Mars Trilogie 1 - Roter Mars
Rücken festgehalten. Ihr Angreifer hantierte an ihrem Armband und schob sie dann schmerzhaft vorwärts. Ihr Arm wurde immer noch hochgehalten, so daß sie nicht hinfallen konnte, ohne ihn sich zu brechen. Sie fühlte, wie das rhombische Muster ihrer Heizelemente sich in ihre Haut brannte. Alle paar Schritte bekam sie einen festen Schlag auf den Helm.
Die Gestalt führte sie direkt zu ihrem Rover zurück, was sie erstaunte. Sie wurde in die Schleuse geschoben, und die Gestalt stolperte hinter ihr her, schloß die Kammer und setzte ihr den Helm ab, dann sich selbst. Zu ihrem höchsten Erstaunen war es Simon. Er hatte ein rotes Gesicht und brüllte sie an. Dabei schlug er sie noch mit tränenfeuchtem Gesicht. Dieser ihr Simon, der Ruhige, schrie jetzt: »Warum? Warum? Verdammt, du machst das immer so. Immer bist du es, fern in deiner eigenen Welt. Du bist so selbstsüchtig!« Die Stimme stieg an zu einem letzten schmerzhaften Kreischen. Ihr Simon, der nie etwas sagte, nie die Stimme erhob, nie mehr als ein Wort sprach, schlug sie jetzt und brüllte ihr buchstäblich spuckend ins Gesicht, vor Wut keuchend. Das machte sie plötzlich wild. Warum nicht früher, warum nicht, wenn sie jemanden mit etwas Leben darin gebraucht hätte? Warum war er jetzt hierdurch so erregt? Sie stieß ihn kräftig vor die Brust, und er fiel nach hinten. Sie schrie: »Laß mich in Ruhe!« Dann durchfuhr sie die Angst, der kalte Schauer des Todes auf dem Mars. »Warum hast du mich nicht in Ruhe gelassen?«
Er gewann das Gleichgewicht wieder, sprang nach vorn, packte sie an beiden Schultern und schüttelte sie. Sie hatte nie bemerkt, wie stark seine Hände waren.
»Weil«, brüllte er und machte eine Pause, um sich die Lippen zu lecken und zu Atem zu kommen - »Weil...« Seine Augen traten hervor und sein Gesicht wurde noch dunkler, als ob tausend Sätze auf einmal in seiner Kehle festgesteckt hätten. Dieser ihr sanfter Simon! Dann gab er es auf, grunzte und schüttelte sie in seinen Armen.
»Weil! Weil! Weil!«
E s schneite. Obwohl es früher Morgen war, war es trübe. Wind peitschte durch das Chaos und wirbelte die Nebelschwaden über das zerklüftete Land. Felsen groß wie Wohnblöcke lagen wirr durcheinander, und die Landschaft war aufgebrochen in eine Million kleiner Klippen, Löcher, Mesas, Grate und Piks, sowie viele ansehnliche Bergspitzen, Türme und schaukelnde Felsen, die nur durch kami auf ihrem Platz gehalten wurden. All das steile oder vertikale Gestein in diesem chaotischen Terrain war noch schwarz, während flachere Stellen jetzt weiß von Schnee waren, so daß die Landschaft ein dichtes Muster von Schwarz und Weiß bildete. Alles wirbelte in Sicht und wieder fort, wenn Ballen und Schleier aus Schnee vorbeigetrieben wurden.
Dann hörte der Schneefall auf. Der Wind legte sich. Die schwarzen Vertikalen und weißen Horizontalen gaben der Welt ein ungewöhnliches Aussehen. Bei dem verhangenen Himmel gab es keine Schatten, und die Landschaft glühte, als ob Licht durch den Schnee auf die Unterseiten der dunklen niedrigen Wolken strömen würde. Alles war scharf und deutlich, wie in Glas gefaßt.
Über dem Horizont erschienen Gestalten, die sich bewegten. Eine nach der anderen erschienen sie, bis sie in einer gebrochenen Linie ihrer sieben waren. Sie bewegten sich langsam mit hängenden Schultern und nach vorn geneigten Helmen. Sie bewegten sich, als hätten sie kein Ziel. Die vordersten beiden schauten von Zeit zu Zeit hoch, machten aber nie eine Pause, noch zeigten sie den Weg.
Die Wolken im Westen schimmerten wie Perlmutt, das einzige Anzeichen an diesem trüben Tag dafür, daß die Sonne sich senkte. Die Gestalten gingen einen langen Kamm hinauf, der aus der zerstörten Landschaft ragte. Von den oberen Abhängen des Grates konnte man weit in jede Richtung sehen.
Die Gestalten brauchten lange Zeit, um den Grat zu ersteigen. Endlich näherten sie sich einem Pik, einem Felsbuckel, hinter dem der Grat sich wieder zu senken begann. Oben auf dem Buckel war ein seltsames Ding. Ein großer Fels mit flachem Boden stand hoch in der Luft. Er balancierte auf sechs schlanken Steinsäulen.
Die sieben Gestalten näherten sich diesem Megalithen. Sie blieben stehen und betrachteten ihn einige Zeit unter den dunklen zerrissenen Wolken. Dann traten sie zwischen die Säulen unter den Felsen. Er dräute wie ein massives Dach über ihnen. Der kreisrunde Boden darunter war flach. Er bestand aus behauenem, poliertem Gestein.
Eine der Gestalten
Weitere Kostenlose Bücher