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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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gebirgige Halbinsel, die in die gleiche Richtung zeigte wie der Schwanzfortsatz von Feuerland.
    Der Pilot kippte nach rechts und dann schwächer nach links und begann eine weite lässige Schwenkung. Während sie hinunterblickten, lag unter ihnen das aus Satellitenfotos vertraute Bild von Antarctica; aber alles war jetzt leuchtend gefärbt und gegliedert. Das Kobaltblau des Ozeans, die Gänseblümchenkette zyklonischer Wolkensysteme, die verwirbelt nach Norden zog, die schimmernde Masse des Eises und die Flottillen winziger Eisberge, weiß im Blau.
    Aber die vertraute Q-Gestalt des Kontinents in dem Gebiet hinter dem Komma der antarktischen Halbinsel erschien merkwürdig fleckig, mit klaffenden blauschwarzen Rissen im Weiß. Und das Rossmeer war sogar noch stärker zerrissen durch ozeanblaue Fjorde und ein radiales Muster türkisblauer Risse. Und vor der Küste des Rossmeeres schwammen tafelförmige Eisberge auf den Südpazifik zu, die wie davontreibende Stücke des Kontinents selbst aussahen. Der größte schien ungefähr ebenso groß zu sein wie die Südinsel von Neuseeland oder sogar noch größer.
    Nachdem sie einander die größten Tafelberge gezeigt hatten und auch die mannigfachen Merkmale der gebrochenen und verkleinerten Eisdecke (der Geologe zeigte, wo nach seiner Meinung der Vulkan unter dem Eis lag, aber das sah nicht anders aus als der Rest der Decke), setzten sie sich einfach wieder hin und beobachteten.
    Nach einer Weile sagte der Geologe: »Das da ist der Ronne-Eisschelf selbst und die Weddell-See. Ja, auch da gleitet etwas hinein. Da oben, wo McMurdo zu sein pflegte, auf der anderen Seite des Ross-Eises. Eis wurde über die Bucht gedrückt und hat die Siedlung überrannt.«
    Der Pilot begann eine zweite Runde um den Kontinent.
    »Welchen Effekt wird das haben?’«fragte Fort.
    »Nun, theoretische Modelle sprechen von einer Erhebung des Meeresniveaus um etwa sechs Meter.«
    »SechsMeter 1 .«
    »Nun, es wird einige Jahre dauern bis zum vollen Anstieg; aber es hat entschieden angefangen. Der Ausbruch dieser Katastrophe wird den Meeresspiegel binnen Wochen um etwa zwei oder drei Meter heben. Was von der Eisdecke übrigbleibt, wird binnen Monaten, höchstens weniger Jahre, aufschwimmen; und das wird zusätzliche drei Meter ausmachen.«
    »Wie könnte das den ganzen Ozean so sehr anheben?«
    »Es ist eine Menge Eis.«
    »So viel Eis kann es nicht sein!«
    »O doch. Das ist der größte Teil des Süßwassers in der Welt, da unter uns. Seien Sie bloß dankbar, daß die ostantarktische Eisdecke gut und stabil ist. Wenn sie abgleiten würde, erhöben sich die Meeresspiegel um sechzig Meter.«
    »Sechzig Meter sind eine ganze Masse«, sagte Fort.
    Sie beendeten eine neue Runde. Der Pilot sagte: »Wir sollten umkehren.«
    »Das reicht fiir jeden Strand in der Welt«, sagte Fort. »Ich meine, wir sollten wieder an unsere Arbeit gehen.«
     
    *  *  *

A ls die zweite Revolution auf dem Mars begann, war Nadia im oberen Canyon von Shalbatana Vallis. Man könnte in gewissem Sinne sagen, daß sie sie ausgelöst hat.
    Sie hatte South Fossa zeitweilig verlassen, um die Klause von Shalbatana zu inspizieren, die denen über Nirgal Vallis und in den Tälern von Ost-Hellas ähnlich war. Ein langes Kuppeldach über einer gemäßigten Ökologie mit einem Fluß, der den Boden des Canyons herunterströmte, in diesem Fall durch Pumpen aus dem Reservoir von Lewis, 170 Kilometer weit im Süden. Shalbatana bildete eine lange Reihe leichter S-Windungen, so daß der Talboden sehr malerisch wirkte. Aber der Bau der Kuppel war schwierig gewesen.
    Nichtsdestoweniger hatte Nadia das Projekt nur mit einem kleinen Teil ihrer Aufmerksamkeit geleitet. Der Rest blieb auf die sprunghaften Entwicklungen auf der Erde konzentriert. Sie war in täglicher Verbindung mit ihrer Gruppe in South Fossa und mit Art und Nirgal in Burroughs; und die hielten sie über alle jüngsten Nachrichten auf dem laufenden. Besonders interessierte sie sich für die Aktivitäten des Weltgerichtshofs, der versuchte, sich als Schiedsrichter in dem wachsenden Konflikt der Metanationalen von Subarashii und der Elfergruppe mit Praxis, der Schweiz und der sich anbahnenden Allianz von China und Indien zu etablieren. Er wollte, wie Art es ausdrückte, >als eine Art von Weltgericht fungieren. Diese Bemühung war aussichtslos erschienen, als die Krawalle der Fundamentalisten begannen und die Metanationalen sich auf die Selbstverteidigung vorbereiteten. Und Nadia hatte

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