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Mars 01 - Die Prinzessin vom Mars

Mars 01 - Die Prinzessin vom Mars

Titel: Mars 01 - Die Prinzessin vom Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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ihnen erkannte ich Sarkoja. Nun war mir klar, wie sie bei der Anhörung am vorhergehenden Tag anwesend sein konnte, von der sie den Insassen unseres Schlafraumes in der letzten Nacht berichtet hatte. Ihre Haltung gegenüber der Gefangenen war äußerst barsch und brutal. Wenn sie sie festhielt, drückte sie ihre Nägel in das Fleisch des armen Mädchens oder kniff sie auf sehr schmerzhafte Weise in den Arm. Mußten sie den Platz wechseln, versetzte sie ihr entweder einen heftigen Stoß oder schob sie unsanft vor sich her. Sie schien an dieser armen, hilflosen Kreatur all den Haß, die Grausamkeit, die Wildheit und den Groll ihrer neunhundert Jahre auszulassen, die sich in ihren wilden und brutalen Vorfahren im Laufe von Jahrhunderten angesammelt hatten.
    Die andere Frau war weniger grausam, eher vollkommen gleichgültig, und hätte man die Gefangene ihr allein überlassen, wie es des Nachts zum Glück der Fall war, hätte sie diese normal behandelt oder überhaupt nicht beachtet.
    Als Lorquas Ptomel die Gefangene ansprechen wollte, fiel sein Blick auf mich, und er wandte sich mit Worten und Gesten des Unwillens an Tars Tarkas. Dieser gab eine Antwort, die ich zwar nicht hören konnte, die Lorquas Ptomel jedoch ein Lächeln entlockte. Danach schenkten sie mir keine weitere Beachtung.
    »Wie ist dein Name?« fragte Lorquas Ptomel die Gefangene.
    »Dejah Thoris, Tochter des Mors Kajak von Helium.«
    »Welcher Art war eure Expedition?« setzte er fort.
    »Sie diente ausschließlich wissenschaftlichen Zwecken. Unsere Gruppe wurde vom Vater meines Vaters, dem Jeddak von Helium, ausgesendet, um die Luftströme neu zu verzeichnen und die Dichte der Atmosphäre zu prüfen«, erwiderte die hübsche Gefangene mit leiser und wohlklingender Stimme.
    »Wir waren auf einen Kampf nicht vorbereitet, da wir uns auf einer friedlichen Mission befanden, wie unsere Fahnen und die Farben unserer Fahrzeuge zeigten«, fuhr sie fort. »Die Arbeit, die wir verrichteten, lag ebenso in eurem Interesse wie in unserem, denn ihr wißt sehr wohl, daß es ohne unsere Bemühungen und unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse auf dem Mars nicht einmal genug Luft und Wasser für einen einzigen Menschen gäbe. Jahrhundertelang haben wir die Luft- und Wasserversorgung ohne nennenswerte Verluste auf praktisch demselben Punkt gehalten, und das trotz eures brutalen und dummen Widerstandes.
    Warum nur könnt ihr nicht lernen, mit euresgleichen in friedlichem Einvernehmen zu leben, warum geht ihr seit Jahrhunderten eurem endgültigen Aussterben entgegen und unterscheidet euch dabei nicht sehr von den stummen Kreaturen, die euch dienen! Ein Volk ohne Schrift, ohne Kunst, ohne Heimat, ohne Liebe, Opfer eines uralten, schrecklichen Gemeinschaftssinnes. Ihr besitzt alles gemeinschaftlich, sogar eure Frauen und Kinder, und im Ergebnis gehört euch überhaupt nichts. Ihr haßt einander, wie ihr alles außer euch selbst haßt. Kehrt um, lebt wie eure Vorfahren, tretet in das Licht der Freundlichkeit und Gemeinsamkeit. Der Weg steht euch offen, die roten Menschen reichen euch die Hand, um euch zu helfen. Gemeinsam können wir noch mehr tun, um unseren sterbenden Planeten neu zu gestalten. Die Enkelin des größten und mächtigsten der roten Jeddaks fragt euch. Werdet ihr kommen?«
    Lorquas Ptomel und die Krieger blieben schweigend sitzen und blickten die junge Frau einige Augenblicke nach ihrer Rede forschend an. Was in ihren Köpfen vor sich ging, weiß kein Mensch, doch ich glaube, daß sie ernsthaft bewegt waren, und wenn ein Mann von Bedeutung unter ihnen stark genug gewesen wäre, sich den Bräuchen zu widersetzen, hätte dieser Moment den Beginn einer neuen und mächtigen Ära auf dem Mars bezeichnet.
    Ich sah, wie Tars Tarkas sich erhob um zu antworten, ein Ausdruck auf seinem Gesicht, wie ich ihn noch bei keinem grünen Marskrieger gesehen hatte. Es sprach von einem mächtigen inneren Kampf mit sich selbst, mit dem Erbe, mit jahrhundertealtem Brauchtum, und als er den Mund auftat, erhellte für einen kurzen Moment ein beinahe gütiger, freundlicher Schein sein finsteres und furchteinflößendes Gesicht.
    Welche bedeutenden Worte ihm auch über die Lippen kommen sollten, sie wurden nie gesprochen, da in diesem Augenblick ein junger Krieger, der offensichtlich die Gedankengänge der älteren Männer spürte, von den Stufen des Podiums sprang und der zierlichen Gefangenen einen kräftigen Schlag ins Gesicht versetzte, der sie zu Boden stürzen ließ. Dann setzte er

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