Mars 02 - Die Götter des Mars
Anlegestelle befand, überwachten. Schließlich fiel mir etwas ein.
»Wie sind Name und Titel des diensthabenden Offiziers dieser Wachen?« fragte ich den Jungen.
»Ein Mann namens Torith hatte Dienst, als wir an diesem Morgen hier eintrafen«, entgegnete er.
»Gut. Und wie heißt der Kapitän des Unterseebootes?«
»Yersted.«
Ich fand eine leere Depesche in der Kajüte und schrieb darauf folgenden Befehl:
›Dator Torith: Bring diese beiden Sklaven sofort nach Shador zurück!
Yersted'
»Damit wird der Rückweg einfacher«, sagte ich lächelnd, als ich dem Jungen den gefälschten Befehl überreichte. »Komm, wir werden sehen, wie es funktioniert.«
»Aber unsere Schwerter!« rief er aus. »Wie sollen wir erklären, daß wir bewaffnet sind?«
»Da wir das nicht erklären können, sollten wir sie hinter uns zurücklassen«, erwiderte ich.
»Ist es nicht zu vermessen, uns allein und unbewaffnet wieder in die Hände der Erstgeborenen zu begeben?«
»Es ist der einzige Weg«, antwortete ich. »Du kannst mir glauben, daß ich einen Weg aus dem Gefängnis von Shador finde, und ich denke, wenn wir erst einmal draußen sind, werden wir uns mühelos wieder bewaffnen können, in diesem Land, in dem es von bewaffneten Männern nur so wimmelt.«
»Wie du meinst«, entgegnete er mit einem Achselzucken. »Du hast mein vollstes Vertrauen, ich würde niemand anderem folgen. Komm, laß uns ausprobieren, ob deine List funktioniert.«
Die Schwerter hinter uns zurücklassend, kletterten wir unerschrocken aus der Luke des Bootes und schritten zum Hauptausgang, wo ein Posten stand und wo sich das Gemach des Dators der Wachmannschaft befand.
Bei unserem Anblick sprangen die Wachposten überrascht auf und hießen uns, die Gewehre auf uns gerichtet, stehenbleiben. Ich hielt einem von ihnen die Botschaft entgegen. Er nahm sie, sah, an wen sie gerichtet war, wandte sich um und überreichte sie Torith, der aus seinem Gemach kam, um nach dem Grund des Tumults zu sehen.
Der Schwarze las den Befehl und sah uns einen Augenblick in offenkundigem Argwohn an.
»Wo ist Dator Yersted?« fragte er. Ich bekam einen Heidenschreck und schalt mich innerlich einen Dummkopf, das Unterseeboot nicht versenkt zu haben. Das hätte die Lüge bekräftigt, die ich auf den Lippen hatte.
»Sein Befehl lautete, sofort wieder zur Anlegestelle des Tempels zurückzukehren«, entgegnete ich.
Torith machte einen halben Schritt in Richtung des Eingangs zur Anlegestelle, als ob er sich von der Wahrheit meiner Geschichte vergewissern wollte. Einen Augenblick lang hing alles am seidenen Faden, denn hätte er gesehen, daß das leere Unterseeboot noch an seiner Stelle lag, wäre die ganze Lügengeschichte aufgeflogen, die ich ausgeheckt hatte. Offenbar gelangte er jedoch schließlich zu der Überzeugung, daß der Befehl echt war. In der Tat bestand wenig Grund zum Zweifel, da er es nie für möglich halten würde, daß zwei Sklaven sich freiwillig auf solche Weise in die Gefangenschaft begeben würden. Der Plan gelang aufgrund seiner Aberwitzigkeit.
»Wart ihr an dem Sklavenaufstand beteiligt?« fragte Torith. »Wir haben lediglich kümmerliche Berichte über ein solches Ereignis erhalten.«
»Alle waren beteiligt«, entgegnete ich. »Doch ist nur wenig herausgekommen. Die Wachen waren in der Übermacht und haben die Mehrheit von uns getötet.«
Diese Antwort schien ihn zufriedenzustellen. »Bringt sie auf Shador«, befahl er einem seiner Untergebenen. Wir begaben uns an Deck eines kleinen Bootes bei der Insel und legten nach wenigen Minuten in Richtung Shador ab. Hier geleitete man uns in unsere jeweiligen Zellen zurück, mich zu Xodar, und den Jungen in die seine, die Türen wurden verriegelt und wieder waren wir Gefangene der Erstgeborenen.
Der Aufbruch in die Freiheit
Xodar lauschte mir voll ungläubigen Staunens, als ich ihm von den Vorfällen bei den Feierlichkeiten von Issus in der Arena berichtete. Auch wenn er bereits seine Zweifel hinsichtlich des heiligen Wesens von Issus' geäußert hatte, konnte er es offensichtlich noch immer nicht so richtig fassen, daß man sie mit dem Schwert in der Hand bedrohen konnte, ohne von ihrem alleinigen Gotteszorn in tausend Stücke gerissen zu werden.
»Das ist der endgültige Beweis«, sagte er schließlich. »Mehr bedarf es nicht, um in mir den letzten Rest meiner abergläubischen Vorstellungen und des Glaubens von der Göttlichkeit Issus' zu zerstören. Sie ist nur eine boshafte, alte Frau, die seit
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