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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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während der Winter verging und die Nachrichten von der Erde von eskalierenden Konflikten berichteten, stellte Maya fest, daß die Leute immer verzweifelter nach Zerstreuung strebten. Die Parties wurden lauter und wilder, die Corniche war eine nächtliche Orgie, und an besonderen Abenden wie Fastnacht oder Neujahr war sie mit allen Einwohnern der Stadt vollgestopft, die mit wilder Fröhlichkeit tanzten, tranken und sangen, unter den kleinen roten Mottos, die auf jede Wand gepinselt waren: ES FÜHRT KEIN WEG ZURÜCK! - FREIER MARS. Aber wie nur? Wie?
    Das Neujahr war in diesem Winter besonders wild. Es war M-Jahr 50; und die Leute feierten den großen Jahrestag stilvoll. Maya ging mit Michel die Corniche auf und ab und sah hinter ihrem Domino neugierig zu, wie die Reihen der Tanzenden in Wellen vorbeizogen. Sie schaute auf alle die langen jungen tanzenden Leiber, die Gesichter maskiert, aber zumeist bis zur Taille nackt wie aus einem alten indischen Bild. Brüste und Glieder graziös hüpfend zu dem neuen Calypso dröhnender Stahltrommeln ... Oh, es war wunderbar! Und diese jungen Fremden waren unwissend, aber schön. Wie schön! Und diese Stadt, die über der trockenen Wasserfront stand, hatte sie geholfen zu erschaffen ... Sie fühlte sich hineingezogen, vorbei am Äquinoktium und in den strahlenden Ansturm auf Euphorie. Vielleicht war es nur ein Vorfall in ihrer Biochemie, wahrscheinlich ausgelöst durch die trübe Lage der zwei Welten, entre chien et loup, aber jedenfalls war es da, und sie fühlte es in ihrem Körper. Also zog sie Michel in eine Tanzreihe und tanzte immer weiter, bis sie vor Schweiß glänzte. Es war ein großartiges Gefühl.
    Sie saßen eine Weile in ihrem Cafe beisammen. Das stellte sich geradezu als ein Treffen der Ersten Neununddreißig heraus. Sie, Michel und Spencer, Vlad, Ursula und Marina und Yela Zukov und Mary Dunkel, die einem Monat nach der Schließung aus Sabishii entkommen waren. Ferner Mikhail Yangel von Dorsa Brevia und Nadia, die von South Fossa herunter gekommen war. Sie waren ihrer zehn. »Eine dezimierte Anzahl«, wie Mikhail bemerkte. Sie bestellten eine Flasche Wodka nach der anderen, als ob sie die Erinnerung an die anderen neunzig ertränken könnten, einschließlich ihrer armen Farmgruppe, die bestenfalls wieder verschwunden, schlimmstenfalls aber ermordet worden war. Die Russen unter ihnen, die in dieser Nacht erstaunlich in der Mehrheit waren, begannen alle die alten heimatlichen Toasts auszubringen: Auf unsere Gesundheit! Laßt uns einen hinter die Binde gießen! Laßt uns saufen, bis uns die Augen übergehen! Laßt uns saufen, bis der Nabel glänzt! Laßt uns alles auslecken bis zum letzten Tropfen! Und so weiter und so weiter, bis Michel, Mary und Spencer erstaunte und entsetzte Gesichter machten. Mikhail sagte ihnen, das wäre wie mit Eskimos und Schnee.
    Und dann gingen sie wieder hinaus, um zu tanzen. Die zehn bildeten eine eigene Reihe und schlängelten sich riskant durch die jungen Leute. Fünfzig lange Marsjahre; und sie lebten noch und tanzten noch! Das war ein Wunder!
    Aber wie immer bei der nur zu sicher fälligen Schwankung von Mayas Launen kam am Gipfel der tote Punkt, der plötzliche Absturz. An diesem Abend war es, als sie hinter den anderen Masken die vom Rausch getrübten Augen bemerkte und sah, wie alle dabei waren, sich davonzumachen, und ihr Bestes taten, um sich in ihre private Welt zu flüchten, wo sie mit niemandem mehr Verbindung haben würden als mit dem/der Geliebten dieser Nacht. Und da gab es keine Unterschiede. »Laß uns nach Hause gehen!« sagte sie zu Michel, der noch im Takt der Musik vor ihr herumhüpfte und sich am Anblick all der jungen schlanken Leute von Mars erfreute. »Ich halte das nicht länger aus.«
    Er wollte aber bleiben und auch die anderen. Darum ging sie schließlich allein heim, durch das Tor, den Garten und die Treppe hinauf in ihr Apartment. Hinter ihr ertönte laut der Lärm der Feier.
    Und da an dem Schrank über der Spüle lächelte der junge Frank über ihren Kummer. Natürlich nimmt es diesen Verlauf, sagte der scharfe Blick des jungen Mannes. Auch ich kenne diese Geschichte und habe sie auf dem harten Weg gelernt. Geburtstage, Hochzeiten, glückliche Momente - sie verfliegen. Sie sind dahingegangen. Sie hatten nie etwas zu bedeuten. Das knappe, stechende und entschlossene Lächeln, und die Augen... Es war, als blickte man in die Fenster eines leeren Hauses. Mary stieß eine Kaffeetasse von der Anrichte. Sie

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