Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
Vom Netzwerk:
Vorstellung. Er wälzte sich in dieser Nacht unruhig herum, geplagt von Träumen bis in die graue Dämmerung, wo die Vögel anfangen zu piepsen. Pflanzen starben, Tiere starben, aber nicht Menschen. Aber sie waren doch Tiere.
    Am nächsten Abend blieb er wieder mit den Erwachsenen auf. Er fühlte sich erschöpft und seltsam. Vlad und Ursula setzten sich neben ihm auf den Boden. Sie sagten, daß man Simon durch eine Knochenmarktransplantation helfen würde und daß Simon und Nirgal eine seltene Blutgruppe hätten. Weder Ann noch Peter hatten sie, noch sonst irgend jemand von Nirgals Brüdern, Schwestern oder Halbgeschwistern. Er hatte sie durch seinen Vater bekommen; aber eigentlich hatte sein Vater sie auch nicht. Nur er und Simon in allen Refugien. Es gab in allen Zufluchtstätten insgesamt nur fünftausend Personen; und die Blutgruppe von Simon und Nirgal war eine in einer Million. Sie fragten, ob er etwas von seinem Knochenmark spenden würde.
    Hiroko war im Gemeinschaftsraum und beobachtete ihn. Sie verbrachte selten Abende im Dorf, und er brauchte sie nicht anzuschauen, um zu wissen, was sie dachte. Sie waren dazu da, um zu geben, hatte sie immer gesagt, und dies würde die höchste Gabe sein. Ein Akt reiner Viriditas. »Natürlich«, sagte er und freute sich über die Gelegenheit.
    Das Krankenhaus war dicht bei dem Bad und der Schule. Es war kleiner als die Schule und hatte fünf Betten. Sie legten Simon in eines und Nirgal in ein anderes.
    Der alte Mann lächelte ihm zu. Er sah nicht krank aus, sondern nur alt. So wie ja auch die übrigen alten Leute. Er hatte selten viel gesprochen und sagte jetzt bloß: »Danke, Nirgal!«
    Nirgal nickte. Dann fuhr Simon zu seiner Überraschung fort: »Ich schätze sehr, daß du dies tust. Die Entnahme wird eine oder zwei Wochen danach schmerzen, direkt im Knochen. Es ist schon ein Ding, das für einen anderen zu tun.«
    »Aber nicht, wenn der es wirklich nötig hat«, sagte Nirgal.
    »Nun, es ist ein Geschenk, das ich natürlich versuchen werde zurückzuzahlen.«
    Vlad und Ursula betäubten Nirgals Arm mit einer Spritze. »Es ist nicht wirklich nötig, jetzt beide Operationen zu machen, aber es ist eine gute Idee, euch beide dafür beisammen zu haben. Es wird der Heilung helfen, wenn ihr Freunde seid.«
    Also wurden sie Freunde. Nach der Schule ging Nirgal zum Krankenhaus, und Simon trat langsam aus der Tür. Sie gingen dann auf dem Weg über die Dünen zum Strand. Dort sahen sie zu, wie die Wellen die weiße Fläche kräuselten und dann am Ufer aufstiegen und schrumpften. Simon war viel weniger gesprächig als jeder, mit dem Nirgal bisher die Zeit verbracht hatte. Es war, als ob man mit Hirokos Gruppe schwiege. Aber es endete nie. Das war Nirgal zuerst unbehaglich. Aber nach einer Weile fand er, daß es ihm Zeit ließ, die Dinge wirklich zu betrachten. Die unter der Kuppel kreisenden Möwen, die Blasen der Sandkrabben im Sand, die Kreise, die im Sand jeden Büschel Dünengras umgaben. Peter war jetzt wieder oft in Zygote und kam an vielen Tagen mit ihnen. Gelegentlich unterbrach sogar Ann ihre ständigen Reisen, besuchte Zygote und kam mit ihnen zusammen. Peter und Nirgal rannten umher und spielten Fangen oder Verstecken und Suchen, während Ann und Simon Arm in Arm über den Strand spazierten.
    Aber Simon war noch schwach und wurde immer schwächer. Es war schwer, darin kein moralisches Versagen zu sehen. Nirgal war nie krank gewesen und fand diesen Gedanken widerlich. Es konnte nur den Alten passieren. Und selbst von denen konnte man erwarten, daß sie durch geriatrische Behandlung gerettet werden könnten, wie sie ein jeder im Alter erhielt, so daß er niemals starb. Nur Pflanzen und Tiere starben. Aber Menschen waren auch Tiere. Sie hatten aber die Behandlung erfunden. Eines Abends, als er sich über diese Widersprüche wunderte, las Nirgal den ganzen Beitrag seines Nachschlagewerks über Leukämie, obwohl er so lang war wie ein Buch. Blutkrebs. Weiße Zellen vermehrten sich aus dem Knochenmark, überschwemmten den Organismus und griffen gesunde Systeme an. Man gab Simon Chemikalien und Bestrahlung und Pseudoviren, um die weißen Blutzellen zu töten, und versuchte, das kranke Mark in ihm durch das frische Mark von Nirgal zu ersetzen. Sie hatten ihm jetzt auch schon dreimal die Altersbehandlung gegeben. Auch darüber las Nirgal etwas nach. Das war ein Verfahren, bei dem man genetische Fehler suchte, gebrochene Chromosomen fand und reparierte, so daß Zellteilungsfehler

Weitere Kostenlose Bücher