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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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nach ihren Berechnungen einmal in tausend Jahren auftreten, glaube ich, können wir jederzeit erzeugen, wenn die Anfangsbedingungen Spitze sind.«
    »Guerilla-Klimatologie«, sagte Randolph mit Stielaugen. »Wie nennst du das? Klimatage? Angriffsmeteorologie?«
    Cojote tat, als ob er ihn nicht hörte, obwohl Michel ein kurzes Grinsen zwischen seinen Haarsträhnen bemerkte.
    Aber dieses System konnte nur bei den richtigen Anfangsbedingungen funktionieren. Man konnte weiter nichts tun als dazusitzen und zu warten und hoffen, daß sie sich entwickelten.
    Während dieser langen Stunden hatte Michel den Eindruck, daß Cojote sich durch seinen Bildschirm hindurch in den Himmel schleudern mochte. »Los!« drängelte der drahtige kleine Mann mit halber Stimme, die Nase gegen das Glas gepreßt. »Stoß zu, stoß zu! Komm über den Berg, du verdammter Wind! Pack zu und dreh dich zu einer dichten Spirale! Mach schon!«
    Er ging durch den verdunkelten Wagen, während die anderen zu schlafen suchten, und murmelte: »Schau, ja schau!« und zeigte auf Merkmale auf Satellitenfotos, die keiner der anderen sehen konnte. Er saß da und brütete über meteorologische Daten, kaute Brot und fluchte. Er pfiff wie ein Wind. Michel lag auf der benachbarten Pritsche, den Kopf in die Hand gestützt, und sah fasziniert zu, wie der wilde Mann durch den düsteren Wagen schlich, eine kleine, im Schatten liegende, eigenbrötlerische schamanenhafte Gestalt. Und der bärenhafte Brocken ihres Gefangenen hatte ein Auge offen und war ebenso wach, um diese nächtliche Szene zu erleben. Er rieb sich mit hörbarem Kratzen sein struppiges Kinn und schaute zu Michel, als das Flüstern weiter ging: »Los, verdammt, mach schon ... Puste wie ein Oktoberorkan!«
    Schließlich, am Ende des zweiten Tages ihres Wartens, stand Cojote auf und reckte sich wie eine Katze. »Es ist soweit. Die Winde sind da.«
    Während des langen Wartens waren einige Rote von Mareotis gekommen, um bei der Befreiung zu helfen; und Cojote hatte einen Angriffsplan mit ihnen ausgearbeitet, der auf Informationen beruhte, die Spencer geschickt hatte. Sie würden sich teilen und aus verschiedenen Richtungen auf die Stadt losgehen. Michel und Maya sollten einen Wagen auf das zerklüftete Terrain des äußeren Ufers fahren, wo sie sich am Fuß einer kleinen Mesa mit Sicht auf die Kuppeln der äußeren Bank verbergen konnten. Eine dieser Kuppeln barg eine medizinische Klinik, wo Sax während einiger Zeit festgehalten wurde - laut Spencer ein Ort mit angenehm geringer Sicherheitsstufe, wenigstens im Vergleich mit dem Gefängniskomplex der inneren Bank, wo Sax zwischen Sitzungen in der Klinik steckte. Sein Stundenplan war schwankend; und Spencer konnte nicht sicher sein, an welcher Stelle Sax sich zu einer bestimmten Zeit befinden würde. Als also der Wind kam, sollten Michel und Maya in die Kuppel der äußeren Bank eindringen und Spencer treffen, der bereit sein würde, sie zur Klinik zu führen. Der größere Wagen mit Cojote, Kasei, Nirgal und Art Randolph sollte auf der inneren Bank mit einigen Roten zusammentreffen. Andere Wagen der Roten würden ihr Bestes tun, damit der Angriff wie eine Attacke großen Stils aus verschiedenen Richtungen, besonders dem Osten, aussah. »Wir werden die Rettung schaffen«, sagte Cojote und machte ein finsteres Gesicht vor seinen Schirmen. »Der Wind wird den Angriff machen.«
     
    Also saßen am nächsten Morgen Maya und Michel in ihrem Wagen und warten auf den Wind. Sie konnten hinab über die äußere Bank bis zu dem gebogenen Grat blicken. Während des Tages konnten sie in die grünen Blasenwelten schauen unter den Kuppeln der äußeren Bank und dem Grat - kleine Terrarien, die den roten sandigen Streifen des Tals unter sich hatten und durch klare Verbindungsröhren und einige gewölbte Brückenrohre verbunden waren. Es sah aus wie Burroughs vor vierzig Jahren, erstes Teilstück einer Stadt, die einst ein großes wüstes Trockental ausfüllen sollte.
    Michel und Maya schliefen, aßen, saßen da und beobachteten. Maya marschierte im Wagen auf und ab. Sie war jeden Tag nervöser geworden und trabte jetzt wie eine Tigerin im Käfig, die das Blut einer Mahlzeit gerochen hat. Statische Elektrizität sprang von ihren Fingerspitzen, als sie Michels Nacken streichelte, so daß ihre Berührung schmerzte. Es war unmöglich, sie zu beruhigen. Michel stand hinter ihr, wenn sie im Fahrersitz Platz genommen hatte, und massierte ihr Schultern und Nacken, wie sie es bei

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