Mars Live
ihn nicht abkürzen dürfe. Sundiatas kamen in der Navy nicht sehr weit.
Jeffries Hintern war kalt.
Er hockte sich neben einer Düne auf die Fersen und blickte über die Tharsis-Ebene, die dunkel unter einem unvertrauten Himmel lag. Die Konstantin Ziolkowski war der einzige helle Fleck in einer Welt der Dunkelheit, unter einer Million strahlender Sterne. Die Erde war in dieser Szene nicht erkennbar, ja nicht einmal vorstellbar. Das Dreieck aus gelbem Licht, das durch die seitliche Fensterluke der Ziolkowski auf den Sand fiel, sah nah und warm aus. Ein Schatten bewegte sich im Innern, und Jeffries verspürte einen plötzlichen, unerwarteten – unerwünschten, genauer gesagt – Schwall von Zugehörigkeit zu den Männern und Frauen, die mit ihm hierhergekommen waren, und mit jenen, die zurückgeblieben waren: den Menschen auf der Erde. Eine halbe Million Jahre lang hatten sie von ihrem Planeten hinausgeschaut, wie aus einer Gefängniszelle; weil sie so allein waren, hatten sie mit den Tieren gesprochen und den Himmel mit Göttern bevölkert. Und jetzt war da ein Fußabdruck am Strand. Nun waren sie nicht mehr allein.
Und er war der einzige, der das wußte.
Jeffries hatte während seines ganzen Lebens danach getrachtet, Abstand zu den Menschen zu halten, und jetzt hatte er das Gefühl, als umringten sie ihn und warteten darauf, daß er spräche. Natascha Kirow hatte ihm nahegelegt, nichts über die Lehmproben verlauten zu lassen, jedenfalls fürs erste, doch auf Dauer durfte die Sache nicht geheimgehalten werden. Das ging alle Erdenbewohner etwas an, die lebenden und die toten; aber wer repräsentierte die Menschheit? Die Regierung der USA? Unwahrscheinlich. Smithsonian-Nabisco? Die Russen? Die UN?
Zum erstenmal seit fünfundzwanzig Jahren wünschte sich Jeffries, sein Vater würde noch leben. Vielleicht würde dessen Philosophie diesem weltgroßen Problem gerecht.
Er blickte zum Himmel hinauf. Welcher Planet war die Heimat des Mannes in der Pyramide? Jeffries war überzeugt davon, daß es nicht der Mars war. Nein, der Mann mit den Rastalocken war ein Reisender wie er selbst…
»Jeffries!« Es war Natascha Kirow, die aus dem Kopfhörer seines Kommunikators sprach.
»Okay, okay, bin schon unterwegs«, sagte er.
»Wir haben soeben einen Anruf von der Mary Poppins bekommen. Ihre Patientin Beverly Glenn ist dran. Sie ist aufgewacht und will mit Ihnen reden.«
7
»Sie ist bemerkenswert ruhig für jemanden, dessen Schiff im Begriff ist, mit einem Mond zusammenzuprallen«, flüsterte Jeffries Natascha Kirow zu, während sie Beverly Glenns Herzschlag auf dem Bildschirm überwachte. Es war Morgen. Der Filmstar war kurz nach dem Anruf am Abend wieder in Schlaf gesunken, und dies war Jeffries erste Gelegenheit für eine umfassende medizinische Fernuntersuchung.
»Was hat er gesagt?« fragte Beverly Glenn.
»Sie wissen doch, wie Ärzte sind, sie nuscheln«, antwortete Natascha Kirow.
»Es ist beinah neun Uhr, Pille«, sagte Bass über den Kommunikator von draußen, wo er den Isuzu für die abschließende Fahrt auftankte, um die letzte Fuhre Dieseltreibstoff zu holen.
»Noch zehn Minuten«, sagte Jeffries, der ihn begleiten sollte. »Und, bitte, nennen Sie mich nicht Pille. Miss Glenn, darf ich Sie bitten, sich zu entkleiden, damit ich Sie in Augenschein nehmen kann? Wenn Sie es wünschen, schicke ich die anderen zu Bass hinaus.«
»Quatsch.« Beverly Glenn war bereits aus ihrem Overall geschlüpft und löste den Haken ihres BH. »Greetings und die Kommandantin sind beide Frauen, und ich habe nichts, das Glamour nicht bereits gefilmt hätte, und Fonda-Fox ist ein Gildemitglied. Er gehört tatsächlich zur Familie. Wie sind wir verwandt, FF? Zweiter Cousin und zweite Cousine ersten Grades? Und nennen Sie mich bitte BG.«
Während Jeffries den Zustand ihrer Muskeln dem Ansehen nach prüfte und mittels Spektralanalyse die Knochendichte untersuchte, fuhren Fonda-Fox und Natascha Kirow mit ihrem Kurzbericht über den Verlauf der letzten beiden Jahre fort, wobei sie sich immer wieder gegenseitig unterbrachen. Beverly Glenns psychische Verfassung war gut, doch das hatte Jeffries auch nicht anders erwartet. Eine Intervall-Karriere war ein verjüngendes Erlebnis, und je länger die Leute schliefen, desto besser fühlten sie sich beim Erwachen. Sie schien sich mit ihrer seidigen Körperbehaarung wohl zu fühlen, jedenfalls hatte sie sich nicht die Mühe gemacht, sie abzurasieren. Sie wuchs in goldenen Büscheln am
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