Mars 01 - Die Prinzessin vom Mars
Einstellung wie damals, als mir der andere Krieger meine erste Ausrüstung gebracht hatte. Nun wurde mir zum ersten Mal bewußt, daß mein Kampf im Audienzsaal für meinen Gegner tödlich verlaufen war.
Damit wurde auch der Grund für die allgemeine Einstellung mir gegenüber deutlich. Ich hatte mir sozusagen meine Sporen verdient, nach jenem rauhen Recht, das die Angelegenheiten auf dem Mars immer regelte und mich den Mars unter anderem als Planet der Widersprüche bezeichnen läßt. Man erwies mir die Ehren, die dem Sieger gebührten und verlieh mir die Ausrüstung und die Position des Mannes, den ich getötet hatte. Ich besaß wahrhaftig Befehlsgewalt auf dem Mars, und wie ich später erfuhr, resultierte daraus meine Freiheit. Deswegen hatte man mich im Audienzsaal geduldet.
Als ich mich umwandte, um die Habseligkeiten des toten Kriegers in Empfang zu nehmen, bemerkte ich, daß Tars Tarkas und einige andere auf uns zukamen. Ersterer blickte mich spöttisch an und fragte: »Du sprichst die Sprache von Barsoom sehr flüssig für jemanden, der uns gegenüber noch vor einigen Tagen taubstumm war. Wo hast du sie gelernt, John Carter?«
»Du selbst bist dafür verantwortlich, Tars Tarkas, da du mir eine bemerkenswert gute Lehrerin gegeben hast; ich verdanke mein Wissen Sola«, erwiderte ich.
»Sie hat gute Arbeit geleistet«, entgegnete er. »Dennoch bedarf deine Erziehung noch der Vervollkommnung. Weißt du, was deine unerwartete Tollkühnheit dich gekostet hätte, wenn du keinen der beiden Anführer getötet hättest, deren Ausrüstung du nun an dir trägst?«
»Ich nehme an, daß einer von ihnen mich umgebracht hätte«, antwortete ich lächelnd.
»Nein, da irrst du. Nur in Notwehr würde ein Marsmensch einen Gefangenen töten. Wir heben sie uns lieber für andere Zwecke auf.« Sein Gesicht sprach Bände über die Möglichkeiten, die man besser schnell vergaß.
»Nur eine Sache kann dich nun retten«, fuhr er fort. »Sollte Tal Hajus dich in Anerkennung deines bemerkenswerten Mutes, deiner Grausamkeit und deines außergewöhnlichen Könnens für wert erachten, ihm zu Diensten zu sein, würde man dich als voll berechtigten Thark in unsere Gemeinschaft aufnehmen. Bis wir das Hauptquartier von Tal Hajus erreichen, soll dir nach Lorquas Ptomels Willen für dein Handeln die gebührende Achtung zuteil werden. Du wirst von uns wie ein Befehlshaber von Thark behandelt, doch darfst du nicht vergessen, daß jeder Anführer deines Ranges dafür verantwortlich ist, dich unserem mächtigen und erbarmungslosen Herrscher unversehrt zu übergeben. Ich habe gesprochen.«
»Ich habe gehört, Tars Tarkas«, antwortete ich. »Wie du weißt, stamme ich nicht aus Barsoom, eure Gewohnheiten sind nicht die meinigen, und ich kann auch zukünftig nur so handeln wie bisher, in Übereinstimmung mit meinem Gewissen und nach den Regeln meines eigenen Volkes. Wenn du mich gehen läßt, werde ich in Frieden gehen. Wenn nicht, sollen die Bewohner von Barsoom, mit denen ich zu tun habe, entweder meine Rechte als Fremder respektieren, oder sich mit den etwaigen Folgen auseinandersetzen. Eines kann ich dir jedoch versichern: Was auch immer ihr mit dieser unglückseligen jungen Frau letztendlich zu tun beabsichtigt, wer sie in Zukunft verletzt oder beleidigt, muß damit rechnen, sich mir gegenüber dafür zu rechtfertigen. Ich verstehe, daß Gefühle wie Großzügigkeit und Liebenswürdigkeit für euch nicht zählen. Für mich sind sie jedoch wichtig, und ich kann auch eure tapfersten Krieger davon überzeugen, daß diese Eigenschaften die Fähigkeit zu kämpfen nicht ausschließen.«
Normalerweise bin ich kein großer Redner, auch hatte ich mich nie zuvor zu schwülstigen Äußerungen hinreißen lassen. Doch ich hatte den Grundton in der Seele der grünen Marsmenschen gesucht und gefunden, denn meine leidenschaftliche Rede beeindruckte sie offenkundig zutiefst, und sie nahmen mir gegenüber danach eine noch ehrfürchtigere Haltung ein.
Tars Tarkas schien meine Antwort zufriedenzustellen, doch seine knappe Antwort blieb mehr oder weniger rätselhaft. »Und ich denke, ich kenne Tal Hajus, Jeddak von Thark.«
Nun wandte ich meine Aufmerksamkeit Dejah Thoris zu, half ihr auf, wandte mich mit ihr dem Ausgang zu, und ignorierte dabei völlig die wartenden Harpyien und fragenden Blicke der Anführer. War ich nicht auch ein Anführer? Dann wollte ich auch die Verantwortung eines solchen übernehmen. Sie belästigten uns nicht weiter, und so
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