Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
Vom Netzwerk:
artesischen Strom durch eine Reihe von Turbinen leiteten. Das freigesetzte Wasser würde in Wannen geführt, eingefroren und dann mit Robotern hochgehievt und zu trockenen Siedlungen in der ganzen südlichen Hemisphäre gebracht werden. Mary Dunkel arbeitete dort und zeigte ihm die Brunnen, das Kraftwerk und die Eisreservoire. »Die Versuchsbohrung war schrecklich wie die Hölle. Als der Bohrer den flüssigen Teil der wasserhaltigen Schicht anstach, wurde er explosionsartig aus dem Loch getrieben; und es hing an Messers Schneide, ob es uns gelingen würde, die Springquelle zu kontrollieren oder nicht.«
    »Was wäre geschehen, wenn das nicht gelungen wäre?«
    »Nun, ich weiß nicht. Da unten gibt es eine Menge Wasser. Wenn es den Fels um das Loch gesprengt hätte, hätte es wie zu den großen Ausflußkanälen in Chryse kommen können.«
    »So groß?«
    »Wer weiß? Möglich ist es.«
    »Oha!«
    »Das habe ich auch gesagt. Jetzt hat Ann eine Studie gestartet über Methoden zur Bestimmung von Wasserdrücken durch die Echos, die sie bei seismischen Tests geben. Aber es gibt Leute, die gern einen oder zwei Wasservorräte freilassen würden. Sie äußern sich durch Mitteilungen im Bulletin des Netzes. Es würde mich nicht überraschen, wenn Sax dazu gehörte. Große Fluten von Wasser und Eis, sehr viel Sublimation in die Luft - warum sollte er da nicht jubeln?«
    »Aber Überschwemmungen wie jene in alter Zeit würden für die Landschaft ebenso zerstörerisch sein, wie wenn man Asteroiden darauf fallen ließe.«
    »Oh, noch verheerender! Jene aus dem Wirrwarr herunterkommenden Kanäle waren unglaubliche Ausbrüche. Die beste Analogie auf der Erde sind die Scablands, eine Lava- und Plateaulandschaft im östlichen Washington. Hast du davon gehört? Vor etwa achtzehntausend Jahren gab es einen See, der den größten Teil von Montana bedeckte. Man nennt ihn Lake Missoula. Er bestand aus Schmelzwasser der Eiszeit und wurde durch einen Eisdamm zurückgehalten. Irgendwann brach dieser Damm, und der See entleerte sich katastrophal. Etwa zwei Billionen Kubikmeter Wasser strömten in wenigen Tagen das Columbia-Plateau hinunter und hinaus in den Pazifik.«
    »Donnerwetter!«
    »Während es floß, führte es ungefähr dreimal soviel Wasser, wie dem Amazonas entströmt. Es grub in das basaltische Urgestein Kanäle, die immerhin zweihundert Meter tief sind.«
    »Zweihundert Meter!«
    »Stimmt. Und das war noch nichts im Vergleich mit den Wassermassen, die die Chrysekanäle gegraben haben. Die Verästelungen dort bedecken Gebiete ...«
    »Zweihundert Meter Urgestein?«
    »Nun ja, es ist keine normale Erosion. In derart großen Fluten schwanken die Drücke so stark, daß es zur Freisetzung gelöster Gase kommt; und wenn diese Blasen zusammenbrechen, erzeugen sie unglaubliche Drücke. Sie hämmern wie etwas, das alles zerbrechen kann.«
    »Es wäre also schlimmer als ein Meteoritenaufschlag?«
    »Sicher. Falls man nicht einen wirklich großen Asteroiden fallen ließe. Wenn man beispielsweise einen in Hellas einstürzen ließe, hätte man ein Meer. Und man könnte es schneller wieder anfüllen, als das Oberflächen-Eis sublimieren würde.«
    »Eine solche Flut steuern?« rief John.
    »Nun, das wäre unmöglich. Aber wenn man einen Asteroiden an der richtigen Stelle fände, müßte man ihn nicht lenken. Du solltest nachprüfen, wohin Sax kürzlich seine Wünschelrutengänger geschickt hat. Sieh nach, wie es dir vorkommt!«
    »Aber das würde doch bestimmt von der UNOMA verboten werden.«
    »Seit wann hat das für Sax etwas ausgemacht?«
    John lachte. »Oh, jetzt spielt es schon eine Rolle. Sie haben ihm zu viel gegeben, als daß er sie ignorieren könnte. Sie haben ihn mit Geld und Macht gebunden.«
    »Vielleicht.«
     
    In dieser Nacht ereignete sich morgens um halb vier eine kleine Explosion in einer Quelle. Alarmglocken rissen sie aus dem Schlaf. Halb nackt taumelten sie durch die Tunnels zu einem Sprudelausbruch, der in den fliegenden Staub der Nacht emporschoß, eine Säule aus weißem Wasser, die vom schwankenden Licht hastig installierter Scheinwerfer in Stücke gerissen wurde. Aus den Staubwolken fiel das Wasser herunter in Form von Eisbrocken und Hagelkörnern bis zur Größe von Bowlingkugeln. Im Windschatten gelegene Quellen wurden von diesen Geschossen getroffen, und die Eisstücke lagen schon knietief.
    Nach der Diskussion in der vorangegangenen Nacht wurde John durch den Anblick ziemlich alarmiert, und er rannte umher, bis er

Weitere Kostenlose Bücher