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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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unglücklicherweise gefolgert, daß die Dinge auf der Erde sich wieder auf einer Spirale nach unten ins Chaos bewegen würden.
    Aber alle diese Krisen schrumpften zu Bedeutungslosigkeit, als Sax sie anrief, um ihr von dem Zusammenbruch der westantarktischen Eisdecke zu berichten. Sie nahm diesen Anruf an ihrem Pult in einem Bau-Anhänger entgegen und starrte auf das kleine Gesicht im Schirm. »Was meinst du mit zusammengebrochen?«
    »Sie hat sich vom Urgestein abgehoben. Ein Vulkan bricht aus. Sie rutschte ins Meer und wird durch Meeresströmungen zerbrochen.«
    Das Videobild, das er sendete, war ein Schnitt, der in Punta Arena aufgenommen war, einer chilenischen Hafenstadt, deren Docks verschwunden und Straßen überflutet waren. Dann kam ein Schnitt auf Port Elizabeth im südafrikanischen Azania, wo die Situation ziemlich dieselbe war.
    »Wie schnell ist das?« fragte Nadia. »Ist es eine Gezeitenwelle?«
    »Nein. Mehr wie eine sehr starke Springflut. Aber die wird nie mehr verschwinden.«
    »Also ist genügend Zeit zum Evakuieren, aber nicht genug, um etwas zu bauen«, sagte Nadia. »Und du sprichst von sechs Metern?«
    »Aber nur für die nächsten paar... Niemand weiß genau, wie lange. Ich habe Schätzungen gesehen, wonach nicht weniger als ein Viertel der Erdbevölkerung betroffen sein wird.«
    »Das glaube ich. O Sax ...«
    Eine weltweite panische Flucht auf höher liegendes Terrain. Nadia starrte auf den Schirm und fühlte sich wie gelähmt, als sie sich über das Ausmaß der Katastrophe klarer wurde. Die Küstenstädte würden unter Wasser stehen. Sechs Meter! Sie fand es schwer, sich vorzustellen, daß irgendeine mögliche Eismasse imstande sein könne, den Meeresspiegel nur um einen Meter anzuheben - aber sechs! Das war, wenn es dessen noch bedurft hätte, ein erschütternder Beweis dafür, daß die Erde doch gar nicht so groß war. Oder aber, daß die westantarktische Eisdecke riesig war. Nun, sie hatte ein Drittel des Kontinents bedeckt und war, wie die Berichte angaben, mehr als drei Kilometer dick. Das war eine Menge Eis. Sax sagte etwas über die ostantarktische Eisdecke, die anscheinend nicht bedroht war.
    Maya schüttelte den Kopf, um sich von diesem Geschwätz freizumachen, und konzentrierte sich auf die Nachrichten.
    Bangladesh würde man ganz evakuieren müssen, das waren dreihundert Millionen Menschen. Ferner die Küstenstädte Indiens wie Kalkutta, Madras und Bombay. Dann London, Kopenhagen, Istanbul, Amsterdam, New York, Los Angeles, New Orleans, Miami, Rio, Buenos Aires, Sydney, Melbourne, Singapore, Hong-Kong, Manila, Djakarta, Tokio ... Und das waren nur die großen Städte. An der Küste lebte eine Menge Leute, in einer Welt, die schon durch Überbevölkerung und abnehmende Ressourcen ernsthaft in Not war. Und jetzt wurden alle elementaren Bedürfnisse durch Salzwasser ertränkt.
    »Sax, wir sollten ihnen helfen«, sagte sie. »Nicht bloß... «
    »Es gibt nicht viel, das wir tun können. Und das können wir am besten tun, wenn wir frei sind. Erst das eine, dann das andere.«
    »Versprichst du das?«
    »Ja«, sagte er und sah überrascht aus. »Ich meine, ich werde tun, was ich kann.«
    »Darum bitte ich ja.« Sie dachte darüber nach. »Hast du auf deiner Seite alles bereit?«
    »Ja. Wir wollen mit Fernlenkgeschossen gegen alle Überwachungs- und Waffensatelliten anfangen.«
    »Was ist mit Kasei Vallis?«
    »Damit beschäftige ich mich gerade.«
    »Wann willst du losschlagen?« »Wie wäre es mit morgen?«
    »Morgen?«
    »Ich muß mich sehr bald um Kasei kümmern. Die Bedingungen sind gerade jetzt günstig.«
    »Was hast du vor?«
    »Laß uns versuchen, morgen anzufangen. Es hat keinen Sinn, Zeit zu vergeuden.«
    »Mein Gott!« sagte Nadia und dachte scharf nach. »Wir sind gerade dabei, hinter die Sonne zu gehen?«
    »Ja.«
    Diese Position vis-a-vis zur Erde hatte in diesen Tagen mehr symbolischen Charakter, da die Nachrichtenverbindungen durch viele Asteroidenrelais gesichert waren. Aber sie bedeutete doch, daß selbst die schnellsten Shuttles Monate brauchen würden, um von der Erde zum Mars zu gelangen.
    Nadia holte tief Luft und sagte: »Also los!«
    »Ich hoffte, daß du das sagen würdest. Ich werde die in Burroughs anrufen und Bescheid geben.«
    »Werden wir uns in Underhill treffen?« Das war ihr derzeitiger Treffpunkt in Notfällen. Sax befand sich in einem Refugium im Da Vinci-Krater, wo viele seiner Geschosse stationiert waren Darum konnten beide in Tagesfrist nach Underhill

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