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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Hiroko: »Wir werden um Asyl bitten müssen. Ich denke, Dorsa Brevia hat den meisten Platz.«
    »Was ist mit dem Kongreß?« fragte Art, der durch die Erwähnung von Dorsa Brevia daran erinnert wurde.
    »Ich meine, wir brauchen ihn jetzt mehr denn je«, sagte Hiroko.
    Maya runzelte die Stirn und erklärte: »Es könnte gefährlich sein zusammenzukommen. Du hast einer Menge Leute davon erzählt.«
    »Das mußten wir«, sagte Hiroko. »Darauf kommt es ja gerade an.« Sie sah sich bei allen um; und nicht einmal Maya wagte, ihr zu widersprechen. »Jetzt müssen wir das Risiko auf uns nehmen.«
     

 
SIEBTER TEIL
 
 
WAS IST ZU TUN?
     
     

Die wenigen großen Gebäude in Sabishii waren mit poliertem Stein verkleidet, der nach Farben ausgesucht war, die auf dem Mars ungebräuchlich waren: Alabaster, Jade, Malachit, Jaspis, Türkis, Onyx, Lapislazuli. Die kleineren Gebäude waren aus Holz. Nachdem sie bei Nacht gefahren waren und sich bei Tage versteckt hatten, war es für die Besucher ein Vergnügen, im Sonnenschein zwischen niedrigen hölzernen Gebäuden spazierenzugehen, zwischen Platanen und Ahornbäumen, durch Steingärten und über breite Boulevards mit Rasen, vorbei an von Zypressen gesäumten Kanälen, die sich gelegentlich zu Teichen verbreiterten und von hoch gewölbten Brücken überspannt waren. Sie waren hier fast unter dem Äquator, und Winter bedeutete nichts. Sogar im Aphel blühten Hibiskus und Rhododendron, und Fichten und mancherlei Bambusarten schössen hoch in die warme, bewegte Luft empor.
    Die alten Japaner begrüßten ihre Besucher als alte und geschätzte Freunde. Die Issei von Sabishii trugen kupferne Jumper, gingen barfuß, hatten lange Pferdeschwänze und viele Ohrringe und Halsbänder. Einer von ihnen, kahl, mit einem schütteren weißen Bart und runzligem Gesicht, machte mit den Gästen einen Spaziergang, damit sie sich nach dem langen Fahren die Beine vertreten könnten.
    Er hieß Kenji und war der erste Japaner gewesen, der den Mars betreten hatte, obwohl das niemand mehr erwähnte.
    An der Stadtmauer sahen sie enorme Felsblöcke, die auf nahen Bergspitzen balancierten und phantastische Formen hatten.
    »Bist du jemals bei den Medusae Fossae gewesen?«
    Kenji lächelte nur und schüttelte den Kopf. Die Kami- Steine auf den Bergen waren durchsetzt von Zimmern und Vorratsräumen, wie er ihnen sagte. Und bei dem Labyrinth des Moholes würden sie jetzt sehr viel Leute unterbringen, zwanzigtausend an der Zahl, für die Dauer eines Jahres. Die Besucher nickten. Es schien möglich, daß das notwendig sein würde.
    Kenji führte sie in den ältesten Teil der Stadt zurück, wo man den Gästen Zimmer in dem ursprünglichen Komplex gegeben hatte. Die Räume waren kleiner und schlichter als die meisten Studentenapartments der Stadt und hatten eine Patina von Alter und Gebrauch, die sie mehr zu Nestern als zu Zimmern machte. Die Issei schliefen noch in einigen davon.
    Während die Besucher durch diese Räume gingen, sahen sie einander nicht an. Der Kontrast zwischen ihrer Geschichte und der von Sabishii war zu stark. Verwirrt, zerstreut und in sich gekehrt betrachteten sie das Mobiliar. Und nach dem Abendessen, als eine Menge Sake durch die Kehlen gelaufen war, sagte einer: »Ach, hätten wir doch nur etwas wie dieses gemacht!«
    Nanao fing an, eine Bambusflöte zu spielen.
    »Für uns war es leichter«, sagte Kenji. »Wir waren alle zusammen Japaner. Wir hatten ein Vorbild.«
    »Es sieht mir nicht sehr wie das Japan aus, an das ich mich erinnere.«
    »Nein. Aber das ist nicht das wahre Japan.«
    Sie nahmen ihre Tassen und ein paar Flaschen und stiegen über Treppen zu einem Pavillon hinauf oben auf einem hölzernen Turm dicht bei ihrem Wohnkomplex. Dort oben konnten sie auf die Bäume und Dächer der Stadt herabsehen und die zerklüftete Gruppe von Felsblöcken vor dem schwarzen Horizont erkennen. Es war die letzte Stunde der Dämmerung, und außer einem Lavendelstreifen im Westen zeigte der Himmel ein tiefes Mitternachtsblau, das großzügig mit Sternen besät war. In einem Hain aus Feuerahorn unten hing eine Kette von Lampions.
    »Wir sind die wahren Japaner. Was ihr in Tokio seht, ist transnational. Es gibt ein anderes Japan. Natürlich können wir nie zu ihm zurückkehren. Es war eine Feudalkultur in jeder Hinsicht und hatte Züge, die wir nicht akzeptieren können. Aber was wir hier tun, hat seine Wurzel in jener Kultur. Wir versuchen, einen neuen Weg zu finden, einen Weg, der den alten für

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