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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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eines Einheimischen die endgültige Küste verlaufen würde. Als sie dort waren, stellten sie fest, daß aus dieser Höhe kein Bis zu sehen war. Bis zum nahen Horizont in einigen Kilometern Entfernung war alles eine sandige, mit Geröll übersäte Ebene.
    Maya schlenderte ziellos hinter Diana und Frantz her, der eine Romanze anzufangen schien. Neben ihnen ging ein anderes Paar, das auf der Station wohnte, beide noch jünger als Diana, Arm in Arm und sehr zärtlich. Sie waren beide gut über zwei Meter groß, aber nicht geschmeidig und gertenschlank wie die meisten jungen Eingeborenen. Dieses Paar hatte mit Gewichten hantiert, bis sie trotz ihrer Größe so stämmig waren wie Schwerathleten auf der Erde. Sie waren riesig und dennoch sehr leichtfüßig. Sie führten eine Art Felsblockballett über die zerstreuten Steine dieser leeren Küste auf. Maya sah ihnen zu und staunte wieder über die neue Spezies. Hinter ihr kamen Sax und Spencer, und sie sagte etwas darüber auf der alten Frequenz der Ersten Hundert. Aber nur Spencer sagte etwas über Phänotyp und Genotyp. Sax ignorierte die Bemerkung und ging zur Ebene hinunter.
    Spencer kam mit, und Maya folgte ihnen. Sie bewegte sich langsam über all den neuen Arten. Da gab es Grasbüschel auf dem Sand zwischen den Geröllsteinen und auch niedrige Blütenpflanzen, Unkraut, Kakteen, Büsche und sogar einige kleine verkrüppelte Bäume, an die Seite von Felsblöcken geschmiegt. Sax ging behutsam umher, bückte sich, um Pflanzen zu betrachten, und stand mit unsicherem Blick auf, als ob ihm das Blut aus dem Kopf geströmt wäre, als er in die Hocke gegangen war. Oder vielleicht war das eine Miene der Überraschung, wie Maya sie noch nie bei Sax gesehen hatte. Es war wirklich überraschend, hier draußen ein so üppiges Leben zu finden, wo niemand etwas angebaut hatte. Oder vielleicht hatten es die auf dem Flughafen stationierten Wissenschaftler getan. Und das Becken lag tief, war warm und feucht... Die jungen Marsleute weiter oben tanzten über alles hinweg und vermieden graziös die Pflanzen, ohne von ihnen irgendwie Notiz zu nehmen.
    Sax blieb vor Spencer stehen und neigte seinen Helm nach hinten, um in Spencers Gesichtsscheibe zu blicken. »Diese Pflanzen werden alle ertrinken«, sagte er mürrisch, fast als ob er eine Frage stellte.
    »Das stimmt«, sagte Spencer.
    Sax warf einen kurzen Blick auf Maya. Seine Hände in den Handschuhen waren erregt zusammengepreßt. Was, wollte er sie auch des Mordes an Pflanzen beschuldigen?
    »Aber die organische Substanz wird später Leben im Wasser erhalten, nicht wahr?« sagte Spencer.
    Sax sah sich bloß um. Als sein Blick sie streifte, sah Maya, daß er wie bekümmert zwinkerte. Dann machte er sich wieder auf den Weg durch den verschlungenen Teppich aus Pflanzen und Steinen.
    Spencer begegnete Mayas Blick und hob die Hände, als ob er sich dafür entschuldigen wollte, daß Sax sie ignorierte. Maya machte kehrt und ging wieder hangaufwärts zurück.
    Schließlich ging die ganze Gruppe den Hang auf einem spiraligen Grat nach oben, über die Minus-Eins- Kontur zu einem Buckel gleich nördlich der Station, wo sie hoch genug waren, um einen Blick auf das Eis am Westhorizont zu bekommen. Der Flughafen lag unter ihnen und erinnerte Maya an Underhill oder die antarktischen Stationen - ungeplant, ungegliedert, ohne jedes Gefühl für das, was die Inselstadt sicher werden würde. Während sie graziös über die Steine schritten, spekulierten die jungen Leute darüber, wie diese Stadt aussehen würde - eine Küstenferienstätte, dessen waren sie sich sicher, jeder Hektar bebaut oder mit Gärten, mit Bootshäfen in jeder kleinen Einbuchtung längs der Küste, mit Palmen, Stränden und Pavillons ... Maya schloß die Augen > und versuchte sich vorzustellen, was die jungen Leute beschrieben. Dann öffnete sie sie wieder und sah Fels, Sand und verkümmerte kleine Pflanzen. Nichts davon war ihr in den Sinn gekommen. Was auch immer die Zukunft bringen mochte, es würde für sie eine Überraschung sein. Sie konnte sich kein Bild davon machen, es war eine Art von jamais vu, das die Gegenwart bedrängte. Eine plötzliche Vorahnung des Todes überkam sie; und sie kämpfte darum, sie abzuschütteln. Niemand konnte sich die Zukunft vorstellen. Eine leere Stelle in ihrem Kopf bedeutete da nichts Das war normal. Nur die Anwesenheit von Sax störte sie und erinnerte sie an Dinge, an die zu denken sie sich nicht leisten konnte. Nein, es war ein Segen, daß die

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