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Mars Live

Mars Live

Titel: Mars Live Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schwall: ungewohnt, noch nie geatmet. Jeffries grinste. Er atmete die Luft des Mars. Es war so belebend, als wenn man sich an einem heißen Sommertag in eine Tiefkühltruhe beugte.
    Jeffries hatte sich die Gesichtsmaske wie eine Kappe nach oben auf den Kopf geschoben. Nun schritt er auf die Zacke zu, bis das Wesen wieder erschien. Er zog sich den Kopfhörer vom Ohr, und zum erstenmal hörte er die Stimme: eine Art langsamer Gesang, gleichzeitig süß und scharf, ein so vollkommen fremdartiger Ton, daß er das Gefühl hatte, er könne nicht von der Gestalt in dem Holo kommen. Obwohl das Wesen menschlich aussah, war es kein Mensch. Und doch war die Sprache irgendwie beruhigend, zumindest in seinen Kadenzen, weniger im Tonfall, als ob…
    »Was will er uns Ihrer Meinung nach sagen, Pille?« Jeffries fuhr herum. Direkt hinter ihm, im Innern der Pyramide, ebenfalls mit hochgeschobener Maske, stand Bass.
     
    »Jetzt, da die Ziolkowski auf der Schwanzgräte steht, bekommen wir genaue Daten über die Masse«, sagte Sweeney. Er stand vor einer Reihe neuer Terminals, die Markson beim Vertragsabschluß mit Disney-Gerber mit herausgeschlagen hatte, und sah gleichzeitig zufrieden und besorgt aus. Er trug ein neues Sportjackett aus Knitterseide, hatte aber nach wie vor die klassische NASA-Hose aus blauer Gabardine an, dazu ein weißes bügelfreies Hemd mit Plastikschreibstiften in der Tasche. Natascha Kirow fand all das beruhigend. »Das Gesamtgewicht der Ziolkowksi beträgt 14,3 Tonnen Marsgewicht, was eine Zuladung von 722 Kilo Marsgewicht bei einem Schub von 3,33 Newton mit einer Dauer von 3,5 Minuten erlaubt. Dabei gehen wir von weiteren 2235 Litern Diesel aus, Pumpverlust mit eingerechnet. Ihr Gewicht variiert gemäß der seltsamen Gravitationsunregelmäßigkeit unter der Oberfläche, Ihr Delta V wird also um sieben Uhr fünfundvierzig Marszeit stattfinden, so daß Ihr Rendezvous mit Phobos um…«
    »Was erzählt er da?« warf Greetings ein.
    »Wirst du wohl den Mund halten, damit ich ihm zuhören kann«, fauchte Natascha Kirow.
    »Er sagt«, flüsterte Fonda-Fox, der diese Szene bereits in verschiedenen Filmen gespielt hatte und sich freute, sie jetzt in der Realität (wie er annahm) spielen zu können, »daß wir es auf dem Zahnfleisch schaffen werden.«
     
    »Was machen Sie denn hier?«
    »Dasselbe, was Sie hier machen, Pille.«
    »Woher kommen Sie?«
    »Daher, woher auch Sie kommen. Vom Eingang der Schlucht, wo Sie mich zurückgelassen haben. Haben Sie sich etwa eingebildet, mir wäre nicht klar, daß da irgend etwas vor sich ging?«
    »Nun ja…«, sagte Jeffries. Viel mehr fiel ihm nicht ein. »Sagen Sie mir eines – was sehen Sie?«
    »Was ich sehe?« Bass trat ein paar Schritte vor. Selbst als er neben Jeffries stand, hörte sich seine Stimme in der dünnen Marsatmosphäre weit entfernt an. »Meinen Sie, ob ich einen spätmittelalten rotnackigen Typen mit tabakfleckigen Zähnen sehe? Ist das eine Projektion, deren Schlüssel in unserer jeweiligen individuellen Psyche steckt? Nein, ich sehe das Hologramm eines schwarzen Gecken mit auffallenden Rastalocken in einem Overall.«
    »Okay, okay.« Jeffries warf erneut einen Blick zu Bass und stellte fest, daß er froh war, ihn zu sehen. Er drückte seinen Arm; selbst durch den Marsanzug fühlte er sich beruhigend menschlich an. »Ich nehme an, es ist ein bißchen spät, ihnen zu sagen, daß ich mir überlegt habe, wie ich Ihnen das alles am besten erzählen könnte.«
    »Ein bißchen, aber was soll’s?!«
    »Jedenfalls bin ich froh, daß Sie hier sind. Es wurde mir alles zu…« Der Außerirdische verschwand. »Keine Sorge, er kommt zurück«, sagte Jeffries. »Wenn wir um ihn herumgehen, so wie jetzt, dann geht das Ganze von vorn los.«
    »Was geschieht, wenn wir in der umgekehrten Richtung um ihn herumgehen?«
    Sie versuchten es. Die Gestalt erschien; sie fing wieder an zu sprechen und deutete zur Wand. Ein dreiseitiges Fenster erschien, ein kleineres, umgekehrtes Bild der dreieckigen Wand. Während die Gestalt darauf deutete, verschob sich das Fenster an der Wand wie ein Symbol auf einem Computerbildschirm.
    Durch das Fenster betrachtet, schien das Amphitheater vom Sand gereinigt. Die Treppen, die den Ort säumten, ganz aus hellrotem Stein, waren wie gefegt. Das Fenster (oder war es ein Bildschirm?) stieg höher und zeigte die Öffnungen in der roten Steinwand, hinter denen im Innern etwas flackerte, das wie Feuer aussah. Die Stimme war verschwunden, und jetzt

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