Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mars Live

Mars Live

Titel: Mars Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
hatte.
     
    »Das ist wie in The Dating Game«, sagte Greetings zu Jeffries, während sie den Kudsu in HAB No. 2 hackten. »Ich hab’ mir gedacht, daß vielleicht, wenn sie zusammen Urlaub machen… Sie wissen schon. Sie haben sich scheiden lassen, als ich acht Jahre alt war. Und jetzt hat Markson diesen Jungen angeheuert, daß er mein Freund sein soll. Was soll er denn machen, mir Liebesbriefe schreiben? Glauben Sie, er ist ein Filmstar?«
    »Nein. Er ist höchstens ein Schauspieler«, sagte Jeffries. »Wenn er ein Mitglied der Vier-Und-Zwanzig-Familien wäre, hätten sie seinen Namen erwähnt.«
     
    »Das ist also die berühmte Kamera«, sagte Natascha Kirow. Fonda-Fox richtete sie in alle Winkel des Stalin-Salons, während sie Tee machte. »Warum drehen Sie nicht ein paar Meter ab, während Glamour schläft?«
    »Ich wüßte gar nicht, wo ich anfangen sollte«, erwiderte Fonda-Fox. »Ich sehe so ein Ding zum ersten Mal. Der Demogorgon ist keine Kamera, technisch gesehen. Er macht keine ›Aufnahmen‹. Er digitalisiert und speichert Licht und formt und baut dann daraus Bilder. Er macht Schluß mit der Notwendigkeit der Beleuchtungsüberwachung und selbst der Aufnahmewiederholung, da er eine Szene speichern und manipulieren kann, ja sogar das Bild eines Schauspielers, indem er zuvor Gespeichertes ausbaut und auswertet. Sobald man eine bestimmte Menge an Bildern eingegeben hat, kann man einen Schauspieler alles tun lassen, was man möchte, selbst wenn der Schauspieler es in Wirklichkeit niemals getan hat.«
    »Was hält Sie – oder die anderen – dann noch davon ab, Schauspieler ganz und gar abzuschaffen?«
    »Die Gewerkschaft. Nur die Gewerkschaft.«
     
    Natascha Kirow und Fonda-Fox trafen Jeffries und Greetings im Gang an. »Genug Gestrüpp gestutzt«, sagte die Kirow. »In ein paar Stunden schlafen wir sowieso wieder. Die anderen sollen auch noch etwas zu tun haben. Folgen Sie mir, ich möchte Ihnen etwas zeigen.«
    Am Ende des langen Achsengangs, der in ›südlicher‹ Richtung vom Stalin-Salon wegführte, war eine kleine runde Tür. Man hatte den Eindruck, daß sie sich drehte. Sie öffnete sich zu einer kleinen Kuppel aus klarem Plexiglas mit einem einzigen Liegesitz in der Mitte. Die vier Reisenden krochen hinein. Die langen Tragbalken strebten über einen Kilometer weit geradewegs nach hinten zum fernen Antrieb hinter dem Schutzschild. Das Observatorium hatte ebenso wie die Brücke einen Kreiselmechanismus, so daß sich die ganze phantastische spinnenhafte Konstruktion vor einem unbeweglichen Sternenteppich drehte. Nur hier bekam man eine echte Vorstellung davon, wie groß die Mary Poppins in Wirklichkeit war.
    Und wie klein.
    »Das hier nennt sich das südliche Observatorium«, erklärte die Kirow. »Während meiner Ausbildungszeit auf diesem Schiff habe ich beinahe ein Jahr lang im Orbit gelebt, und ich pflegte hierherzukommen, wenn ich allein sein wollte. Selbst auf einem Schiff dieser Größe ist es im Weltraum nicht einfach, einen Platz zum Alleinsein zu finden – wie Sie alle inzwischen sicher erfahren haben.«
    Greetings deutete zum hellsten Stern. Er war blauweiß, wie ein Tropfen Brunnenwasser, der im Raum hing. »Da ist die Erde!«
    Natascha Kirow schüttelte den Kopf. »Das ist die Venus. Von hier aus können wir die Erde nicht einmal sehen.«
    Danach senkte sich ein langes Schweigen über die vier herab.
     
    Nach dem Abendessen untersuchte Jeffries die Schlafenden ein weiteres Mal und gab die Neutra-Neutrali-sierungs-Cocktails aus. Dann verschwand er. Natascha Kirow hinterließ für Sweeney und Markson die Botschaft, daß sie sich zur Ruhe begeben habe, und verabschiedete sich von Fonda-Fox und Greetings, die im Stalin-Salon Karten spielten, da sie schläfrig wurde. Sie verspürte den Wunsch, allein zu sein, also ging sie zum südlichen Observatorium, doch sie traf Jeffries an, der bereits mit Ahab in den Armen dort saß und zu den Millionen kalter Sterne hinausblickte.
    Sie war nahe dran, sich umzudrehen und wieder zu gehen, doch dann tat sie es doch nicht. »Was bedeuten die Buchstaben S. C. in Ihrem Namen?« fragte sie, nachdem sie eine Weile schweigend dagesessen hatten.
    »Sundiata Cinque.«
    »Nennt Sie irgend jemand Sundiata oder Cinque?«
    »Weder das eine noch das andere. Seit dreißig Jahren nicht.«
    Natascha Kirow war von dem Anblick der langen Streben des Schiffes, die sich langsam im Nichts drehten, wie hypnotisiert. Wie ein Stock in einem Teich; nein, einem Meer. Sie hing

Weitere Kostenlose Bücher