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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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zwischen Widerstandsgruppen hin und her zu eilen und sie zur Zustimmung zu bewegen. Das war seine Parteipolitik. »Aber warum gehen sie zu ihr?« fragte Maya.
    »Nun... du weißt, diese Einwanderer kommen an, und einige von ihnen hören von den Demonstrationen oder sehen eine«, erklärte Art. »Dann fragen sie herum und hören Geschichten, und manche hören, daß die Eingeborenen, wenn sie loszögen und sich an einer Demonstration beteiligten, sie deswegen gern haben würden. Verstehst du? Vielleicht könnten manche der jungen eingeborenen Frauen, die sie anhören, freundlich zu ihnen sein, nicht wahr? Sehr freundlich. Also machen sie mit in der Erwartung, daß vielleicht eines dieser großen Mädchen, wenn sie mithelfen, sie am Ende des Tages mit nach Hause nehmen wird.«
    »Oho!« sagte Maya.
    »Nun, du weißt doch. Das passiert bei einigen von ihnen.«
    »Und so bekommt Jackie alle die neuen Rekruten.«
    »Na ja, ich bin nicht sicher, ob das nicht auch für Nirgal eine Rolle spielt. Und ich weiß nicht, ob die Leute zwischen ihnen einen großen Parteienunterschied machen. Das ist ein feiner Punkt, dessen du dir mehr bewußt bist als sie.«
    »Hmm.«
    Sie erinnerte sich, daß Michel ihr einmal gesagt hatte, es käme ebenso sehr darauf an, für das zu argumentieren, was sie liebte, wie gegen das, was sie haßte. Und sie liebte Nirgal. Das war sicher. Er war ein wunderbarer junger Mann, der feinste Eingeborene von allen. Gewiß war es nicht recht, jene Arten von Motivierungen aufzustacheln, jene erotische Energie, die die Leute auf die Straßen lockte... Wenn die Menschen nur sensibler wären! Jackie tat ihr verdammt Bestes, sie in eine zweite ungeplante Revolte zu führen, deren Folgen verheerend sein konnten.
    »Ein Teil der Leute folgt auch dir, Maya.«
    »Was?«
    »Du hast mich gehört.«
    »Mach schon! Sei kein Narr!«
    Obwohl das ein hübscher Gedanke war. Vielleicht konnte sie den Kampf um Kontrolle auch auf diese Ebene ausdehnen. Allerdings hätte sie einen Nachteil. Eine Partei der Alten gründen. Nun, das waren sie ja praktisch schon. Das war damals in Sabishii ihre ganze Idee gewesen, daß die Issei den Widerstand übernehmen und auf den richtigen Weg leiten sollten. Und eine große Anzahl von ihnen hatte viele Jahre ihres Lebens gerade diesem Ziel gewidmet. Aber im Endeffekt hatte es nicht funktioniert. Sie waren an Zahl weit unterlegen. Und die neue Majorität war eine neue Spezies mit eigenen Gedanken. Die Issei konnten nur den Tiger reiten und ihr Bestes tun. Sie seufzte.
    »Müde?«
    »Erschöpft. Diese Arbeit bringt mich noch um.«
    »Gönn dir etwas Ruhe!«
    »Wenn ich zu diesen Leuten spreche, fühle ich mich manchmal wie ein vorsichtiger, konservativer, feiger Neinsager. Immer tu dies nicht, tu das nicht! Davon wird mir übel. Ich frage mich manchmal, ob Jackie nicht im Recht ist.«
    »Machst du Witze?« sagte Art mit großen Augen. »Du bist die einzige, die diese Show zusammenhält, Maya. Du und Nadia und Nirgal. Und ich. Aber du bist die mit der - der Aura.« Er meinte den Ruf als Mörderin. »Du bist bloß müde. Ruh dich etwas aus! Es ist gleich der Zeitrutsch.«
     
    In einer anderen Nacht weckte Michel sie auf. Auf der anderen Seite des Planeten hatten Sicherheitskräfte von Armscor, die Subarashii einverleibt worden sein sollten, der regulären Polizei von Subarashii die Kontrolle des Aufzugs entrissen; und in der Stunde der Ungewißheit hatte eine Gruppe von MarsErsten die neue Steckdose außerhalb Sheffield zu erobern versucht. Der Anschlag war fehlgeschlagen, die meisten des Sturmtrupps wurden getötet, und schließlich hatte Subarashii wieder die Kontrolle von Sheffield und Clarke und allem, was dazwischen lag, übernommen und auch noch von dem größten Teil von Tharsis. Jetzt war dort später Nachmittag, und auf den Straßen von Sheffield war eine große Menschenmenge erschienen, um gegen die Gewalt oder die Eroberung zu demonstrieren. Das war unmöglich zu sagen. Es hatte keinen Zweck. Maya sah mit Michel benommen zu, wie Polizeitrupps in Schutzanzügen und mit Helmen die demonstrierenden Massen zerteilten und mit Tränengas und Gummiknüppeln vertrieben. »Idioten!« rief Maya. »Warum tun sie das? Sie werden das ganze Militär der Erde auf uns hetzen!«
    Michel sagte, während er auf den kleinen Schirm schaute: »Es sieht so aus, als ob sie sich zerstreuten. Wer weiß, Maya? Bilder wie diese könnten das ganze Volk elektrisieren. Sie gewinnen diese Schlacht, büßen aber überall

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