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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Verhaltensmuster zu finden und zu verstehen. Durch Praxis bekamen sie solche Mengen an Daten, daß sie vor dem Gegenteil des Problems standen, welches sie in der Krise vor '61 gehabt hatten - nicht zu wenig Information, sondern zu viel. Jeden Tag wurden die Schrauben in einer Vielfalt von Krisen enger angezogen; und Maya war oft am Rand der Verzweiflung. Einige Länder, die der UN angehörten, sämtlich Klienten von Consolidated oder Subarashii, verlangten, den Weltgerichtshof abzuschaffen, da seine Funktionen überflüssig wären. Die meisten Metanationalen erklärten sofort ihre Unterstützung für diese Idee; und da der Weltgerichtshof vor langer Zeit als eine Agentur der UN angefangen hatte, gab es Leute, die diese Aktion als legal erklärten und ihr eine gewisse historische Berechtigung zuschrieben. Aber das erste Ergebnis war der Abbruch einiger laufender Verfahren, was zu Kämpfen in der Ukraine und Griechenland führte. »Wer ist verantwortlich?« fragte Maya Art. »Gibt es jemanden, der so etwas veranlaßt?«
    »Natürlich. Einige Metanationale haben Präsidenten, und alle haben Verwaltungsräte. Sie kommen zusammen und besprechen die Dinge und entscheiden, welche Anweisungen zu erteilen sind. Das ist wie mit Fort und den achtzehn Unsterblichen bei Praxis, aber Praxis ist demokratischer als die meisten. Und dann ernennen die metanationalen Ausschüsse das Exekutivkomitee für die Übergangsbehörde. Diese trifft einige lokale Entscheidungen. Ich könnte dir die Namen nennen, aber ich glaube nicht, daß die so mächtig sind wie die Leute daheim.«
    »Macht nichts.« Natürlich waren Menschen verantwortlich. Aber niemand hatte die Kontrolle. Das war zweifellos auf beiden Seiten der Fall. Sicher war es beim Widerstand so. Sabotage, besonders gegen die Plattformen des Vastitas-Ozeans, war jetzt allgemein verbreitet; und sie wußte, wessen Idee das war. Sie sprach mit Nadia darüber, mit Ann in Verbindung zu kommen, aber Nadia schüttelte bloß den Kopf. »Keine Chance. Ich habe seit Dorsa Brevia nicht mehr mit Ann sprechen können. Sie ist eine der radikalsten Roten, die es gibt.«
    »Wie immer.«
    »Nun, ich denke, daß sie das früher nicht gewesen ist. Aber jetzt spielt das keine Rolle.«
    Maya schüttelte den Kopf und ging wieder an die Arbeit. Sie verbrachte jetzt immer mehr Zeit in Zusammenarbeit mit Nirgal. Sie nahm seine Weisungen entgegen und beriet ihn ihrerseits. Er bildete mehr denn je den besten Kontakt unter den Jungen und war auch der Einflußreichste und obendrein gemäßigt. Er wollte auf einen Auslöser warten und dann genau wie sie eine konzertierte Aktion organisieren. Und das war natürlich einer der Gründe, der sie zu ihm hinzog. Aber es lag auch an seinem Charakter, seiner warmen und fröhlichen Haltung und seiner Achtung vor ihr. Er hätte nicht stärker von Jackie verschieden sein können, obwohl Maya wußte, daß die beiden eine sehr enge und komplexe Beziehung hatten, die bis in die gemeinsame Kindheit zurückreichte. Aber sie schienen jetzt einander entfremdet zu sein, was ihr gar nicht unlieb war, und politisch höchst uneinig. Jackie war wie Nirgal eine charismatische Führungspersönlichkeit und rekrutierte große neue Scharen in ihren >Booneschen< Flügel von MarsErst, der sofortige Aktion befürwortete und sie daher mehr in die Richtung von Harmakhis als von Nirgal rückte, auf jeden Fall in politischer Hinsicht. Maya tat alles, was sie konnte, um Nirgal in dieser Spaltung unter den Eingeborenen zu unterstützen. Bei jeder Versammlung argumentierte sie für grün, gemäßigt, gewaltlos und zentral koordiniert. Aber sie sah deutlich, daß die Mehrheit der neuerdings politisierten Eingeborenen in den Städten von Jackie und MarsErst angezogen wurden, die im allgemeinen rot, radikal, gewalttätig und anarchisch waren. Jedenfalls sah sie es so. Und die zunehmenden Streiks, Demonstrationen, Straßenkämpfe und Sabotagen konnten ihre Analyse nur bestärken.
    Es waren aber nicht bloß die meisten der neuen eingeborenen Hinzugekommenen, die zu Jackie gingen, sondern auch Scharen unzufriedener Einwanderer, die zuletzt eingetroffen waren. Diese Tendenz verblüffte sie; und sie beklagte sich darüber bei Art, als sie eines Tages den Praxisbericht durchgegangen waren.
    »Nun«, sagte er diplomatisch, »es ist gut, so viele Einwanderer wie möglich auf unserer Seite zu haben.«
    Wenn er nicht gerade in direkter Verbindung zur Erde stand, verbrachte er natürlich viel seiner Zeit damit,

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