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Mars Live

Mars Live

Titel: Mars Live Kostenlos Bücher Online Lesen
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periodisch auftretende Unregelmäßigkeit der Gravitation. Ziemlich in Ihrer Nähe, genauer gesagt. Meiner Theorie nach handelt es sich dabei um eine Blase aus schwerem Gas, die sich durch unterirdische Kanäle und Höhlen bewegt. Allem Anschein nach unterliegt sie einem Gezeitenwechsel, und sie verursacht das sich Öffnen und Schließen der Fugen und das Ausströmen des schweren Sauerstoffs oder der ›schwülen Luft‹, das Bass aufgefallen ist. Vielleicht ist sie sogar die ›schwüle Luft‹. Sie wird von den Monden beeinflußt und gleichzeitig beeinflußt sie diese ihrerseits, indem sie das vermehrt, was wir als deren ›virtuelle Masse‹ bezeichnen. Deshalb scheint sich die Mary Poppins in Spiralen auf Phobos zuzubewegen, einen Körper, der eigentlich viel zu klein ist, um sie derart stark anzuziehen. Genaugenommen nähert sie sich spiralförmig einem harmonischen Gravitationsknotenpunkt, einem nicht existierenden virtuellen Körper mit der vereinten Masse beider Monde und der Gravitationsunregelmäßigkeit. Unglücklicherweise ist dieser ›virtuelle Körper‹ nur null Komma sechs Kilometer vom Phobosmittelpunkt entfernt. Deshalb erscheint es am zweckmäßigsten…«
    »Sagt er jetzt, daß das Schiff mit Phobos zusammenstoßen wird oder daß es nicht mit ihm zusammenstoßen wird?« fragte Beverly Glenn. Sie schwebte über der Steuerkonsole auf der Brücke und knabberte gemischtes Fliegerfutter aus einem Plastikbeutel. Es war kalt auf dem Schiff; sie trug einen orangefarbenen Pullover und hielt die Katze in den Armen.
    »Wird«, sagte Natascha Kirow und drehte die Lautstärke auf Sweeneys Leitung herunter. »Nehmen Sie den Rest dessen, was er noch zu sagen hat, auf Band auf. Ich muß mich hinausbegeben und das Schiff in eine senkrechte Position drehen. Wir müssen alles vorbereiten, um sofort aufbrechen zu können, wenn Bass und Jeffries mit dem letzten bißchen Treibstoff zurückkommen.«
    »Kann ich irgend etwas von hier aus tun?«
    »Überwachen Sie die Funkanlage. Füttern Sie die Katze. Bewahren Sie ganz allgemein Gelassenheit. Sie sind ziemlich gut darin.«
     
    Hoch oben am schwarz-rosafarbenen Himmel spielten zwei Monde wie junge Kätzchen. Am Grund des Candor Chasma der Valles Marineris war die Luft still und schwer. Nebelranken schlängelten sich aus den sich öffnenden Spalten wie Weidenruten an Bächen, wundersam schnell wachsend. Obwohl es erst 10 Uhr vormittags (Marszeit) war, waren die Fugen bereits dreißig Zentimeter breit, und Bass mußte sich einen Weg zwischen ihnen hindurch bahnen und sehr vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzen. Die Lehmknospen sprossen, gespeist von schwerem Sauerstoff. Jeffries bückte sich, um eine für seinen Sammelbeutel abzuknipsen, und war erstaunt, wie schwer sie sich anfühlte.
    Auf der hinteren Ladefläche des ATV rumpelten die beiden Zwölfhundert-Liter-Tanks mit dem Treibstoff, der sie von diesem Planeten und zurück zur Mary Poppins befördern würde.
    Dann hatten sie den Nebel hinter sich gelassen. Bass deutete zu den Felsen entlang der Nordwand. Die Sonne des späten Vormittags drang erst jetzt bis zu der steinernen Festung hinter der Gagarin vor und beleuchtete die Zacken in einer Regenbogenpalette von Farbtönen, alle Rot.
    Jeffries machte mit der Videodisk-Kamera, die er auf diesen letzten Ausflug mitgenommen hatte, ein Standfoto von der Felswand. Er war noch immer zu keinem Entschluß gekommen, wem – wenn überhaupt irgend jemandem – er verraten sollte, was er in der Schlucht gefunden hatte. Bei Tageslicht, angesichts so vieler anderer drängender Angelegenheiten, kam es ihm weniger bedeutend vor. Er hatte das Gefühl, daß die Ereignisse mit ihm zusammen davonrannten, und das war ein gutes Gefühl.
    Er warf einen prüfenden Blick auf seinen Dicktracy: 150 Millibar Atmosphärendruck, 8 Grad. Für Marsverhältnisse würde es ein heißer Tag werden.
     
    Natascha Kirow band die Winde an einem großen Stein fest und das Kabel an der Nase der Ziolkowski. Die Nase des Schiffs hob sich lediglich um einen halben Meter, dann fiel sie zurück, da sich der Stein durch den Zug lockerte. Der zweite Stein hatte die Größe eines Automobils, und auch dieser wurde weggezogen, allerdings langsamer. Der dritte hatte die Größe einer Einzelgarage. Er hielt, bis sich die Nase der Ziolkowski um zehn, fünfzehn, zwanzig Grad hob. Dann fiel das Schiff allmählich zurück, während der Stein durch den Sand pflügte. »Hilfe!« schrie Natascha Kirow, und Greetings,

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