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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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sehr heftig sein. Die protoglaziale Zone zog sich von der Höhenlinie von sechs oder sieben Kilometern bis fast zum Fuß der großen Vulkane hin. Das war kein guter Ort zum Bauen und auch nicht als Versteck für getarnte Wagen.
    Sie fuhren knapp über die Sastrugi und an zähen Lavahügeln entlang, die als Straßen dienten, nach Norden am Tharsis-Vulkan vorbei, der ungefähr so groß war wie Mauna Loa, obwohl er unter dem aufragenden Ascraeus wie ein Aschenkegel wirkte. In der nächsten Nacht entfernten sie sich vom Schnee und wandten sich nach Nordosten über Echus Chasma. Am Tage versteckten sie sich unter der riesigen Ostwand von Echus, nur ein paar Kilometer nördlich des alten Hauptquartiers von Sax auf der Spitze der Klippe.
    Die Ostwand von Echus Chasma war die höchste Stelle der Großen Böschung - eine drei Kilometer hohe Klippe, die tausend Kilometer schnurgerade nach Norden und Süden verlief. Die Areologen stritten sich noch über ihre Entstehung, da keine normale Kraft der Geländeformation imstande schien, sie geschaffen zu haben. Sie war einfach ein Bruch im Gewebe der Dinge, der den Boden von Echus Chasma von dem Hochplateau Lunae Planum trennte. Michel hatte in seiner Jugend Yosemite Valley besucht und erinnerte sich noch an diese hochragenden Granitklippen. Aber die Wand, die hier vor ihnen stand, war so lang wie der ganze Staat Kalifornien und auf dem größten Teil dieser Strecke drei Kilometer hoch, eine vertikale Wand, deren massive Flächen von rotem Fels kahl nach Westen blickten und bei jedem Sonnenuntergang wie die Flanke eines Kontinents erglühten.
    An ihrem nördlichen Ende wurde diese unglaubliche Klippe weniger hoch, und knapp über 20° Nord wurde sie von einem tiefen breiten Kanal durchschnitten, der nach Osten durchs Lunae Plateau verlief hinab zum Chryse-Becken. Dieser große Canyon war Kasei Vallis, eine der deutlichsten Manifestationen alter Überflutungen irgendwo auf dem Mars. Ein einziger Blick auf ein Satellitenfoto machte klar, daß eine sehr große Flut einstmals Echus Chasma heruntergeströmt war, bis sie eine Bresche in seiner großen Ostwand erreichte, vielleicht einen Graben. Das Wasser hatte sich durch dieses Tal direkt nach rechts gewandt und war mit phantastischer Kraft hindurchgebrochen. Dabei hatte es den Eingang bis zu einer glatten Kurve abgetragen, war über die äußeren Ufer der Biegung geschwappt und hatte an Verbindungen des Gesteins gerüttelt, bis sie ein komplexes Gitter enger Canyons bildeten. Ein zentraler Grat im Haupttal war zu einer langen Schleife einer tropfenförmigen Insel umgestaltet worden, die so hydrodynamisch wie ein Fischrücken geformt war. Das innere Ufer des fossilen Wasserlaufs wurde von zwei Canyons zerschnitten, die größtenteils nicht von Wasser berührt worden waren, gewöhnlichen Gräben, die zeigten, wie der Hauptkanal wahrscheinlich vor der Flut ausgesehen hatte. Die späteren Meteoriteneinschläge auf dem höchsten Teil des inneren Ufers hatten die Gestaltung des Terrains abgeschlossen und frische steile Krater hinterlassen.
    Vom Boden aus, wenn man langsam auf den Anstieg des äußeren Ufers hinauffuhr, war es ein rundliches Tal mit dem schleifenförmigen Grat und den runden Wällen der Krater auf dem Anstieg der inneren Bank als besonders auffälligen Merkmalen. Es war eine attraktive Landschaft, die in ihrer räumlichen Pracht an die Gegend von Burroughs erinnerte. Der große Streifen des Hauptkanals hatte eben erst begonnen, sich mit fließendem Wasser zu füllen, und würde ohne Zweifel einen seichten verzweigten Strom bilden, der über Kieseisteine lief und sich jede Woche neue Betten und Inseln grub ...
    Aber jetzt war es der Platz für das Gefangenenlager der Sicherheit der Transnationalen. Die beiden Krater auf dem inneren Ufer waren mit Kuppeln überspannt worden, wie auch große Teile des gitterartigen Geländes auf dem äußeren Ufer und ein Teil des Hauptkanals zu beiden Seiten der geschweiften Insel. Aber nichts davon wurde je im Fernsehen gezeigt oder in den Nachrichten erwähnt. Es war nicht einmal auf den Karten eingezeichnet.
    Aber Spencer war dort seit Baubeginn gewesen, und seine unregelmäßigen Berichte nach draußen hatten ihnen mitgeteilt, wofür die neue Stadt dienen sollte. In diesen Tagen wurden fast alle Personen, die man auf dem Mars für schuldig an Verbrechen befunden hatte, zum Asteroidengürtel hinausgeschickt, um ihre Strafen in Bergbauschiffen abzuarbeiten. Aber es gab Leute in der

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