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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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nicht mehr vorkamen. Aber es war schwierig, in Knochen mit Gruppen eingeführter Selbstheilungszellen einzudringen, und anscheinend waren in Simons Fall jedesmal kleine Bereiche von krebsbefallenem Mark zurückgeblieben. Kinder hatten bessere Genesungsaussichten als Erwachsene, wie der Leukämieartikel besagte. Aber mit den Altersbehandlungen und den Knochenmarktransfusionen war es sicher, daß es gutgehen würde. Es war einfach eine Sache der Zeit und des Spendens. Die Behandlung kurierte letztlich alles.
    »Wir brauchen einen Bioreaktor«, sagte Ursula zu Vlad. Sie arbeiteten daran, einen Ektogentank in einen solchen umzubauen. Sie füllten ihn mit schwammigem tierischem Kollagen und impften ihn mit Zellen aus Nirgals Mark in der Hoffnung, eine Anzahl von Lymphozyten, Makrophagen und Granulozyten zu schaffen. Aber das Zirkulationssystem funktionierte nicht richtig. Oder vielleicht war es die Matrix. Sie waren sich nicht sicher. Nirgal blieb ihr lebender Bioreaktor.
    Sax unterrichtete sie in Bodenchemie, wenn er vormittags der Lehrer war. Und er führte sie gelegentlich sogar aus dem Schulzimmer hinaus, damit sie in den Bodenlabors arbeiteten. Er fügte dem Sand Biomasse zu und fuhr ihn dann mit der Schubkarre zum Gewächshaus oder zum Strand. Diese Arbeit machte Spaß, ging aber an Nirgal vorbei wie im Schlaf. Er bekam flüchtig mit, wie Simon draußen hartnäckig spazierenging, und vergaß dabei alles, was sie machten.
    Trotz den Behandlungen waren Simons Schritte langsam und steif. Er ging krumm und schwang die Beine ziemlich steif nach vorn. Einmal holte Nirgal ihn ein und stand neben ihm auf der letzten Düne vor dem Ufer. Schnepfen liefen an dem nassen Strand vor und zurück, gejagt von weißen Schaumflocken. Simon deutete auf die Herde schwarzer Schafe, die zwischen Dünen Gras zupften. Sein Arm hob sich wie eine Bambuslatte. Der gefrorene Atem der Schafe strömte auf das Gras.
    Simon sagte zu Nirgal etwas, das er nicht mitbekam. Seine Lippen waren steif, und manche Worte konnte er nur mit Mühe aussprechen. Vielleicht war es dies, was ihn noch stiller machte als zuvor. Jetzt versuchte er es wieder und immer wieder; aber sosehr er sich auch bemühte, konnte Nirgal nicht raten, was er meinte. Schließlich gab Simon es auf und zuckte die Achseln. Danach sahen sie einander nur stumm und hilflos an.
    Wenn Nirgal mit den anderen Kindern spielte, so ließen sie ihn teilnehmen, hielten aber Distanz, so daß er sich in einer Art von Kreis bewegte. Sax machte ihm leichte Vorwürfe wegen seiner Geistesabwesenheit in der Klasse. »Konzentriere dich auf den Augenblick!« pflegte er zu sagen und zwang ihn, die Ringe des Stickstoffzyklus aufzusagen oder die Hände tief in den feuchten schwarzen Boden zu stecken, wenn sie da arbeiteten. Er wies ihn an, ihn zu kneten, die langen Stränge von Diatomeenflor aufzubrechen und die Pilze, Flechten und Algen und all die unsichtbaren Mikrobakterien, die sie gezüchtet hatten, und sie zwischen die rostigen Klumpen von Sand und Kies zu verteilen.
    »Verteilt sie so gleichmäßig wie möglich und paßt auf! Es kommt nur auf dies hier an. Dies hat eine sehr wichtige Eigenschaft. Schaut auf die Strukturen auf dem Schirm des Mikroskops! Das klare Ding hier wie ein Reiskorn ist ein Chemolithotroph, Thiobacillus denitrificans. Und das ist ein Klumpen von Sulfiden. Was wird nun passieren, wenn der erste den zweiten frißt?«
    »Es oxidiert den Schwefel.«
    »Und?«
    »Und denitrifiziert.«
    »Das ist?«
    »Nitrate werden zu Stickstoff. Aus dem Boden in die Luft.«
    »Sehr gut. Das ist eine sehr nützliche Mikrobe.«
    So zwang Sax ihn, auf den Augenblick zu achten, aber der Preis war hoch. Nirgal war mittags erschöpft, wenn die Schule aus war. Es war schwer, am Nachmittag etwas zu tun. Dann baten sie ihn, noch mehr Mark für Simon zu spenden, der stumm und verlegen im Krankenhaus lag und mit den Augen Nirgal um Entschuldigung bat, der sich zwang zu lächeln und die Finger um Simons bambusartigen Unterarm zu legen. »Es ist alles in Ordnung«, sagte er heiter und legte sich hin. Fast sicher machte Simon etwas falsch. Er war schwach oder schlapp und wollte irgendwie krank sein. Anders konnte man das nicht erklären. Sie steckten Nirgal die Nadel in den Arm, und der wurde taub. Sie stießen die intravenöse Nadel in seinen Handrücken, und nach einer Weile wurde auch der taub. Er lag auf dem Rücken als ein Teil der Struktur des Krankenhauses und versuchte sich so taub zu verhalten, wie er

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