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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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schneller denn je. Aber Maya glaubte, daß sie keine Woche auslassen dürfe. Später, sagte sie Ursula. Wenn dies alles vorbei ist.
     
    In manchen Nächten, wenn sie nicht schlafen konnte, las sie etwas über Frank. Sie hatte das Foto aus der Wohnung in Odessa mitgebracht, und es hing jetzt an der Wand neben ihrem Bett in dem sicheren Haus in Hunt Mesa. Sie empfand immer noch den Druck dieses elektrisierenden Blickes; und so las sie manchmal in den schlaflosen Stunden etwas über ihn und versuchte, mehr über seine diplomatischen Bemühungen zu erfahren. Sie hoffte, Dinge zu finden, in denen er gut gewesen war, um sie nachzuahmen, und auch das herauszubringen, was ihrer Meinung nach falsch gewesen war.
    Nach einem anstrengenden Besuch in Sabishii und der noch in seinem Haldenlabyrinth versteckten Kommune fiel sie eines Nachts in ihrem Apartment über ihrem Lektionar in Schlaf, das ein Buch über Frank gezeigt hatte. Dann wurde sie durch einen Traum über Frank aufgeweckt. Ruhelos ging sie hinaus ins Wohnzimmer des Apartments, holte sich einen Becher Wasser und fuhr fort, in dem Buch zu lesen.
    Es handelte besonders von den Jahren zwischen der Vertragskonferenz von 2057 und dem Ausbruch der Unruhen im Jahr 2061. Das waren die Jahre, in denen Maya ihm am nächsten gewesen war; aber sie erinnerte sich nur lückenhaft daran, wie in Lichtblitzen - Momente elektrischer Intensität, getrennt durch lange Perioden äußerster Finsternis. Und die Darstellung in diesem Buch zündete in ihr überhaupt keine Gefühle des Wiedererkennens, obwohl sie ziemlich oft im Text erwähnt wurde. Eine Art von historischem jamais vu.
    Cojote schlief auf der Couch und stöhnte in einem Traum auf. Dann erwachte er und sah sich um, um die Lichtquelle zu finden. Er tappte auf dem Weg zum Bad hinter ihr her und blickte ihr über die Schulter. »Ah«, sagte er bedeutungsvoll. »Man sagt viel über ihn.« Und er ging den Korridor hinunter.
    Als er zurückkam, sagte Maya: »Ich nehme an, du weißt es besser.«
    »Ich weiß über Frank manches, das viele nicht wissen. Soviel ist sicher.«
    Maya starrte ihn an. »Sag mir nichts! Auch du bist in Nicosia gewesen.« Dann fiel ihr ein, daß sie das irgendwo gelesen hatte.
    »Das war ich, jetzt, da du es erwähnst.«
    Er setzte sich schwer auf die Couch und starrte auf den Fußboden. »Ich habe Frank in jener Nacht gesehen, wie er Ziegelsteine durch Fenster warf. Er hat den Krawall eigenhändig gestartet.«
    Er schaute hoch und begegnete ihrem Blick. »Er sprach mit Selim el-Hayil im Apexpark etwa eine halbe Stunde, ehe John angegriffen wurde. Nun kannst du dir selbst ein Bild machen.«
    Maya biß die Zähne zusammen und sah auf das Lektionar, ohne ihn zu beachten.
    Er streckte sich auf der Couch aus und fing an zu schnarchen.
    Das war wirklich ein alter Hut. Und wie Zeyk klargemacht hatte, würde niemand je diesen Knoten entwirren, ganz gleich, was sie gesehen hatten oder nach ihrer Erinnerung gesehen zu haben glaubten. Niemand konnte so weit in der Vergangenheit einer Sache sicher sein, nicht einmal der eigenen Erinnerungen, die sich bei jeder Wiederholung leicht veränderten. Die einzigen Erinnerungen, denen man vertrauen konnte, waren jene ungebetenen Ausbrüche aus der Tiefe, die memoires involuntaires, die so lebhaft waren, daß sie wahr sein mußten. Sie betrafen aber oft unwichtige Ereignisse.
    Nein. Cojote war auch nur ein weiterer unzuverlässiger Zeuge wie alle anderen.
    Als die Worte des Textes wieder erschienen, las sie weiter.
     
    Chalmers' Bemühungen, den Ausbruch der Gewalt zu stoppen, waren nicht erfolgreich, weil er den vollen Umfang des Problems einfach nicht kannte. Wie die meisten der restlichen Ersten Hundert konnte er sich nie den vollen Umfang der Marsbevölkerung in den 2050er Jahren vorstellen, die damals bereits über einer Million lag. Und während er dachte, der Widerstand würde von Arkady Bogdanov geführt, weil er ihn kannte, bemerkte er nicht den Einfluß von Oskar Schnelling in Korolyov oder die weitverbreiteten roten Bewegungen wie Freies Elysium oder die namenlosen Verschwundenen, die zu Hunderten die etablierten Siedlungen verließen. Infolge von Unwissenheit und mangelnder Vorstellungskraft wandte er sich nur einem kleinen Bruchteil des Problems zu.
     
    Maya hielt inne, reckte sich und schaute zu Cojote hinüber. Was war nun wirklich wahr? Sie versuchte, sich in jene Jahre zurückzuversetzen und zu erinnern. Frank hatte es nicht gemerkt, oder doch? Mit Nadeln

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