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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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nicht bekommen haben, verzweifelt werden. Sie werden älter, und ihre Chancen, sie je zu bekommen, scheinen sich zu verschlechtern. Und diejenigen, welche die Behandlung bekommen haben, besonders die an der Spitze, schauen sich um im Versuch herauszufinden, was sie tun sollen. Das Jahr einundsechzig hat sie gelehrt, was passieren kann, wenn die Dinge außer Kontrolle geraten. Also kaufen sie Länder auf wie schlechte Mangos am Ende des Markttags. Aber das scheint nicht zu helfen. Und hier gleich nebenan sehen sie einen frischen leeren Planeten, noch nicht ganz bereit zur Inbesitznahme, aber dicht davor. Voller Potential. Es könnte eine neue Welt werden. Außer Reichweite der nicht behandelten Milliarden.«
    Sax dachte darüber nach. »Du meinst eine Art von Wetterloch. Zum Entweichen, wenn es Schwierigkeiten gibt.«
    »Genau. Ich denke, in diesen Transnationalen gibt es Leute, die den Mars so schnell wie möglich terrageformt haben wollen. Notfalls mit allen erdenklichen Mitteln.«
    »Ah!« sagte Sax. Und schwieg während der ganzen Rückreise.
    Desmond begleitete ihn nach Burroughs zurück; und als sie vom Südbahnhof zu Hunt Mesa gingen, konnten sie über die Baumwipfel des Canal Parks blicken, durch den Schlitz zwischen Branch Mesa und Table Mountain zu Black Syrtis. »Machen die wirklich auf dem ganzen Mars so blödsinnige Dinge?« fragte Sax.
    Desmond nickte. »Ich werde dir das nächste Mal eine Liste bringen.«
    »Tu das!« Sax schüttelte den Kopf, als er darüber nachdachte. »Es ergibt keinen Sinn. Es berücksichtigt nicht die lange Laufzeit.«
    »Die denken kurzfristig.«
    »Sie werden aber lange zu leben haben! Vermutlich werden sie noch an der Macht sein, wenn diese Politik über ihnen zusammenbricht.«
    »Vielleicht sehen sie das anders. Sie ändern oben an der Spitze oft die Jobs. Sie versuchen, sehr schnell durch Gründung einer Firma Reputation aufzubauen, werden dann von jemand anderem angeheuert und versuchen es dann wieder. Da oben gibt es Spiele, das Bäumchen zu wechseln.«
    »Es spielt keine Rolle, auf welchem Platz sie gerade sind. Der ganze Raum wird einstürzen! Sie berücksichtigen nicht die Gesetze der Physik.«
    »Natürlich nicht. Hattest du das nicht schon früher bemerkt, Sax?«
    »... wohl nicht.«
    Natürlich hatte er gesehen, daß menschliche Angelegenheiten irrational und unerklärlich waren. Das konnte keinem entgehen. Aber jetzt erkannte er, daß er fälschlicherweise angenommen hatte, die Menschen, die sich mit Regieren befaßten, bemühten sich in bestem Glauben, die Dinge rational laufen zu lassen mit Hinblick auf das langfristige Wohl der Menschheit und das sie tragende biophysische System. Desmond lachte, als Sax ihm das zu erklären suchte. Er rief erregt: »Aber warum sonst sollte man ein so kompromittiertes Werk angehen, wenn nicht zu diesem Ziel?«
    »Macht«, sagte Desmond. »Macht und Gewinn.«
    »Ah!«
    Sax war an solchen Dingen immer so wenig interessiert gewesen, daß er nur schwer -verstand, warum jemand so sein sollte. Was war persönlicher Gewinn anders als die Freiheit zu tun, was man wollte? Und was war Macht anders als die Freiheit zu tun, was man wollte? Und wenn man einmal diese Freiheit besaß, begann jedes Mehr an Reichtum oder Macht tatsächlich, die Ansprüche anderer einzuschränken und deren Freiheit zu mindern. Man wurde ein Sklave seines Reichtums oder seiner Macht, darauf beschränkt, dies die ganze Zeit zu beschützen. So war, richtig gesehen, die Freiheit eines Wissenschaftlers, mit einem Labor zur Verfügung, die höchste überhaupt mögliche Freiheit. Noch mehr Reichtum und Macht würden das nur behindern.
    Desmond schüttelte den Kopf, als Sax diese seine Philosophie darstellte. »Manche Leute lieben es, anderen zu sagen, was sie tun sollen. Das geht ihnen noch über Freiheit. Hierarchie, verstehst du. Und ihr Platz in der Hierarchie. Solange er hoch genug ist. Alle an ihre Plätze gebunden. Das ist sicherer als Freiheit. Und viele Menschen sind Feiglinge.«
    Sax schüttelte den Kopf. »Ich denke, es ist einfach die Unfähigkeit, den Begriff der sinkenden Erträge zu verstehen. Als ob es von etwas Gutem nie zu viel geben könnte. Das ist sehr unrealistisch. Ich meine, in der Natur gibt es keinen Prozeß, der konstant wäre ohne Rücksicht auf Quantität.«
    »Die Lichtgeschwindigkeit.«
    »Puh! Irrelevant. Physikalische Realität ist offenkundig kein Faktor bei diesen Berechnungen.«
    »Gut formuliert.«
    Sax schüttelte frustriert den Kopf.

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