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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Und für diese sogenannten Boone-Anhänger war Maya nichts weiter als eine alte Liebschaft dieses großen Mannes oder vielleicht der Grund dafür, daß er getötet wurde; eine fossile Odaliske, ein historisches Ärgernis, ein Objekt menschlichen Begehrens wie Helena von Troja, die von Faust wieder herbeizitiert wurde, substanzlos und geisterhaft. Ach, das war zum Verrücktwerden! Aber Maya behielt eine kühle Miene, stand auf und ging mit abgewandtem Gesicht in der Küche ein und aus. Sie tat, was Liebchen so machten, sie machte es den Leuten gemütlich und verpflegte sie gut. Mehr konnte sie im Moment nicht tun.
    Sie stand in der Küche und blickte aus dem Fenster auf die Dächer hinab. Sie hatte jeden Einfluß auf den Widerstand verloren, den sie je gehabt hatte. Das ganze Ding würde losgelassen, ehe Sax oder sonstweiche der übrigen, auf die es ankam, bereit waren. Jackie redete im Wohnzimmer geschwollen weiter daher, um eine Demonstration zu organisieren, die zehntausend, vielleicht fünfzigtausend Leute in den Park bringen könnte. Wer könnte das sagen? Und wenn die Sicherheit mit Tränengas, Gummigeschossen und Gummiknüppeln reagierte, würden Menschen verletzt und einige Personen getötet werden. Getötet ohne einen strategischen Zweck, Personen, die tausend Jahre hätten leben können. Und Jackie machte immer noch weiter, strahlend und begeistert. Sie brannte wie eine Flamme. Oben brach die Sonne durch eine Wolkenlücke wie helles Silber und verdächtig groß. Art kam in die Küche, setzte sich an den Tisch, schaltete seine KI ein und steckte das Gesicht hinein. »Ich habe auf dem Handgelenk eine Nachricht von Praxis daheim bekommen.« Er las den Schirm ab, wobei seine Nase ihn fast berührte.
    Maya fragte unsicher: »Bist du kurzsichtig?«
    »Ich glaube, nicht. O Mann! Ka bum. Ist Spencer da draußen? Hol ihn her!«
    Maya ging zur Tür und machte Spencer ein Zeichen. Er kam herein. Jackie ignorierte die Störung und redete weiter. Spencer setzte sich neben Art, der sich jetzt mit runden Augen und rundem Mund zurückgelehnt hatte, an den Küchentisch. Spencer las ein paar Sekunden und lehnte sich dann auch zurück. Er sah mit einer seltsamen Miene zu Maya hinüber und sagte: »Das ist es!«
    »Was?«
    »Der Auslöser.«
    Maya ging zu ihm hin und las über seine Schulter.
    Sie hielt sich an ihm fest in einer bizarren Empfindung von Schwerelosigkeit. Die Lawine war nicht mehr aufzuhalten. Sie hatte ihre Arbeit getan, wenn auch nur knapp. Im Moment des Versagens hatte sich das Schicksal gewendet.
    Nirgal kam in die Küche, um zu fragen, was los wäre, angezogen durch etwas in ihren leisen Stimmen. Art sagte es ihm; und seine Augen leuchteten auf. Er konnte seine Erregung nicht verhehlen. Er wandte sich an Maya und fragte: »Ist das wahr?«
    Sie hätte ihn dafür küssen können. Statt dessen nickte sie, da sie sich nicht zu sprechen getraute, und ging zur Tür des Wohnzimmers. Jackie war noch mitten in ihrer Ansprache, und es machte Maya die größte Freude, sie zu unterbrechen. »Die Demonstration fällt aus.«
    »Was soll das heißen?« fragte Jackie aufgebracht und ärgerlich. »Warum?«
    »Weil wir statt dessen eine Revolution haben.«
     

 
ZEHNTER TEIL
 
 
PHASENWECHSEL
     
     

Sie waren beim Pelikansurfen, als Lehrlinge, die am Strand auf und ab hüpften, sie alarmierten, daß etwas nicht stimmte. Sie flogen zurück zum Strand, steckten ihre Apparate in denfeuehten Sand und erhielten die Nachricht. Eine Stunde später waren sie am Flughafen und starteten kurz danach in einem kleinen Skunksworks-Raumflugzeug namens Gollum. Sie nahmen Südkurs, und als sie irgendwo über Panama dreißig Kilometer hoch waren, zündete der Pilot die Raketen. Sie wurden ein paar Minuten lang in ihre für hohes Ge berechneten Sitze gepreßt. Die drei Passagiere saßen in Cockpitsesseln hinter dem Piloten und Copiloten und konnten aus ihren Fenstern die Außenhaut des Flugzeugs sehen, die wie Zinn aussah und anfing zu glühen, was sich schnell in ein starkes Gelb verwandelte mit einer leichten Bronzetönung, immer heller, bis es aussah, als wären sie Sadrach, Mesach und Abed-Nego, die im Feuerofen saßen und keinen Schaden nahmen.
    Als die Haut an Glut verlor und der Pilot in Horizontalflug überging, befanden sie sich etwa hundertdreißig Kilometer über der Erdoberfläche und schauten auf den Amazonas hinunter und das schöne gebogene Rückgrat der Anden. Während des Fluges nach Süden erzählte einer der

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