Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mars Live

Mars Live

Titel: Mars Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Fonda-Fox und Glamour, den Demogorgon in der Hand, eilten herbei, um zusätzliches Gewicht einzubringen. Die elektrische Spule ächzte, während das Schiff in der Schwebe hing, und Natascha Kirow schob eine frische Sonnenscheibe in den Konverter. Zweiundzwanzig, vierundzwanzig, dreißig Grad; das Schiff hob sich erneut, und Greetings umarmte Fonda-Fox und jubelte, während Glamour, immer noch Aufnahmematerial sammelnd, ihren Jubel filmte. Nachdem die Nase die halbe Strecke nach oben geschafft hatte, machte das Gewicht des F-1 im Schwanz den Rest des Hochziehens leichter. Greetings’ und Fonda-Fox’ Jubel erstarb, als das Schiff in seine endgültige Position ruckte, obwohl sie zunächst gar nicht wußten, warum. Irgendwie veränderte das zum Himmel gerichtete Schiff das Aussehen der gesamten Umgebung. Die flachen Dünen, die ihnen so vertraut wie ein Hinterhof geworden waren, wirkten jetzt fremdartig und sonderbar; die nadeiförmige Ziolkowski in Startposition sah flink und leicht aus. Ihr kleines Heim in der Prärie war zu einem Raumschiff geworden. Sie waren keine Häuschenbesitzer mehr. Sie waren Reisende, weit, weit von zu Hause entfernt.
     
    Nachdem er Bass dabei geholfen hatte, die Schläuche an der Gagarin zu befestigen und die Pumpe in Betrieb zu setzen, eilte Jeffries um die Biegung des Canyon. »Ich möchte noch ein paar Gesteinsproben einsammeln und einige Fotos machen, okay?« sagte er, sobald er außer Sichtweite war, da er Bass’ Einwände erwartete. Doch heute, an ihrem letzten Tag auf dem Mars (hoffentlich), kamen keine Einwände.
    Die Steinstufen waren wieder mit Sand bedeckt, der jede Nacht wie Tau herabfiel, doch die Pyramide war so sauber und strahlend hell wie immer, als ob sie einer Dimension angehörte, der die Winde des Mars nichts anhaben konnten. Und vielleicht war es tatsächlich so. Jeffries machte mit der Videodisk-Kamera zwei Aufnahmen von jeder Seite und fragte sich, ob sie wohl etwas werden würden. Er wünschte jetzt, er hätte das schon früher versucht; heute war seine letzte Chance.
    Er drehte den Kopfhörer des Kommunikators auf und hörte Bass summen; oder wurde das Geräusch von den Pumpen verursacht, die den letzten Rest Dieseltreibstoff aus der Gagarin suckelten?
    Jeffries sah auf seinen Dicktracy – 10 Grad und 170 Millibar. Eine angenehm laue Temperatur und bis jetzt der höchste Luftdruck, gut über die Hälfte der Schiffsnorm. Er streifte die Handschuhe ab und stopfte sie unter den Gürtel; es gab keine Vorrichtung, um sie festzuhaken, da kein Mensch jemals damit gerechnet hatte, daß man sie auf dem Mars möglicherweise ausziehen könnte. Seine Hände brannten ein wenig, aber das lag ebensosehr an der Aufregung wie an dem geringen Druck. Er berührte die silberne Wand und war plötzlich im Innern.
    Er fotografierte den kleinen Kristallzacken, während er um ihn herumging und immer engere Spiralen nach innen drehte.
    Als er nur noch ungefähr vier Meter entfernt war, erschien die Gestalt; sie trug denselben lederfarbenen Overall, vollführte dieselben Gesten und – soweit Jeffries es beurteilen konnte – sprach dieselben Worte. Die Stirn der Gestalt wirkte ungewöhnlich hoch, als ob sie eine Halbglatze hätte; die Hautfarbe war ein aschiges Blaugrau ohne jede Spur von Braun. War das biologisch oder durch das Hologramm bedingt? Die Augen waren… – doch es gab kein Wort, um deren Farbe zu beschreiben. Die Rastalocken waren eine Mischung aus Schwarz und Grau und fielen bis auf die Schultern herab. Das afrikanische Aussehen des Wesens begründete sich lediglich durch diese Locken und die dunkle Haut: seine Gesichtszüge waren eher orientalisch – nein, aztekisch; nein, eigentlich gar nicht menschlich, sondern einfach anders, außerirdisch. Und Jeffries spürte einen eiskalten Schauder, als der volle Inhalt dieses Wortes sich auf ihn herabsenkte wie ein Schatten.
    Während er das Wesen umkreiste und Aufnahmen machte, blickte dieses ihm ständig ins Gesicht, anscheinend ohne sich zu drehen. Das wirkte irgendwie vollkommen natürlich, als ob das Wesen nicht demselben Raum und nicht derselben Zeit angehörte wie er.
    Doch was drückte dieses Holo aus?
    Jeffries trat zurück, und die Gestalt verschwand. Er schaute auf seinen Dicktracy – 160 –, und hob vorsichtig seine Gesichtsmaske. Er schnupperte in die Luft, einmal, zweimal; sie roch scharf und säuerlich. Ohne sich Zeit zum Nachdenken zu nehmen, atmete er tief ein und füllte seine Lunge in einem langsamen, eisigen

Weitere Kostenlose Bücher