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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Passagiere, ein Geologe, den anderen beiden mehr über die Lage.
    »Die westantarktische Eisdecke ruhte auf Urgestein, das sich unter dem Meeresspiegel befindet. Es ist kontinentales Land, nicht Meeresboden; und unter Westantarctica befindet sich eine geothermisch sehr aktive Becken- und Grenzzone.«
    »Westantarctica?« fragte Fort zwinkernd.
    »Das ist die kleinere Hälfte mit der Halbinsel, die in Richtung Südamerika zeigt, und dem Ross-Eisschelf, Die westliche Eisdecke liegt zwischen den Bergen der Halbinsel und dem Transantarktischen Gebirge in der Mitte des Kontinents. Hier, sehen Sie her, ich habe einen Globus dabei.« Er holte aus der Tasche einen aufblasbaren Globus, ein Kinderspielzeug, blies ihn auf und reichte ihn im Cockpit herum.
    »Also die westliche Eisdecke hier ruhte auf dem Urgestein unter Meeresniveau. Aber das Land darunter ist warm, und es gibt dort unten einige Vulkane unter dem Eis. Darum ist das Eis am Boden etwas geschmolzen. Dieses Wasser mischt sich mit Sedimenten aus den Vulkanen und bildet eine Substanz aus Geschiebelehm, die man Tilit nennt. Es hat eine Konsistenz wie Zahnpasta. Wenn das Eis über dieses Tilit gleitet, bewegt es sich schneller als gewöhnlich. Deshalb befanden sich in der westlichen Eisdecke Eisströme, wie schnelle Gletscher, deren Ränder aus langsamerem Eis bestanden. Zum Beispiel lief der Eisstrom B täglich zwei Meter, während das Eis um ihn herum nur zwei im Jahr zurücklegte. Und B war fünfzig Kilometer breit und einen Kilometer tief. Er bildete also einen höllischen Strom, der zusammen mit etwa einem halben Dutzend anderer Eisströme in das Ross-Eisschelf lief.« Er bezeichnete diese unsichtbaren Ströme mit der Fingerpitze.
    »Hier - wo die Eisströme und das Eisschelf im allgemeinen sich vom Urgestein trennten und ins Rossmeer zu hinausschwammen - das nannte man die Auflauflinie.«
    »Ah«, sagte einer von Forts Freunden. »Globale Erwärmung?«
    Der Geologe schüttelte den Kopf. »Unsere globale Erwärmung hat auf all dies nur wenig Einfluß gehabt. Sie hat die Temperaturen und Meeresniveaus ein wenig angehoben; aber wenn das alles war, was geschah, hätte das hier keinen großen Unterschied ausgemacht. Das Problem ist, daß wir uns immer noch in der interglazialen Erwärmung befinden, die am Ende der letzten Eiszeit begann. Und diese Erwärmung schickt etwas, das wir einen thermischen Impuls nennen, durch die polaren Eisdecken nach unten. Dieser Impuls läuft seit achttausend Jahren nach unten. Und die Auflauflinie der westlichen Eisdecke hat sich seit achttausend Jahren landeinwärts bewegt. Und jetzt bricht einer der Vulkane unter dem Eis da unten aus. Eine große Eruption. Jetzt ungefähr drei Monate alt. Die Auflauflinie hat schon vor einigen Jahren angefangen, sich schneller zurückzuziehen, und befand sich dem ausgebrochenen Vulkan sehr nahe. Es sieht so aus, als hätte die Eruption die Auflauflinie direkt zu dem Vulkan gebracht; und jetzt fließt Meerwasser zwischen Eisdecke und Urgestein direkt in eine aktive Eruption hinein. Und so bricht die Eisdecke auf. Sie steigt hoch, gleitet ins Rossmeer hinaus und wird von Strömungen fortgetragen.«
    Die Hörer starrten auf den kleinen aufblasbaren Globus. Inzwischen befanden sie sich über Patagonien. Der Geologe beantwortete ihre Fragen und zeigte auf dem Globus auf bestimmte Stellen. Wie er ihnen sagte, hatte sich so etwas schon früher und sogar schon mehrmals ereignet. Westantarctica war Ozean, trockenes Land oder Eisdecke gewesen - viele Male in den Jahrmillionen, seit tektonische Bewegungen diesen Kontinent in seine heutige Position gebracht hatten. Und es schien etliche instabile Punkte in den langfristigen Temperaturänderungen zu geben - er nannte sie Instabilitätsauslöser -, welche im Lauf von Jahren massive Veränderungen bewirkt hatten. »Dieses klimatologische Zeug ist praktisch instantan, soweit es Geologen betrifft. Es gibt übrigens auch in der Eiskappe von Grönland überzeugende Hinweise darauf, daß sie sich binnen drei Jahren von glazial zu interglazial verändert hat.« Der Geologe schüttelte den Kopf.
    »Und diese Aufbrüche der Eisdecke?« fragte Fort.
    »Nun, wir denken, die könnten in ein paar hundert Jahren ablaufen, was übrigens noch sehr schnell ist. Ein Auslöseereignis. Aber diesmal macht der Vulkanausbruch es viel schlimmer. Sehen Sie hier, da ist der Bananengürtel.«
    Er zeigte nach unten; und sie sahen quer über der Drake- Meerenge eine schmale, vereiste,

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