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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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»Was ist mit Hiroko und den übrigen?«
    Aber Cojote war schon weg.
    »Ich glaube nicht, daß sie Hiroko geschnappt haben«, sagte Michel sofort. Er ging im Zimmer herum, ohne zu merken, daß er sich bewegte. »Weder Hiroko noch sonst jemand von ihnen! Wenn man sie gefangen hätte, so hätte die Übergangsbehörde das bestimmt verkündet. Ich wette, daß Hiroko die Gruppe wieder in den Untergrund geführt hat. Sie waren seit Dorsa Brevia nicht mit den Dingen zufrieden, sie sind eben nicht gut bei Kompromissen. Darum sind sie als erste abgehauen. Alles, was seither geschehen ist, hat nur ihre Ansicht bestärkt, daß sie uns nicht zutrauen können, die Welt zu erbauen, die sie anstreben. Also haben sie diese Chance genutzt, wieder zu verschwinden. Vielleicht hat sie der Überfall auf Sabishii gezwungen, dies zu tun, ohne uns zu benachrichtigen.«
    »Vielleicht«, sagte Maya und bemühte sich glaubhaft zu klingen. Das klang wie eine Ablehnung seitens Michels. Aber wenn es ihm half - wen kümmerte das? Und Hiroko war zu allem fähig. Maya mußte aber ihre Antwort plausibel und Maya-ähnlich machen, sonst würde er merken, daß sie ihn nur beruhigte. »Aber wohin würden sie gehen?«
    »Zurück ins Chaos, möchte ich annehmen. Viele der alten Zufluchtsstätten gibt es noch.«
    »Aber was ist mit dir?«
    »Sie werden es mich wissen lassen.«
    Er dachte darüber nach und sah sie an. »Oder vielleicht denken sie, daß du jetzt meine Familie bist.«
    So hatte er in jener ersten schrecklichen Stunde ihre Hand doch gespürt. Aber er schenkte ihr ein so trauriges schiefes Lächeln, daß sie zusammenzuckte und versuchte, ihn mit einer Umarmung an sich zu drücken, ihm richtig eine Rippe zu brechen, um ihm zu zeigen, wie sehr sie ihn liebte und wie wenig sie eine so traurige Miene liebte. »Damit haben sie recht«, sagte sie grob. »Aber sie müßten auf jeden Fall mit dir Kontakt aufnehmen.«
    »Das werden sie. Dessen bin ich mir sicher.«
    Maya hatte keine Ahnung, was 1 sie von dieser Theorie Michels halten sollte. Cojote war also wirklich durch das Labyrinth in der Halde entkommen und dürfte so vielen seiner Freunde geholfen haben, wie er konnte. Und Hiroko würde wahrscheinlich als erste auf dieser Liste stehen. Sie würde Cojote deshalb sicher das nächste Mal, wenn sie ihn traf, die Hölle heiß machen. Aber er hatte ihr vorher nichts erzählt. Tot, gefangen oder im Versteck, ganz gleich was - es war ein grausamer Schlag gegen die Sache, da Hiroko das natürliche Zentrum für einen so großen Teil des Widerstandes war.
    Aber sie war so eigenartig gewesen. Maya war, größtenteils unbewußt und ungewollt, nicht völlig unglücklich darüber, daß Hiroko von der Bildfläche verschwunden war, wie auch immer es dazu gekommen sein mochte. Maya war nie imstande gewesen, mit Hiroko zu kommunizieren und sie zu verstehen. Obwohl sie sie geliebt hatte, machte es sie nervös, daß eine so starke unberechenbare Kraft umherzog und die Lage kompliziert machte.
    Und es war beunruhigend gewesen, daß es unter den Frauen eine andere große Kraft gab, auf die sie absolut keinen Einfluß hatte. Natürlich wäre es schlimm, wenn ihre ganze Gruppe gefangen genommen oder, noch schlimmer, getötet worden wäre. Wenn sie sich aber entschlossen hatten, wieder zu verschwinden, war das gar keine so schlechte Sache. Es würde die Dinge vereinfachen zu einer Zeit, da sie verzweifelt um Vereinfachung bemüht waren, und würde Maya mehr potentielle Kontrolle über die kommenden Ereignisse geben.
    Also hoffte sie von ganzem Herzen, daß Michels Theorie stimmen möge, und nickte ihm zu und tat so, als ob sie auf eine reservierte realistische Weise seiner Analyse zustimmen würde. Und dann ging sie fort zur nächsten Versammlung, um wieder einmal eine Kommune wütender Eingeborener zu beruhigen. Es vergingen Wochen und dann Monate. Es schien so, als hätten sie die Krise überlebt. Aber auf der Erde wurde die Lage immer noch schlimmer; und Sabishii, ihre Universitätsstadt, das Juwel der Demimonde, stand unter einer Art Kiegsrecht. Und Hiroko war verschwunden. Hiroko, die ihr Herz war. Selbst Maya, die sich zunächst in gewisser Weise gefreut hatte, sie los zu sein, fühlte sich durch ihre Abwesenheit immer mehr bedrückt. Die Konzeption des Freien Mars war schließlich doch ein Teil der Areophanie gewesen - und sollte auf bloße Politik, auf das Überleben der Tüchtigsten reduziert werden ...
    Der Geist schien aus den Dingen gewichen zu sein. Und

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