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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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sie alle. Draußen in der Menge der Zuschauer waren die Vanuatuaner an einem Tisch und schenkten kleine Tassen mit Kava, Kaffee oder Tee ein. Art teilte diese aus an solche, die es wollten. Nadia lächelte bei seinem Anblick, wie er sich durch das Gedränge schon wie ein Sufi in Zeitlupe bewegte und von den Tassen mit Kava nippte, die er verteilte.
    Das Programm der Schweizer sollte mit einer Reihe von Arbeitsveranstaltungen beginnen, die in offenen Räumen durch ganz Zakros, Gournia, Lato und Malia verteilt waren. Alle würden aufgezeichnet werden. Beschlüsse, Empfehlungen und Fragen sollten als Basis für eine nachfolgende Diskussion bei einem der beiden allgemeinen laufenden Meetings dienen. Eine davon sollte sich ungefähr auf die Probleme der Erreichung von Unabhängigkeit konzentrieren und die andere auf das, was danach käme. Es ging um die Mittel und Ziele, wie Art bemerkte, als er kurz bei Nadia haltmachte.
    Als die Schweizer mit der Darlegung des Programms fertig waren, waren sie bereit anzufangen. Eine zeremonielle Eröffnung war ihnen nicht in den Sinn gekommen. Werner, der als letzter sprach, erinnerte die Leute daran, daß die ersten Workshops in einer Stunde anfangen würden - und das war es dann. Sie waren fertig.
    Aber ehe sich die Menge zerstreute, trat Hiroko hinter die Leute von Zygote und ging langsam in den Mittelpunkt des Kreises. Sie trug einen bambusgrünen Jumper und keinen Schmuck - eine hohe, schlichte Gestalt, weißhaarig und unbefangen. Und dennoch waren alle Augen fest auf sie gerichtet. Und als sie die Hände hob, standen alle auf, die gesessen hatten. In der folgenden Stille stockte Nadia der Atem. Sie dachte, wir sollten jetzt haltmachen. Keine Meetings. Dies hier ist gerade richtig, unsere gemeinsame Anwesenheit, unsere gemeinsame Verehrung für diese eine Person.
    Hiroko sagte, laut genug, daß alle es hören konnten: »Wir sind Kinder der Erde. Und dennoch stehen wir hier, in einem Lavatunnel auf dem Planeten Mars. Wir sollten nicht vergessen, ein wie seltsames Schicksal das ist. Leben ist überall ein Rätsel und ein kostbares Wunder; aber hier sehen wir noch besser seine heilige Macht. Laßt uns dessen jetzt eingedenk sein und unsere Verehrung darbringen.«
     
    Die Arbeitssitzungen fanden in Erkern statt, die in den Parks verstreut waren, oder in Räumen mit drei Wänden in den an diese Parks angrenzenden öffentlichen Gebäuden. Die Schweizer hatten kleine Gruppen zur Leitung der Workshops bestimmt; und die übrigen Konferenzteilnehmer besuchten die sie jeweils am meisten interessierenden Veranstaltungen, so daß es manchmal fünf Personen waren und manchmal fünfzig.
    Nadia wanderte während des ersten Tages von einem Workshop zum andern, die vier südlichsten Segmente des Tunnels auf und ab. Sie fand, daß eine ganze Anzahl Leute dasselbe taten, und erst recht Art, der alle Workshops beobachten zu wollen schien, so daß er an jeder Stelle nur ein paar Sätze mitbekam.
    Nadia geriet in einen Workshop, der die Ereignisse von 2061 diskutierte. Sie war interessiert, wenn auch nicht überrascht, unter den Teilnehmern Maya, Ann, Sax, Spencer und sogar Cojote zu finden sowie viele andere. Der Raum war dicht gefüllt. Sie nahm an: Die wichtigsten Dinge zuerst. Und es gab so viele bohrende Fragen zu '61: Was war geschehen? Was war schiefgegangen, und warum?
    Aber nach zehn Minuten Zuhören sank ihre Stimmung. Die Leute waren aufgeregt, ihre Beschuldigungen tief empfunden und bitter. Nadias Magen verkrampfte sich wie seit Jahren nicht mehr, als Erinnerungen an die mißlungene Revolte in sie eindrangen.
    Sie sah sich in dem Raum um und versuchte, sich auf die Gesichter zu konzentrieren und von den Gespenstern in ihrem Inneren abzulenken. Sax saß neben Spencer und beobachtete wie ein Vogel. Er nickte, als Spencer erklärte, 2061 hätte sie gelehrt, daß sie eine vollständige Erfassung aller militärischen Kräfte im System des Mars brauchen würden. Er sagte: »Das ist eine notwendige Vorbedingung für jede erfolgreiche Aktion.«
    Aber dieses Stück gesunden Menschenverstands wurde von jemandem niedergebrüllt, der darin einen Vorwand zu sehen schien, Aktion zu vermeiden - offenbar ein Neuling auf dem Mars, der sofortige Massensäuberung und bewaffneten Angriff auf die Städte forderte.
    Ganz lebhaft erinnerte Nadia sich an eine Diskussion mit Arkady über dieses Thema und konnte es plötzlich nicht mehr aushalten. Sie ging ins Zentrum des Raums.
    Nach einiger Zeit verstummten alle

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