Mars 02 - Die Götter des Mars
Fünfhundert Mann kämpften dort an diesem Tag, die schwarzen Männer gegen die roten. Niemand bat um Gnade oder gab Pardon. Sie kämpften wie in stillem Übereinkommen, als wollten sie ein für allemal ihr Recht auf Leben behaupten entsprechend dem Wolfsgesetz des Sieges des Stärkeren.
Ich glaube, wir alle wußten, daß das Verhältnis dieser zwei Rassen für immer vom Ausgang dieses Kampfes abhing. Es war eine Auseinandersetzung zwischen dem Alten und dem Neuen, doch ich zweifelte nicht im geringsten am Endergebnis. Mit Carthoris an meiner Seite stritt ich für die roten Menschen von Barsoom und für ihre völlige Befreiung aus dem Würgegriff ihres gräßlichen Aberglaubens.
Wir wogten kämpfend im Raum hin und her und versanken schließlich knöcheltief im Blut. Die Toten lagen so dicht, daß wir während des Gefechts die halbe Zeit auf ihnen standen. Als wir zu den großen Fenstern drängten, die auf die Gärten von Issus blickten, bot sich mir ein Anblick, daß mich eine Woge der Glückseligkeit durchlief.
»Schaut hin!« sagte ich. »Männer der Erstgeborenen, schaut hin!«
Der Kampf hörte eine Weile auf, weil jeder in die Richtung blickte, in die ich wies. Kein Mann der Erstgeborenen hätte sich träumen lassen, jemals zu sehen, was sich dort abspielte.
Quer durch die Gärten zog sich von einer Seite zur anderen eine wankende Linie schwarzer Krieger, während hinter ihnen eine gewaltige Horde grüner Krieger auf ihren mächtigen Thoats sie zurückdrängten. Während wir noch zuschauten, ritt einer von ihnen, der noch grimmiger und furchteinflößender blickte als seine Kampfgenossen, von weiter hinten nach vorn und rief seiner grauenerregenden Legion einen wilden Befehl zu.
Das war Tars Tarkas, Jeddak von Thark, und als er seine riesige, vierzig Fuß lange, eisenbeschlagene Lanze einlegte, sahen wir seine Krieger dasselbe tun. Nun erkannten wir, was er befohlen hatte. Zwanzig Yards trennten jetzt die grünen Männer von der schwarzen Linie. Auf ein weiteres Wort des großen Thark griffen die grünen Krieger mit einem wilden, grauenerregenden Schlachtruf an. Die schwarze Linie hielt einen Augenblick stand, doch nur kurz - dann preschten die schaudererregenden Tiere mit ihren gleichermaßen fürchterlichen Reitern durch sie hindurch.
Ihnen folgte ein Utan der roten Männer hinter dem anderen. Die grüne Horde zerbrach und umringte den Tempel. Die roten Männer stürmten ins Innere, und nun wandten wir uns um, um den unterbrochenen Kampf fortzusetzen, doch unsere Feinde waren verschwunden.
Mein nächster Gedanke galt Dejah Thoris. Ich rief Carthoris zu, ich hätte seine Mutter gefunden, und machte mich eilends auf den Weg zu dem Gemach, wo ich sie verlassen hatte, wobei mein Junge mir dichtauf folgte. Hinter uns kam die kleine Streitmacht, die die blutige Auseinandersetzung überlebt hatte.
Als ich den Raum betrat, erkannte ich sofort, daß jemand hier gewesen war, seit ich ihn verlassen hatte. Ein Seidentuch lag auf dem Fußboden. Vorher war es nicht dort gewesen. Auch lagen ringsum ein Dolch und mehrere Stücke Metallschmuck verstreut, als habe jemand sie dem Träger im Kampf abgerissen. Das Schlimmste war jedoch, daß die Tür zu den Gruben, wo ich meine Prinzessin verborgen hatte, offen stand.
Mit einem Satz war ich dort. Ich stieß sie weiter auf und stürmte hinein. Dejah Thoris war verschwunden. Ich rief immer wieder laut ihren Namen, erhielt jedoch keine Antwort. Ich glaube, in dem Moment stand ich am Rande des Wahnsinns. Zwar erinnere ich mich nicht, was ich sagte oder tat, doch ich weiß, daß mich einen Augenblick lang tollwütige Raserei erfaßte.
»Issus!« rief ich. »Issus! Wo ist Issus! Durchsucht den Tempel, doch niemand soll ihr ein Haar krümmen außer John Carter. Carthoris, wo befinden sich die Gemächer von Issus?«
»Hier entlang«, sagte der Junge. Ohne sich zu überzeugen, daß ich ihn gehört hatte, stürmte er mit halsbrecherischer Geschwindigkeit weiter ins Innere des Tempels. Wie schnell er auch lief, ich war dennoch neben ihm und drängte ihn zu noch größerem Tempo.
Schließlich gelangten wir an eine große, mit Schnitzwerk versehene Tür. Carthoris rannte einen Fuß vor mir hinein. Hier bot sich uns ein Anblick, wie ich ihn schon einmal im Tempel vor Augen gehabt hatte - der Thron von Issus mit den halb liegenden Sklaven, und ringsherum die Reihen der Soldaten.
Wir gaben den Männern nicht einmal eine Chance, das Schwert zu ziehen, so schnell fielen wir über sie
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