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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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eine schreckliche Politikerin, besonders im Vergleich mit Phyllis, die jede Menge Freunde in Houston und Washington hatte.
    Phyllis sagte lächelnd: »Es gibt aber keinen geologischen Grund, zum Pol zu gehen. Es wird dasselbe Eis sein wie hier. Ihr wollt bloß hin.«
    »Na und?« fragte Ann. »Ich will! Es gibt da oben immer noch wissenschaftliche Fragen zu beantworten. Hat das Eis die gleiche Zusammensetzung? Wieviel Staub? Überall, wohin wir hier kommen, sammeln wir wertvolle Daten.«
    »Wir sind aber hier, um Wasser zu besorgen. Nicht, um uns herumzutreiben.«
    »Das ist kein Herumtreiben!« platzte Ann heraus. »Wir erhalten Wasser, das uns erlaubt zu forschen. Wir forschen nicht bloß, um Wasser zu bekommen. Du siehst das verkehrt herum. Ich kann mir nicht vorstellen, wie viele Leute in der Kolonie das tun.«
    »Laßt uns sehen, was sie in der Basis sagen«, sagte Nadia. »Die könnten uns vielleicht mit etwas dort unterstützen wollen, oder aber nicht imstande sein, eine Kleinigkeit zu schicken. Das kann man nie wissen.«
    Ann stöhnte. »Wir werden schließlich noch die Erlaubnis von den UN erbitten, das schwöre ich.«
    Sie hatte recht. Frank und Maya gefiel die Idee nicht; John war interessiert, legte sich aber nicht fest. Arkady unterstützte das Vorhaben, als er davon hörte, und erklärte, er würde nötigenfalls von Phobos etwas zur Hilfe ab werfen, was in Anbetracht von dessen Bahn bestenfalls unpraktisch sein würde. Aber an dieser Stelle rief Maya die Kontrollzentren in Houston und Baikonur an, und die Diskussion verlagerte sich nach draußen. Hastings widersetzte sich dem Plan; aber Baikonur und vielen in der wissenschaftlichen Gemeinschaft gefiel er.
    Schließlich ging Ann ans Telefon. Sie sprach sehr knapp und arrogant, obwohl sie verschreckt aussah. »Ich bin hier die geologische Leiterin und sage, daß es gemacht werden muß. Es wird keine bessere Gelegenheit geben, an Ort und Stelle Daten über die ursprüngliche Lage auf der Polkappe zu bekommen. Sie ist ein empfindliches System, und jede Veränderung in der Atmosphäre wird sie schwer treffen. Und ihr habt doch Pläne, das zu tun, nicht wahr? Sax, arbeitest du noch an diesen Windmühlenheizern?«
    Sax hatte nicht an der Diskussion teilgenommen und mußte ans Telefon gerufen werden. »Sicher«, sagte er, als die Frage wiederholt wurde. Er und Hiroko hatten die Idee aufgebracht, kleine Windmühlen herzustellen, die über dem ganzen Planeten von Luftschiffen abgeworfen werden sollten. Die beständigen Westwinde würden die Mühlen antreiben, und die Rotation würde im Fuße der Mühlen in Spulen zu Wärme umgewandelt werden, und diese Wärme würde einfach in die Atmosphäre entlassen werden. Sax hatte schon eine robotische Fabrik entworfen für die Herstellung der Windmühlen. Er hoffte, sie zu Tausenden herstellen zu können. Vlad wies darauf hin, daß die gewonnene Wärme auf Kosten einer Verlangsamung der Winde gehen würde. Man konnte nichts umsonst haben. Sax argumentierte sofort, daß das ein Nebengewinn sein würde angesichts der Strenge der globalen Staubstürme, die der Wind manchmal bewirkte. »Etwas Wärme für ein bißchen Wind ist ein großer Gewinn.«
    »Also jetzt eine Million Windmühlen«, sagte Ann. »Und das ist bloß der Anfang. Du hast doch auch davon gesprochen, schwarzen Staub auf die Polkappen zu streuen, nicht wahr, Sax?«
    »Das würde die Atmosphäre schneller verdichten als jede andere Maßnahme, die wir ergreifen könnten.«
    »Wenn ihr also freie Hand bekommt, ist das Schicksal der Kappen besiegelt«, sagte Ann. »Sie werden verdunsten; und dann werden wir fragen: >Wie waren sie eigentlich?< Und wir werden es nicht wissen.«
    »Habt ihr genügend Material und genug Zeit?« fragte John.
    »Wir werden euch Nachschub abwerfen«, sagte Arkady wieder.
    »Es sind vier Monate Sommer«, gab Ann zu bedenken.
    »Bloß weil es dein Wille ist, zum Pol zu gehen!« sagte Frank vorwurfsvoll.
    »So?« entgegnete Ann. »Du bist vielleicht hierhergekommen, um Büropolitik zu machen, aber ich beabsichtige, mich hier etwas umzusehen.«
    Nadia verzog das Gesicht. Damit war dieser Teil des Gesprächs beendet, und Frank würde wütend sein. Das war nie eine gute Idee. Ann, Ann...
    Am nächsten Tage machten sich die Dienststellen der Erde geltend mit der Ansicht, daß die Polkappe in ihrer urtümlichen Verfassung erforscht und dokumentiert werden müsse. Keine Einwände seitens der Basis, obwohl Frank nicht mehr ans Telefon ging. Simon

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