Doch dann, kurz bevor ihr Mund meinen berührte, hielt sie noch einmal an. Ihre Augen verengten sich zu ganz engen Schlitzen und sie bekam diesen Blick, für den sie einen Waffenschein brauchte.
    „Ich warne dich, hörst du!“, zischte Vanessa. „Auch wenn du mich jetzt nicht hörst. Aber wenn du das hier auch nur einen Hauch persönlich verstehst, dann bring ich dich um!“
    Sie schoss einen Laserblitz auf mich ab und dann küsste sie mich. Sie küsste mich direkt auf den Mund.
    Leon, Fabi, Raban und Maxi stockte der Atem, doch ich fuhr entsetzt aus dem Schlaf.
    „Igitt! Bäh!

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