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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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folgte Nadia nervös, als sie umherschlenderte. Er erinnerte sich, wie unruhig die Bergleute von Bradbury Point gewesen waren - und dort hatten sie immerhin sehen können, was geschah. Er mußte über Nadias Arglosigkeit lachen. Wenn der Boden unter den Füßen zitterte, blieben sie einfach stehen und schauten sich um, bereit, allen herankommenden haushohen Vehikeln aus dem Weg zu springen. Es war wirklich anstrengend. Nadia schimpfte über den Staub, der viele Maschinen unbrauchbar machte. Der große Sturm war jetzt vier Monate alt, der längste seit Jahren, und ein Ende zeichnete sich noch nicht ab. Die Temperaturen waren scharf gesunken, die Menschen aßen Konserven und Trockennahrung und gelegentlich etwas Salat oder Gemüse, die bei künstlicher Beleuchtung gewachsen waren. Und Staub war überall drin. Selbst während sie darüber sprachen, fühlte John, wie er seine Lippen verklebte, und die Augen waren trocken in ihren Höhlen. Kopfschmerzen waren sehr häufig geworden, ebenso Nebenhöhlenentzündungen, wunde Kehlen, Bronchitis, Asthma und Lungenbeschwerden allgemein. Dazu allerhand Frostschäden. Und Computer wurden gefährlich unzuverlässig, viele Geräte versagten. Es gab Neurosen und Verzögerungen bei intelligenter Elektronik. Die Mittage im Innern von Rabe waren wie das Leben in einem Backstein sagte Nadia, und die Sonnenuntergänge sahen aus wie glimmende Kohleflöze. Sie haßte das.
    John wechselte das Thema. »Was hältst du von diesem Raumaufzug?«
    »Eine große Sache.«
    »Aber der Effekt, Nadia. Was kommt dabei heraus?«
    »Wer weiß? Bei einem solchen Ding kann das ja niemand sagen.«
    »Er wird einen strategischen Engpaß bilden, so wie der, von dem Phyllis sprach, als wir darüber diskutierten, wer die Phobos-Station bauen würde. Sie wird jetzt ihren eigenen Engpaß bekommen. Das ist eine Menge Macht.«
    »So redet Arkady; aber ich verstehe nicht, warum man ihn nicht wie eine gemeinsame Hilfsquelle behandeln kann, wie eine Naturerscheinung.«
    »Du bist eine Optimistin.«
    Sie zuckte die Achseln. »Arkady sagt das auch. Ich versuche nur, sensibel zu sein.«
    »Ich auch.«
    »Ich weiß. Manchmal denke ich, wir zwei wären die letzten.«
    »Und Arkady?«
    Sie lachte.
    »Aber ihr zwei seid doch ein Paar!«
    »Ja, ja. Wie du und Maya.«
    »Touche.«
    Nadia lächelte kurz. »Ich bemühe mich, Arkady dazu zu bringen, daß er über Dinge nachdenkt. Das ist das beste, was ich tun kann. Wir treffen uns in einem Monat in Acheron, um die Behandlung zu bekommen.
    Maya hält es für gut, wenn man das gemeinsam macht.«
    »Ich kann es nur empfehlen«, sagte John grinsend.
    »Und die Behandlung?«
    »Übertrifft die Alternative, nicht wahr?«
    Sie kicherte. Dann grummelte der Boden unter ihren Füßen. Sie reckten sich und drehten den Kopf, um nach Schatten in dem Dunkel Ausschau zu halten. Rechts von ihnen erschien ein großes schwarzes Gebilde wie ein wandernder Berg. Sie rannten zur Seite, stolperten und sprangen über Klumpen und Schutt. John fragte sich, ob dies eine neue Attacke wäre. Nadia stieß rasche Befehle auf der allgemeinen Frequenz aus und fluchte auf die RC-Piloten, die sie im Infrarot nicht verfolgt hätten. »Achtet auf eure Schirme, ihr krummen Hunde!«
    Der Boden hörte auf zu vibrieren. Der schwarze Leviathan bewegte sich nicht mehr. Sie gingen unsicher darauf zu. Ein Abraumtransporter wie aus dem legendären Riesenland Brobdingnag, auf Schienen. Hier erbaut von Utopia Planitia Machines. Ein von Robotern erbauter Roboter, so groß wie ein Bürohaus.
    John starrte an ihm in die Höhe und fühlte, wie ihm der Schweiß die Stirn herunterrann. Sie waren in Sicherheit. Sein Puls beruhigte sich. »Monster wie dieses gibt es überall auf dem Planeten«, sagte er erstaunt zu Nadia. »Sie schneiden, kratzen, graben, beladen und bauen. Hübsch bald werden sich einige von ihnen an einen jener zwei Kilometer großen Asteroiden heften und ein Kraftwerk bauen, das den Asteroiden selbst als Treibstoff benutzen wird, um ihn in einen Marsorbit zu schieben. Dann werden andere Maschinen darauf landen und anfangen, das Gestein in ein Kabel von siebenundreißigtausend Kilometern Länge zu verwandeln. Stell dir die Größe davon vor, Nadia! Die Größe!«
    »Na ja, ganz schön groß.«
    »Es ist wirklich unvorstellbar. Etwas, das gänzlich außerhalb menschlicher Fähigkeiten liegt, wie wir sie zu verstehen gelernt haben. Teleoperation in kolossalem Maßstab. Eine Art spiritueller Waldo. Alles, das man sich

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