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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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und mit einer ausgehöhlten Steinplatte bedeckt, die thermisch so reguliert war, daß sie die gleiche Temperatur wie die Umgebung behielt; und an der Vorderachse war ein Bodensensor, der das Terrain prüfte und die Information an die Hinterachse weitergab, wo Kratz- und Formgeräte ihre Radspuren tilgten und Sand und Steine in den Zustand vor ihrer Passage versetzten. Darum konnten sie nicht so schnell fahren.
    Sie fuhren längere Zeit schweigend, obwohl Cojotes Schweigen anders war, als das von Simon gewesen war. Er summte und murmelte vor sich hin, redete mit leiser Singstimme zu seinem Computer in einer Sprache, die wie Englisch klang, aber völlig unverständlich war. Nirgal versuchte, sich auf die beschränkte Sicht durch das Fenster zu konzentrieren, und fühlte sich unbehaglich und schüchtern. Die Gegend um die Südpolkappe war eine Reihe breiter, flacher Terrassen; und sie fuhren von einer zur anderen hinab auf Routen, die dem Wagen einprogrammiert zu sein schienen. Eine Terrasse folgte der anderen, bis es schien, als ob die Polkappe auf einem hohen Piedestal ruhte. Nirgal starrte ins Dunkel, beeindruckt durch die Größe der Dinge, aber froh, daß es nicht so absolut überwältigend war wie bei seinem ersten Gang nach draußen. Das war schon lange her; aber er konnte sich noch immer genau an das umwerfende Erstaunen erinnern.
    Dies hier war nicht so. »Es scheint nicht so groß zu sein, wie ich erwartet hatte«, sagte er. »Ich nehme an, das liegt an der Krümmung des Landes. Es ist ein so kleiner Planet, und überhaupt... «
    Wie das Lesegerät sagte: »Der Horizont ist nicht weiter entfernt als eine Seite Zygotes von der anderen.«
    »Oho!« sagte Cojote und warf ihm einen Blick zu. »Laß lieber nicht den Großen Mann so etwas hören! Er würde dir dafür einen Tritt in den Hintern geben.« Und dann: »Wer ist dein Vater, Junge?«
    »Ich weiß es nicht. Hiroko ist meine Mutter.«
    »Hiroko treibt das Matriarchat zu weit, wenn du mich fragst«, knurrte Cojote.
    »Hast du ihr das gesagt?«
    »Darauf kannst du dich verlassen. Aber Hiroko hört mir nur zu, wenn ich Dinge sage, die ihr genehm sind.« Er kicherte. »So geht es jedem, nicht wahr?«
    Nirgal nickte, und ein Grinsen beendete seinen Versuch gleichgültig zu sein.
    »Willst du herausfinden, wer dein Vater ist?«
    »Sicher.« Eigentlich war er sich nicht sicher. Der Begriff >Vater< bedeutete ihm wenig; und er fürchtete, es könnte sich herausstellen, daß es Simon wäre. Peter war ihm schließlich wie ein älterer Bruder.
    »In Vishniac haben sie die Geräte dafür. Wir können es versuchen, wenn du möchtest.« Cojote schüttelte den Kopf. »Hiroko ist eigenartig. Als ich sie kennenlernte, hättest du nie erwartet, daß es so weit kommen würde. Natürlich waren wir damals jung - fast so jung, wie du jetzt bist, obwohl du dir das wohl schwer vorstellen kannst.«
    Was auch stimmte.
    »Als ich sie kennenlernte, war sie gerade eine junge Studentin der Öko-Ingenieurwissenschaften, so geschmeidig wie eine Gerte und scharf wie eine Katze. Nichts von dem Zeug von Muttergöttin der Welt. Aber allmählich fing sie an, Bücher zu lesen, die nicht ihre technischen Lehrtexte waren; und das ging immer weiter, und als sie zum Mars kam, war sie schon verrückt. Sogar schon davor. Das war für mich ein Glücksfall, denn darum bin ich hier. Aber Hiroko - oje! Sie war überzeugt, daß die ganze menschliche Geschichte von Anfang an schiefgelaufen wäre. In der Morgenröte der Zivilisation gab es, wie sie mir ganz ernsthaft sagte, nur Kreta und Sumer. Und Kreta besaß eine friedliche Handelskultur, die von Frauen betrieben wurde und voller Kunst und Schönheit war - wirklich eine Utopie, wo die Männer Akrobaten waren, die den ganzen Tag auf den Stieren turnten und nachts auf den Frauen. Sie schwängerten die Frauen und verehrten sie, und alle waren glücklich. Das heißt mit Ausnahme der Stiere. Indessen wurde Sumer andererseits von Männern regiert, die den Krieg erfanden, alles eroberten, was in Sicht war, und alle die Sklavenreiche gründeten, die danach gekommen sind. Und niemand wußte, wie Hiroko sagte, was geschehen wäre, wenn die beiden Reiche eine Gelegenheit gehabt hätten, um die Weltherrschaft zu ringen; denn ein Vulkan zerstörte das aufkommende Königreich Kretas, und die Welt ging in die Händfe Sumers über und ist dort bis auf den heutigen Tag geblieben. Wenn dieser Vulkan nur in Sumer gewesen wäre, pflegte sie mir zu erzählen, dann wäre alles

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