Mars 01 - Die Prinzessin vom Mars
den Fuß auf ihren Körper, wandte sich an den versammelten Rat und brach in ein dröhnendes und mitleidsloses Gelächter aus.
Einen Augenblick lang glaubte ich, Tars Tarkas würde ihn totschlagen, auch verhieß der Anblick von Lorquas Ptomel gegenüber dem Unhold nichts Gutes, doch die Stimmung verflog, das alte Ich erlangte bei ihnen wieder die Überlegenheit und sie lächelten. Dennoch war bemerkenswert, daß sie nicht laut lachten, denn nach dem Humorverständnis der grünen Menschen war die Handlung des Grobians eigentlich ungeheuer spaßig.
Ich habe jetzt einige Augenblicke darauf verwendet, einen Teil des Geschehens niederzuschreiben. Das bedeutet nicht, daß ich eine solch lange Zeit untätig geblieben wäre. Ich denke, ich muß das Kommende geahnt haben, denn mir fällt ein, daß ich bereits zum Sprung angesetzt hatte, als ich ihn zum Schlag ausholen sah, und noch bevor die Hand ihr nach oben gewandtes, flehentlich blickendes Gesicht traf, war ich unterwegs.
Kaum ließ er sein schreckliches Gelächter zum ersten Mal erschallen, da war ich schon auf ihm. Der Unhold war zwölf Fuß groß und bis an die Zähne bewaffnet, aber ich glaube, ich hätte es in meiner Wut mit dem ganzen Saal aufnehmen können. Ich sprang nach oben, und als er sich auf meinen Warnschrei hin umwandte, schlug ich ihn mitten ins Gesicht. Er griff zu seinem Dolch, und auch ich zückte meinen, sprang wieder hoch, hakte mich mit dem einen Bein an seinem Pistolengriff fest und packte mit der linken einen seiner riesigen Hauer, während ich ihm einen Dolchstoß nach dem anderen in die Brust versetzte.
Er konnte seinen Dolch nicht nutzen, da ich zu nahe bei ihm war. Auch gelang es ihm nicht, die Pistole zu ziehen. Das stand auch in scharfem Gegensatz zu der Sitte auf dem Mars, die es untersagte, einen Krieger des eigenen Stammes im Zweikampf mit einer Waffe zu bekämpfen, mit der man nicht angegriffen worden ist. Eigentlich konnte er nur versuchen, mich loszuwerden. Er tat dies mit aller Kraft, doch umsonst. Trotz seines massigen Körpers war er, wenn überhaupt, nur wenig stärker als ich, und es dauerte lediglich ein oder zwei Augenblicke, bis er leblos und blutüberströmt zu Boden sank.
Dejah Thoris hatte sich etwas aufgerichtet und den Kampf mit großen, überraschten Augen verfolgt. Als ich wieder auf den Füßen stand, nahm ich sie auf die Arme und trug sie zu einer der Bänke an einer Seite des Saales.
Wieder griff kein Marsmensch ein. Ich riß einen Streifen Seide von meinem Umhang und versuchte, das Blut zu stillen, das ihr aus der Nase strömte, mit gutem Erfolg, denn ihre Verletzungen waren kaum mehr als gewöhnliches Nasenbluten, und als sie sprechen konnte, legte sie mir die Hand auf den Arm, blickte mich an und sagte: »Warum hast du das getan? Du, der du mir in der ersten Stunde meines Leidens nicht einmal den freundlichen Erkennensgruß entbotest! Du riskierst dein Leben und tötest um meinetwillen einen deiner Kameraden. Ich verstehe das nicht. Welch seltsamer Mensch bist du, daß du mit den grünen Marsmenschen verkehrst, obwohl du aussiehst wie jemand aus meinem Volk, während deine Hautfarbe nur ein wenig dunkler ist als jene der weißen Affen. Sag mir, bist du ein Mensch oder mehr als ein Mensch?«
»Das ist eine seltsame Geschichte«, erwiderte ich. »Sie ist zu lang, um sie dir jetzt zu erzählen, und von einer Art, daß ich sie selber nicht für wahr halten kann und nicht zu hoffen wage, daß andere sie mir glauben. Gib dich im Augenblick damit zufrieden, daß ich dein Freund bin, und soweit es unsere Bewacher erlauben, dein Beschützer und Diener.«
»Dann bist auch du ein Gefangener? Warum besitzt du dann die Waffen und den Schmuck eines Befehlshabers von Thark? Wie ist dein Name? Wo befindet sich dein Land?«
»Ja, Dejah Thoris, auch ich bin ein Gefangener, mein Name ist John Carter und ich nenne Virginia meine Heimat, einen der Vereinigten Staaten von Amerika auf der Erde. Warum man mir erlaubt, Waffen zu tragen, weiß ich nicht, auch war mir unbekannt, daß meine Insignien die eines Anführers sind.«
An dieser Stelle wurden wir von einem Krieger unterbrochen, der Waffen, Ausrüstung und Schmuck trug, und binnen einer Sekunde hatte sich eine ihrer Fragen erübrigt. Mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Ich sah, daß man meinem toten Gegner die Ausrüstung abgenommen hatte, und erkannte in dem drohenden und gleichzeitig respektvollen Auftreten desjenigen, der mir diese Trophäen überreichte, dieselbe
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