Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars
diesen Platz wiederentdeckt oder neu erfindet.«
»Kasei Nippon.«
»Ja, aber nicht bloß für den Mars! Auchfür Japan. Als ein Modell für sie. Verstehst du? Ein Beispiel für das, was sie werden können.«
Und so tranken sie Reiswein unter den Sternen. Nanao spielte seine Flöte, und unten im Park unter den Papierlaternen lachte jemand. Die Besucher saßen da, aneinandergelehnt, tranken und grübelten. Sie redeten einige Zeit über alle Zufluchtsstätten, wie unterschiedlich sie waren und wieviel sie dennoch gemein hatten. Sie wurden betrunken.
»Dieser Kongreß ist eine gute Idee.«
Die Besucher nickten in verschiedenem Maße von Zustimmung.
»Es ist genau das, was wir brauchen. Ich meine, seit wie vielen Jahren sind wir jetzt schon zusammengekommen, um Johns Fest zu begehen? Und das war gut. Sehr erfreulich. Sehr wichtig. Wir haben es um unserer selbst willen gebraucht. Aber jetzt ändern sich die Dinge schnell. Wir können nicht so tun, als wären wir ein Geheimbund. Wir müssen uns mit dem Rest von ihnen befassen.«
Einige Zeit redeten sie über Einzelheiten. Teilnehmer des Kongresses, Sicherheitsmaßnahmen, problematische Themen.
»Wer hat das Ei angegriffen - das Ei?«
»Ein Sicherheitsteam von Burroughs. Subarashii und Armscor haben eingerichtet, was sie eine Sabotageuntersuchungseinheit nennen. Und sie haben die Übergangsbehörde dazu gebracht, diese Maßnahme abzusegnen. Sie werden wieder in den Süden kommen. Da gibt es keinen Zweifel. Wir warten schon fast zu lange.«
»Sie haben die Institution - die Information - von mir?«
Ein Knurren. »Ihr solltet aufhören, euchfür so wichtig zu halten.«
»Das ist sowieso gleichgültig. Das liegt alles daran, weil wieder ein Aufzug in Betrieb ist.«
»Und sie bauen auch noch einen für die Erde. Und so ...«
»Wir sollten lieber handeln.«
Als dann die irdenen Sakiflaschen die Runde machten und leer wurden, gaben sie diese Ernsthaftigkeit auf und plauderten über das vergangene Jahr, Dinge, die sie in der Wildnis gesehen hatten, Klatsch über beiderseitige Bekanntschaften und neue Witze, die man gehört hatte. Nanao brachte ein Päckchen mit Ballons; und die füllten sie und stießen sie in die nächtliche Brise über der Stadt hinaus und sahen zu, wie sie zu den Bäumen und alten Wohnstätten hinunterschwebten. Sie reichten einen Zylinder mit Stickoxidul herum, taten Atemzüge und lachten. Die Sterne bildeten über ihren Köpfen ein dichtes Netz. Man erzählte Geschichten vom Weltraum und vom Asteroidengürtel. Sie versuchten, mit ihren Taschenmessern aufgestellte Holzstücke zu treffen, und versagten. »Dieser Kongreß wird etwas sein, das wir nema-washi nennen. Vorbereiten des Bodens.«
Zwei standen auf, umarmten sich und schwankten, bis sie das Gleichgewicht wiedergefunden hatten. Dann streckten sie ihre kleinen Tassen zu einem Toast hin.
»Nächstes Jahr auf Olympus.«
»Nächstes Jahr auf Olympus!« wiederholten die anderen und tranken.
* * *
E s war Ls 180, M-Jahr 40, als sie nacheinander in Dorsa Brevia eintrafen, einer nach dem anderen, in kleinen Wagen und Flugzeugen aus dem ganzen Süden. Eine Gruppe von Roten und Karawanenarabern kontrollierte die Ausweise der Leute im Vorfeld, und weitere Rote und Bogdanovisten waren in Bunkern rund um die Dorsa stationiert für den Fall, daß es Schwierigkeiten geben sollte. Aber die Sicherheitsexperten von Sabishii glaubten, daß man in Burroughs, Hellas oder Sheffield nichts von der Konferenz wußte. Und wenn sie erklärten weshalb, pflegten die Leute sich zu beruhigen; denn sie waren offensichtlich weit in die Räume der UNTA vorgedrungen und praktisch durch die ganze Struktur transnationaler Macht auf dem Mars. Das war ein weiterer Vorteil der Demimonde, sie konnten in beiden Richtungen agieren.
Als Nadia zusammen mit Art und Nirgal ankam, wurden sie zu ihren Gästequartieren in Zakros, dem südlichsten Segment des Tunnels, geführt. Nadia setzte ihr Gepäck in einem kleinen hölzernen Zimmer ab und spazierte durch den großen Park und dann in die weiter nördlich gelegenen Segmente. Sie fand alte Freunde und traf Fremde und fühlte sich voller Hoffnung. Es war ermutigend zu sehen, wie alle diese Leute, die so viele verschiedene Gruppen repräsentierten, in Scharen durch die grünen Parks und Pavillons strömten. Sie betrachtete die in dem Park beim Kanal sich drängenden Massen - etwa dreihundert Personen waren gerade in Sicht - und lachte.
Die Schweizer von Overhangs kamen an
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