Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars
Natürlich hatten er und Michel Hunderte von Stunden während Saxens Rehabilitierung verbracht; aber es erboste sie trotzdem.
Als er von ihrer bevorstehenden Reise zu Minus Eins hörte und fragte, ob er mitkommen dürfe, war sie darum sehr unangenehm überrascht. Aber Michel warf ihr blitzartig einen beschwörenden Blick zu; und Spencer fragte, ob auch er mitkommen könne, ohne Zweifel, um zu verhindern, daß sie Sax aus dem Luftschiff stoßen würde. Und so stimmte sie mürrisch zu.
Als sie dann einige Morgen später starteten, hatten sie >Stephen Lindholm< und >George Jackson< dabei, zwei alte Männer, über die Maya sich nicht bemühte, den anderen Auskunft zu geben, da sie sah, daß Diana, Rachel und Frantz alle wußten, wer sie waren. Die jungen Leute waren alle etwas gedämpft, als sie in die lange Gondel des Luftschiffs kletterten, weshalb Maya die Lippen mißmutig zusammenzog. Es würde nicht dieselbe Reise werden, wie sie ohne Sax geworden wäre.
Die Fahrt von Odessa zur Insel- Minus Eins dauerte etwa vierundzwanzig Stunden. Das Luftschiff war kleiner als die pfeilspitzenförmigen Behemothe der frühen Jahre. Dieses war ein zigarrenförmiges Vehikel, genannt Drei Diamanten; und die Gondel, welche den Kiel bildete, war lang und geräumig. Obwohl die ultraleichten Propeller stark genug waren, um einige Geschwindigkeit zu entwickeln und recht starken Winden zu widerstehen, kam es Maya doch vor wie eine kaum kontrollierte Drift. Das Summen der Motoren war unter dem Brausen des Westwindes kaum vernehmbar. Sie trat an ein Fenster und schaute nach unten, den Rücken Sax zugekehrt.
Der Blick aus den Fenstern war vom Moment des ersten Aufstiegs an wunderbar; denn Odessa bot in seiner Kuppel am nördlichen Abhang ein hübsches Bild mit seinen schrägen Ziegeldächern und belaubten Bäumen. Und nachdem man sich einige Stunden nach Südosten durch die Luft gepflügt hatte, bedeckte die Eis-Ebene des Beckens die ganze sichtbare Fläche der Welt, als ob sie über einen arktischen Ozean oder eine Eiswelt flögen.
Sie fuhren in etwa tausend Metern Höhe mit ungefähr fünfzig Kilometern in der Stunde dahin. Während des Nachmittags am ersten Tag war die zerklüftete Eislandschaft unter ihnen schmutzigweiß und reichlich gefleckt von Schmelztümpeln von himmelpurpurner Farbe, die gelegentlich wie Silber aufblitzten, wenn sie die Sonne spiegelten. Einige Zeit konnten sie im Westen ein Muster spiralförmiger eisfreier Stellen sehen, wo lange schwarze Streifen offenen Wassers die Stelle des überfluteten Moholes von Low Point anzeigten.
Bei Sonnenuntergang wurde das Eis zu einem Gewirr von Dunkelrot, Orange und Elfenbeinfarben mit Streifen aus langen schwarzen Schatten. Danach flogen sie durch die Nacht unter den Sternen über eine helle, rissige weiße Landschaft. Maya schlief unbequem auf einer der langen Bänke unter den Fenstern und wachte vor der Morgendämmerung auf, die ein neues Wunder an Farben darstellte. Das Purpur des Himmels erschien viel dunkler als das Rosa darunter, eine Umkehrung, die alles unwirklich erscheinen ließ.
Gegen Mitte des Morgens an diesem Tag kam wieder Land in Sicht. Über den Horizont schwebte ein Oval ockerfarbener, aus dem Eis ragender Berge, etwa hundert Kilometer lang und fünfzig breit. Diese Erhebung war das Gegenstück von Hellas zu dem zentralen Buckel, den man auf dem Boden mittelgroßer Krater fand, und hoch genug, um gut über dem geplanten Wasserspiegel zu bleiben. Damit erhielt das künftige Meer eine recht beträchtliche zentrale Insel.
Die Siedlung Minus Eins auf der Nordwestspitze des Hochlandes war von hier aus nicht mehr als eine Ansammlung von Startbahnen, Luftschiffmasten und einer unordentlichen Gruppe kleiner Gebäude, von denen einige unter einer kleinen Stationskuppel und die übrigen isoliert und ungeschützt dastanden, wie vom Himmel geworfene Betonklötze. Dort lebte niemand außer einem kleinen technischen und wissenschaftlichen Stab, obwohl Areologen ab und zu auf Besuch einfielen.
Die Drei Diamanten kurvte herum, machte an einem der Masten fest und wurde zu Boden gezogen. Die Passagiere verließen die Gondel durch eine Landebühne und wurden vom Leiter der Station zu einem kurzen Rundgang durch den Flughafen und den Wohnkomplex geführt.
Nach einem Dinner im Speisesaal des Habitats, das nicht der Rede wert war, zogen sie sich an und machten einen Spaziergang im Freien. Sie wanderten durch die verstreuten Nutzgebäude und bergab dahin, wo nach Aussage
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