Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars
Sprechleitung wieder in ihr Armband. »Vielleicht werden wir es aufschlitzen müssen.«
»Kann sein. Laß uns die beiden Waffen zusammentun und es noch einmal versuchen! Dieses Material ist kräftig, aber mit dem Wind ... «
Sie trennten sich wieder und versuchten es noch einmal. Ihre Arme wurden über die Einfassung geschleudert, und sie prallten hart gegen die Betonmauer. Es folgte ein lauter Knall und dann ein schwächerer, danach ein zunehmendes Getöse und eine Reihe von Explosionen. Alle vier Schichten der Kuppelhaut blätterten ab zwischen den zwei Stützpfeilern und vielleicht entlang der ganzen Südseite, wodurch sicher das ganze Ding explodieren würde. Staub flog zwischen die schwach erleuchteten Gebäude vor ihnen. Fenster wurden dunkel, als Häuser ihre Lichter verloren. Manche schienen infolge des raschen Drucksturzes die Fenster einzubüßen, obwohl es nirgends so schlimm war, wie es einmal hätte sein können.
»Bist du okay?« fragte Michel über das Interkom. Er hörte, wie Maya den Atem durch die Zähne preßte. »Ich hab mir den Arm verletzt«, sagte sie. Über dem Brausen des Windes konnten sie den Alarm klingeln hören. »Laß uns Spencer finden!« sagte sie rauh. Sie richtete sich auf und wurde heftig über die Einfassung gestoßen. Michel folgte rasch, fiel drinnen hart hin und rollte gegen sie. »Los!« sagte sie. Sie stolperten in die Gefängnisstadt des Mars.
In der Kuppel herrschte das Chaos. Staub machte die Luft zu einer Art von schwarzem Brei, der in einem phantastisch schnellen Gießbach durch die Straßen brauste, so laut, daß Michel und Maya einander kaum hören konnten, selbst wenn sie ihr Telefonkabel verbanden. Die Dekompression hatte einige Fenster und sogar eine Wand herausgedrückt, so daß die Straßen mit Glasscherben und Betonbrocken übersät waren. Sie bewegten sich mit vorsichtigen Schritten Seite an Seite vorwärts und faßten sich oft an den Händen, um ihrer Positionen sicher zu sein. Maya riet: »Versuch dein infrarotes Helmsichtgerät!«
Michel schaltete es ein. Das Bild war gespenstisch. Die explodierten Häuser glühten wie grüne Feuer.
Sie kamen zu dem großen Zentralgebäude, in dem Sax nach Spencers Auskunft sein würde, und fanden, daß es auch an einer ganzen Wand hellgrün strahlte. Sie hofften, daß es Panzerwände aufwies zum Schutz der unterirdischen Klinik, wohin nach Spencers Aussage Sax gebracht worden war. Falls nicht, könnte ihr Rettungsversuch ihren Freund schon getötet haben. Das war alles durchaus möglich, urteilte Michel. Die über dem Boden befindlichen Stockwerke des Gebäudes waren Ruinen.
Und es war ein Problem, in die unteren Etagen zu gelangen. Vermutlich gab es einen Treppenschacht, der als Notschleuse diente; aber der war nicht leicht zu finden. Michel schaltete auf die allgemeine Frequenz und hörte mit, wie eine wilde Diskussion durch das Tal tobte. Die Kuppel über dem kleineren der zwei Krater auf der inneren Bank war weggeblasen worden, und es waren Hilferufe zu hören. »Wir wollen uns verstecken und sehen, ob jemand herauskommt«, sagte Maya über Telefon.
Sie legten sich hinter einer Wand hin und warteten, etwas vor dem Wind geschützt. Dann ging vor ihnen eine Tür auf, und Gestalten in Schutzanzügen rannten die Straße hinunter und verschwanden. Als sie fort waren, eilten Maya und Michel zu der Tür und traten ein.
Es war ein Korridor, dekomprimiert, aber die Beleuchtung brannte, und ein Paneel an einer Wand zeigte rote Lichter. Das war eine Notschleuse. Schnell schlossen sie die äußere Tür und setzten den kleinen Raum wieder unter Druck. Sie standen vor der inneren Tür und sahen sich durch staubige Visierscheiben an. Michel wischte seine mit einem Handschuh ab und zuckte die Achseln. Vorher im Rover hatten sie über diesen Moment diskutiert. Er war die Crux des Unternehmens; aber sie hatten nicht alles voraussehen oder planen können. Und jetzt war der Augenblick da, und das Blut raste in Michels Adern, als ob es von dem Wind draußen angetrieben würde.
Sie trennten die Telefonleitung wieder und zogen die Pistolen aus den Schenkeltaschen, die ihnen Cojote gegeben hatte. Michel schoß auf das Türschloß, und es ging zischend auf. Sie trafen auf drei Männer in Schutzanzügen, aber ohne Helme, die verängstigt aussahen. Michel und Maya schossen auf sie. Sie stürzten und blieben mit krampfhaften Zuckungen liegen.
Sie zerrten alle drei in einen Nebenraum und schlossen sie ein. Michel überlegte, ob sie zu
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