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Mars Live

Mars Live

Titel: Mars Live Kostenlos Bücher Online Lesen
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gefilmt zu werden, daß ihn, als der Demogorgon plötzlich verstummte, ein plötzlicher Kälteschauder überkam. »Wohin gehen Sie, Glamour?«
    »Ich will Markson anrufen. Ich habe eine Idee.«
     
    Neun Tage.
    Ungeduldig wie ein Liebender schwebte Jeffries, eingehüllt in einen Schlafsack, durch das dunkle südliche Observatorium auf seinem Beobachtungsposten. Er döste. Er wachte auf. Er döste, während sich weit unter ihm der rote Planet drehte. Alle sieben Stunden erschien Olympus Mons am Horizont, mit seinem Schneegestöber, das sich vorwitzig durch die Staubwolken zeigte wie eine Brustwarze durch ein aufreizendes Kleid. Bald folgten ihm die anderen Tharsis-Vulkane, jeweils drei in einer Reihe. Sechsmal so hoch wie der Mount Everest, die höchsten Berge im Sonnensystem, waren sie die einzigen Kennzeichen, die auf der Oberfläche sichtbar waren, die einzigen Merkmale, an denen sich die Drehungen des Planeten und die Umkreisungen des Schiffs ablesen ließen.
    Ahab, der nicht schlief, saß schwerelos auf seinem Schoß.
     
    Neun Tage.
    Bass beschäftigte sich andauernd mit allem möglichen, um zu vermeiden, daß er depressiv würde. Nur für den Fall, daß sich der Sturm legte und der zweite Filmstar aufwachte, wurde die Ziolkowski bereitgemacht. Bass stattete das Innere der Landefähre mit einer Bordküche aus, und Fonda-Fox, der sich allmählich an die Außenbordaktivitäten gewöhnte, half ihm beim Verkabeln und Einstellen der Retroraketen. Der Drehzapfen des Flügels wurde gelöst, und der Auftriebsverstärker an der Leitkante des Flügels wurde überprüft. »Diese Klappen werden als Lesznos bezeichnet«, sagte Bass. »Benannt nach der Stadt in Polen, wo sie erfunden wurden. Das Größte seit der Erfindung der Tragflächen: es wird angenommen, daß sie den Auftrieb unter Schallgeschwindigkeit verdreifachen. Natürlich wurden sie noch nie in der Marsatmosphäre erprobt.«
    »Natürlich«, sagte Fonda-Fox, der genügend Filme gesehen hatte, um Bass’ Pessimismus als Teil des glücksbringenden Rituals eines vorzüglichen Piloten zu erkennen.
    »Wenn sie nicht funktionieren, stürzen wir wie ein Stein ab«, sagte Bass.
    »Wie ein Stein«, wiederholte Fonda-Fox, wobei ihm ein warmes Gefühl der Sicherheit in die Knochen kroch.
    Zehn Tage.
    »Ich bin bei ihrer Mutter«, sagte Markson, »und wir arbeiten daran. Disney-Gerber ist ausreichend interessiert, um die Suche zu finanzieren, nachdem sie das zusammengeschnittene Filmmaterial, das Glamour vor zwei Tagen heruntergeschickt hat, gesehen haben. Das bedeutet, daß wir nach New Mexico gehen müssen, und…«
    »Wessen Mutter? Was für eine Suche?« fragte Greetings aus einer Ecke des Stalin-Salons, wo sie den Samowar mit einem Laser-Putzer reinigte.
    »Schschsch!« sagte Glamour.
    »Wir arbeiten einen Ersatzplan aus, da Beverly Glenn einfach nicht aufwachen will«, flüsterte Fonda-Fox.
    »…nicht aufwacht, kann die Kleine an ihrer Stelle runtergehen, meine ich, aber…«
    »OmeinGott!« sagte Greetings. Wenigstens würde sie nicht allein auf dem Schiff zurückbleiben.
    »…werden einen Vertrag unterschreiben, vorausgesetzt, ich kann ihnen Filmmaterial von der Oberfläche zeigen. Wenn sich also der Sturm nicht legt, könnte die ganze Sache in Frage gestellt werden. Kommen!«
     
    Elf Tage.
    Natascha Kirow glitt in das südliche Observatorium und drückte sich, ohne zu fragen, eine Tasse Tee aus Jeffries Thermosbehälter. Negativ ionisiert, haftete der Tee am Boden ihrer positiven Tasse. Der Raum war kalt wie eine Kathedrale, und der öde, staubverhüllte Mars verdeckte den Himmel wie eine dreckige Glasscheibe.
    »Sind Sie nach Ihrem Vater benannt?«
    »Häh?«
    »Hieß Ihr Vater Sundiata Cinque?« fragte die Kirow.
    Jeffries sah sie erstaunt an. »Woher wissen Sie das? Wo haben Sie jemals etwas über ihn gehört?«
    »Ich stamme aus Rußland, erinnern Sie sich? Am Gymnasium erfuhren wir einiges über die Schwarzenbewegung und die politischen Gefangenen in den USA. Wenigstens so lange, bis die Vereinigten Staaten und Rußland dicke Freunde wurden. Ich erinnere mich, daß er während der Tumulte 1995 verhaftet wurde, als die Afrikanische Bruderschaft und alle anderen Untergrundgruppen…«
    »Er ist im Gefängnis gestorben. Das ist das einzige, was ich weiß.«
     
    Am frühen Morgen des zwölften Tages hatte Jeffries seinen Traum.
    Der Planet war in Dunkelheit gehüllt, wie es dreimal täglich der Fall war, doch diesmal, als die Morgendämmerung 5600 Kilometer

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