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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Straßen zwischen Asphaltblocks und Gärten, zu Hunt Mesa und ihrer Wohnung unter dem Tanzstudio.
    Michel und Spencer waren nicht da; und längere Zeit stand sie einfach am Fenster und sah zu, wie die Wolken über die Stadt eilten. Sie versuchte, Michels Aufgabe zu übernehmen, nämlich ihre Launen zu bändigen und sich selbst in ein stabiles Zentrum zurückzuziehen. Von der Decke kamen kleine ungeordnete Klopftöne. Eine neue Klasse begann. Dann war das Klopfen im Gang vor der Tür, und zwar ziemlich laut. Sie ging hin. Ihr Herz pochte wie die Decke.
    Es waren Jackie und Antar, Art und Nirgal, Rachel und Frantz und der Rest der Ektogenen von Zygote, die hereinströmten und mit Schallgeschwindigkeit redeten, so daß sie sie nicht ganz verstehen konnte. Sie begrüßte sie so herzlich, wie sie konnte, da Jackie dabei war. Dann nahm sie sich zusammen und entfernte allen Haß aus ihren Augen und sprach mit allen, auch mit Jackie, über ihre Pläne. Sie waren nach Burroughs gekommen, um bei der Organisation einer Demonstration unten im Kanalpark zu helfen. Man hatte durch die Zellen Mitteilung gemacht, und sie hofften, daß auch viele der nicht angeschlossenen Bürger zu ihnen stoßen würden. Maya sagte: »Hoffentlich wird das keine Maßregelungen beschleunigen.«
    Jackie lächelte ihr zu, natürlich triumphierend. Sie sagte: »Bedenke immer, es führt kein Weg zurück.«
    Maya rollte mit den Augen und ging, um Wasser auf den Herd zu stellen. Sie versuchte ihre Bitterkeit zu unterdrücken. Sie würden mit allen Zellenleitern in der Stadt zusammenkommen; und Jackie würde das Meeting leiten und alle zu sofortiger Rebellion anstiften, ohne daß Sinn oder Strategie beteiligt waren. Und Maya würde nichts dagegen tun können. Die Zeit war leider vorbei, da sie ihr den Mist austreiben konnte.
    Also ging sie herum, nahm den Leuten die Mäntel ab, gab ihnen Bananen und stieß ihre Füße von den Sofakissen. Sie fühlte sich wie ein Dinosaurier unter Säugetieren, ein Dinosaurier in einem neuen Klima, unter flinken heißen Kreaturen, die ihr triumphierendes Einherstolzieren haßten, ihren langsamen Hieben trotzten und hinter ihrem nachschleppenden Schwanz Wettrennen veranstalteten.
    Art kam lässig heraus, um ihr beim Austeilen der Teetassen zu helfen, strubbelig und schlapp wie immer. Sie fragte ihn, was er von Fort gehört hätte, und er gab ihr den täglichen Bericht von der Erde. Subarashii und Consolidated wurden von fundamentalistischen Armeen angegriffen, von etwas, das wie eine fundamentalistische Allianz aussah, obwohl das nur eine Illusion sein konnte, da die christlichen und islamischen Fundamentalisten einander haßten und beide die fundamentalistischen Hindus verachteten. Die großen Metanationalen hatten die neue UN benutzt, um zu warnen, daß sie ihre Interessen mit entsprechender Stärke verteidigen würden. Praxis, Amexx und die Schweiz hatten auf Einschaltung des Weltgerichtshofes gedrängt und Indien desgleichen, aber sonst niemand. Michel sagte: »Mindestens haben sie noch Angst vor dem Weltgerichtshof.« Aber für Maya sah es eher so aus, als ob sich der Metanatricid zu einem Krieg zwischen den Wohlhabenden und den >Sterblichen< entwickelte, der viel explosiver sein könnte - totaler Krieg anstelle von Enthauptungen.
    Maya und Art besprachen die Lage, während sie den Leuten im Apartment Tee servierten. Ob Spion oder nicht, Art kannte die Erde und hatte ein scharfes politisches Urteilsvermögen, was sie hilfreich fand. Er war wie ein voll ausgereifter Frank. Stimmte das? Irgendwie wurde sie an Frank erinnert; und obwohl sie nicht genau sagen konnte, weshalb, gefiel es ihr irgendwie. Niemand sonst hätte eine Ähnlichkeit in diesem plumpen, listigen Mann gesehen. Es war ihre Auffassung und allein die ihre.
    Dann strömten noch mehr Leute in das Apartment, Zellenleiter und Besucher von außerhalb der Stadt. Maya saß hinten und hörte zu, als Jackie zu ihnen sprach. Ein jeder im Widerstand, dachte Maya beim Zuhören, war um seiner selbst willen dabei. Die Art, wie Jackie ihren Großvater als Symbol gebrauchte und wie eine Fahne schwenkte, um ihre Truppen zu sammeln, war widerlich. Nicht John war es gewesen, der ihr ihre Anhänger verschafft hatte, sondern ihre weiße pralle Bluse, dieses Luder! Kein Wunder, daß Nirgal von ihr entfremdet war.
    Jetzt redete sie ihnen dringend zu mit ihrer gewöhnlichen zündenden Botschaft, die enthusiastisch sofortige Rebellion empfahl ungeachtet der vereinbarten Strategie.

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