Mars Trilogie 1 - Roter Mars
Kräfte geändert hatte. Nemesis war nicht seine Idee gewesen. Mikhail Yangel hatte es vorgeschlagen, und die Gruppe in dem Asteroiden hatte es von sich aus durchgeführt. Jetzt waren viele von ihnen tot, getötet durch die große Explosion oder durch kleinere im Gürtel draußen, während Nemesis selbst den Eindruck erweckt hatte, daß die Rebellen Massenzerstörung auf der Erde dulden würden. Eine schlechte Idee, wie Arkady dargelegt hatte.
Aber so war es nun einmal bei einer Revolution. Niemand war unter Kontrolle, ganz gleich, was das Volk sagte. Und zum größten Teil war es so besser, besonders hier auf dem Mars. In der ersten Woche waren die Kämpfe heftig gewesen. UNOMA und die Transnationalen hatten ihre Sicherheitskräfte im vorangegangenen Jahr verstärkt. Eine Menge der großen Städte war sofort von ihnen eingenommen worden; und das hätte überall geschehen können. Nur stellte sich heraus, daß es so viel mehr Rebellengruppen gab, als sie oder sonst jemand gewußt hatten. Über sechzig Städte und Stationen waren ins Nachrichtennetz gegangen und hatten sich für unabhängig erklärt. Sie waren aus den Labors und Bergen herausgestürmt und hatten einfach die Macht ergriffen. Und jetzt, da die Erde auf der anderen Seite der Sonne stand und die nächste ständige Fähre zerstört war, waren es die Sicherheitskräfte, die unter Belagerung standen, ob große Städte oder nicht.
Es kam ein Anruf von der Versorgungszentrale. Sie hatten Schwierigkeiten mit den Computern und wollten, daß Arkady nach dem Rechten sah.
Er verließ die Stadtbüros und ging durch Menlo Park zur Zentrale. Es war kurz nach Sonnenaufgang, und der größte Teil des Carr-Kraters lag noch im Schatten. Zu dieser Stunde erhielten nur der Westrand und die hohen Betonbauten der Versorgungszentrale Sonnenlicht. Die Wände waren im Morgenlicht ganz gelb, und die den Kraterrand hinauflaufenden Pisten waren wie Goldbänder. In den schattigen Straßen begann die Stadt gerade zu erwachen. Eine Menge Rebellen waren von anderen Städten oder aus den mit Kratern bedeckten Gebirgen hereingekommen, und sie schliefen auf dem Gras des Parks. Einige richteten sich auf, die Schlafsäcke noch über den Beinen, die Augen verquollen, mit wirrem Haar. Die nächtliche Temperatur war aufrechterhalten worden, aber es war in der Morgendämmerung immer noch kühl. Die aus den Schlafsäcken Gekrochenen drängten sich um Herde zusammen, pusteten in die Hände und hantierten mit Kaffeekannen und Samowars. Sie schauten nach Westen, um zu sehen, wie weit die Linie des Sonnenscheins schon heruntergekrochen war. Als sie Arkady sahen, winkten sie ihm zu; und ein paarmal wurde er von Leuten angehalten, die seine Meinung über die Neuigkeiten hören oder ihm Ratschläge erteilen wollten. Arkady antwortete allen fröhlich. Er spürte wieder jenen Unterschied in der Luft, das Gefühl, sie wären alle in einem neuen Raum beisammen, wobei jeder vor den gleichen Problemen stünde, alle einander gleich und jeder (das empfand er beim Anblick einer Heizspule, die unter einem Kaffeetopf glühte) glühend von der Elektrizität der Freiheit.
Beim Weitergehen fühlte er sich leichter und sprach dabei in seinen Armbandrecorder. »Der Park erinnert mich an das, was Orwell gesagt hat über Barcelona in den Händen von Anarchisten: >Es ist die Euphorie eines neuen Sozialvertrags, einer Wiederkehr zu jenem Kindertraum von Fairness, mit der wir alle begonnen haben.<«
Sein Armbandgerät piepte, und Phyllis erschien auf dem kleinen Schirm. Das war beunruhigend. Er fragte: »Was willst du?«
»Nemesis ist vernichtet. Wir wollen, daß ihr euch ergebt, ehe weiterer Schaden entsteht. Arkady, es ist jetzt ganz einfach. Kapitulation oder Tod.«
Er mußte fast lachen. Sie war wie die böse Hexe in dem Film von Oz, die unerwartet in seiner Kristallkugel erschien.
»Da gibt es nichts zu lachen!« schrie sie. Er sah plötzlich, daß sie verstört war.
»Du weißt, daß wir mit Nemesis nichts zu tun hatten«, sagte er. »Das ist irrelevant.«
»Wie kannst du nur so ein Narr sein?«
»Das ist keine Narretei. Hör zu, sag deinen Herren folgendes: Wenn sie versuchen, die freien Städte hier auf dem Mars zu unterjochen, werden wir alles auf dem Mars zerstören.« Das war die Schweizer Verteidigung.
»Glaubst du, daß das etwas ausmacht?« Sie hatte blasse Lippen, und ihr kleines Bild zeigte die Maske einer Furie.
»O doch! Schau, Phyllis, ich bin nur die Polkappe davon. Es gibt einen massiven
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