Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars
es sind.«
»Halt den Mund! Sie sind es, die uns quälen. Du hast ihnen nicht Einhalt geboten, und darum mußten wir es tun.«
Maya fluchte auf russisch, kroch zum Fahrersitz und startete den Rover. »Schick Cojote die Nachricht!« fauchte sie Michel an.
Michel versuchte sich zu erinnern, wie er das Radio bedienen mußte. Seine Hand löste mit einem Tastendruck die komprimierte Meldung aus, daß sie Sax hätten. Dann ging er wieder zu Sax, der auf der Couch lag und schwach atmete. Er stand unter Schock. Teile seiner Kopfhaut waren rasiert worden. Seine Nase war blutig. Spencer wischte sie vorsichtig ab und schüttelte den Kopf. »Sie benutzen Infrarotstrahlen und gebündelten Ultraschall«, sagte er betrübt. »Ihn da herauszunehmen, hätte ...« Er schüttelte den Kopf.
Der Puls von Sax ging schwach und unregelmäßig. Michel machte sich daran, ihm den Anzug auszuziehen. Dabei sah er, wie seine eigenen Hände sich wie schwimmende Seesterne bewegten. Sie waren von seinem Willen losgelöst. Es war, als ob er mit einem beschädigten Telemanipulator zu arbeiten versuchte. Er fühlte sich gelähmt, verletzt und schwindlig. Spencer und Maya brüllten sich wütend an und wurden richtig ärgerlich. Er konnte nicht verstehen, weshalb.
»Sie war ein Mistvieh!«
»Wenn man Menschen getötet hätte, weil sie Mistviecher waren, wärst du nie von der Ares heruntergekommen!«
»Hört auf!« sagte Michel leise zu ihnen. »Ihr beide.« Er begriff nicht ganz, was sie sagten; aber es war ganz deutlich ein Streit; und er wußte, daß er ihn schlichten müßte. Maya glühte vor Wut und Schmerz, kreischte und brüllte. Spencer brüllte zurück und zitterte am ganzen Körper. Sax lag noch im Koma. Ich werde mich wieder mit Psychotherapie beschäftigen müssen, dachte Michel und kicherte. Er arbeitete sich bis zu einem Fahrersitz durch und versuchte, die Steuerorgane zu verstehen, die unter dem schwarzen Flugstaub außerhalb der Windschutzscheibe trübe schimmerten. »Fahr los!« rief er Maya verzweifelt zu. Sie saß neben ihm und weinte heftig, beide Hände an das Lenkrad geklammert. Michel legte ihr die Hand auf die Schulter, aber sie stieß sie so heftig weg, daß er fast aus dem Sitz kippte. »Erzähle später!« sagte er. »Was geschehen ist, ist geschehen. Jetzt müssen wir nach Hause kommen.«
»Wir haben kein Zuhause«, krächzte Maya.
SECHSTER TEIL
TARIQAT
Der Große Mann kam von einem großen Planeten. Er war ebenso ein Besucher auf der Durchreise wie Paul Bunyan, als er ihn entdeckte und anhielt, um sich umzuschauen. Und er war noch da, als Paul Bunyan ankam. Und darum mußten sie kämpfen. Der Große Mann gewann zuerst, wie ihr wißt. Aber nachdem Paul Bunyan und sein großes blaues Stierkalb tot waren, war niemand da, mit dem man hätte reden können; und der Mars warfür den Großen Mann so, als ob er versuchen würde, auf einem Basketball zu leben. Also wanderte er eine Weile herum, zerlegte Dinge und versuchte, sie brauchbar zu machen. Dann gab er auf und verschwand.
Danach verließen die Bakterien im Innern von Paul Bunyan und seinem Stierkalb ihre Körper und trieben sich in der Tiefe in dem warmen Wasser herum, das über dem Urgestein lag. Sie fraßen Methan und-Wasserstqffsulfid und widerstanden dem Gewicht von Milliarden Tonnen Fels, als ob sie auf einem Neutronenplaneten lebten. Ihre Chromosomen begannen sich zu teilen, eine Mutation nach der anderen; und bei der Fortpflanzungsrate von zehn Generationen am Tag dauerte es nicht lange, bis das gute alte Gesetz vom Überleben der Tüchtigsten seine natürliche Auswahl traf. Es vergingen Milliarden Jahre. Und alsbald gab es eine ganze submarine Entwicklungsgeschichte, die sich durch die Risse im Regolith und die Zwischenräume von Sandkörnern nach oben in den kalten kahlen Sonnenschein hinaufarbeitete. Alle Arten von Kreaturen, das alles breitete sich aus. Aber alles war winzig klein. Es gab Raum im Untergrund und im Meer; und sobald sie an die Oberfläche stießen, wurden gewisse Muster geprägt. Aber es gab nicht viel, das da Wachstum ermutigt hätte. So entwickelte sich eine ganze chasmoendolithische Biosphäre, in der alles klein war. Die Wale hatten die Größe von Kaulquappen, die Sequoien wie Geweihflechten und so weiter. Es war, als ob das Verhältnis von zwei Größenordnungen, wonach die Dinge auf dem Mars immer hundertmal größer waren als ihre Entsprechungen auf der Erde, sich endgültig in die andere Richtung entschieden
Weitere Kostenlose Bücher